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Digitales Brett, analoger Spaß

Videospiele wie das aktuelle „Moonbreaker“, „Gloomhaven“ oder „Dorfromantik“ verwischen die Grenze zwischen digitalem Videospiel und klassischem Brettspiel - ein sympathischer Trend.

Von Rainer Sigl

Mein Held, der Robotergeneral Extilior, ist der Schrecken des Schlachtfelds. Wenn ich mit ihm zum Rundumschlag aushole, haut es kleinere Gegner sofort um. Fünf Zentimeter groß ist mein Held, und aus Plastik, und er ist besonders hübsch geraten, denn immerhin habe ich ihn selbst bemalt. Zwar nur virtuell, aber doch.

Das Online-Multiplayer-Strategiespiel „Moonbreaker“ ist ein Videospiel, aber eigentlich ist es eine Liebeserklärung an ein sehr analoges Hobby, nämlich Tabletop-Wargaming. Bei diesen Spielen, berühmt sind da etwa Warhammer oder Battletech, geht es prinzipiell ums taktische Verschieben kleiner Plastik- oder Metallfiguren. Aber mindestens genauso sehr geht es ums haptische Drumherum, vor allem die liebevolle Gestaltung, Hege und Pflege meiner Miniaturkrieger. In „Moonbreaker“ darf ich nun endlich auch diesen handwerklichen Aspekt des Tabletop-Hobbys virtuell ausleben.

Ein Herz für Analog

„Moonbreaker“ sieht so aus und spielt sich wie ein echtes Tabletop-Game - der Einfachheit halber, und auch wenn hier meist ein klassisches Spielbrett fehlt, ordnen wir die der großen Brettspielwelt zu. Als digitales Game ist es bequem: Unter der Haube berechnet „Moonbreaker“ alles, was sonst von Hand gewürfelt oder aufgeschrieben werden muss.

Eigentlich könnte „Moonbreaker“ durchaus auch ein analoges Spiel sein, tatsächlich existiert es aber nur als Videogame. Allein darf man im „Fracht-Modus“ gegen den Computer antreten, das Herzstück des Spiels sind PvP-Kämpfe. Dass es trotz „normalem“ Verkaufspreis auch Mikrotransaktionen gibt, fällt nicht so sehr ins Gewicht: Alle Figuren lassen sich auch ohne Zusatzkäufe freischalten.

Während frühere Umsetzungen analoger Spiele viel Wert darauf gelegt haben, sich von ihren vermeintlich biederen Brettspielvorlagen abzuheben, ist heutzutage analog wieder hip. „Moonbreaker“ feiert seine Tabletop-Haptik richtiggehend; trotz hübscher Animationen will es im Grunde aussehen wie ein handfestes „echtes“ Spiel.

Vom Brett in den Computer und umgekehrt

Brettspiele sind absolut im Trend, und das seit Jahren - auch in Videospielen. Das geht vom erwähnten virtuellen Miniaturenmalen bis hin zu Games, die Brettspiele sozusagen 1:1 digital nachbauen. Das hyperkomplexe Strategie-Rollenspiel „Gloomhaven“ etwa hat Ende letzten Jahres eine Videospielversion bekommen. Die ist so nah am Brettspiel, dass man damit toll auch die analogen Spielregeln üben kann; das Zusammenspiel mit echten Menschen geht damit natürlich ebenso.

Das taktische Kärtchenlegespiel „Dorfromantik“ wiederum hat mit seinem Spielprinzip so viele Menschen begeistert, dass bald eine analoge, echte Variante zum Auf-den-Tisch-Legen davon herauskommen soll. Das ist beileibe nicht das erste Mal, dass zu Videospielen Brettspiele erscheinen, nur dass in diesem Fall schon das digitale Vorbild wie ein analoges Spiel funktioniert.

Analog, digital - eigentlich ist das ganz egal: Schön, dass die stetig wachsende Welt der Videospiele die gute, alte Brettspielwelt nicht nur nicht verdrängt hat, sondern sogar so wunderbar mit ihr symbiotisch koexistiert. Videospiele sind keine Konkurrenz für das Brettspiel-Universum - beides befruchtet einander gegenseitig und blüht und gedeiht.

Übrigens: Am Wochenende findet im Austria Center in Wien das Wiener Spielefest statt.

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