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John Cale & Weyes Blood

John Cale & Weyes Blood

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Der Song zum Sonntag: John Cale & Weyes Blood - „Story of Blood“

„Mercy“ wird das neue Album von John Cale heißen, das erste in einem Jahrzehnt. Im Song „Story of Blood“ hat das Velvet Underground-Gründungsmitglied die fantastische Natalie Mering alias Weyes Blood eingeladen.

Von Christoph Sepin

Ein Zeichen für Qualität ist consistency hat letztens jemand gesagt. Also wenn etwas schlüssig ist und zusammenhängend Sinn ergibt. Das könnte in einem Lied einfach nur derselbe Akkord oder Rhythmus sein, der über Minuten hinwegträgt, wär aber dann doch ein bisschen fad. Einen abwechslungsreicheren Zugang hat da schon John Cale mit seinem neuen Track „Story of Blood“.

Denn da beginnts mit softem Piano, wie aus der schummrigen Atlantic City-Bar oder vom neuen Album der Arctic Monkeys, dann biegt das alles aber doch ab. In ein anderes Genre, in industriell angetouchte Elektronik, behält aber das Wichtigste und bleibt konsistent: traumhaft melancholische Instrumentierung und Notenfolgen, denen man vertrauen kann. Diese Melodien kennt man, auch wenn man sie zum ersten Mal hört. John Cale weiß vermutlich, dass wir gerade alle sehr harmoniebedürftig sind und gibt uns das auch: Harmonien.

Da holt man sich am besten eine Person dazu, die sich durch ihren besonderen Zugang zu Harmonie auszeichnet: auch wenn Natalie Mering alias Weyes Blood in ihrer Musik dem Weltschmerz nicht abgeneigt ist, spielt Wohlklang eine große Rolle. Egal, was da für Instrumente benutzt werden. Standards der interessanten elektronischen Musik in diesem Song: Drohnen und Synthesizer,Brüche und Stopps und Neuanfänge. Ein Remix von sich selbst irgendwie, „Story of Blood“, oder zumindest vom anfangs einleitenden Piano.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Zehn Jahre hat der Velvet Underground-John Cale kein neues Album veröffentlicht. „Mercy“ wird die neue Platte heißen, die am 20. Januar erscheint. Barmherzig ist John Cale auch in den ersten Cuts davon, einladend und weltbauend. Man fühlt sich wohl in den Landschaften, die der Brite mit Tönen malt. Auch wenn das Vorbild für seine neuen Tracks jahrelang gesammelte Skizzen sind, die sich von unserer dystopischen Gegenwart beeinflussen lassen.

„This is the story, the story of blood“, singt Cale, im Hintergrund verwaschen die Stimme von Weyes Blood. „It starts in the heart, it moves all around, wakes you in the morning and brings you down“. Die Geschichte des menschlichen Kreislaufs also, von dem, was uns am Leben hält und unsere Körper füllt. „You see it coming, the thickness and the color. It moves all around, wakes you in the morning“.

„What I got from her was something else!“, sagt John Cale über das, was Weyes Blood zu seinem Song beigesteuert hat. „Once I understood the versatility in her voice, it was as if I’d written the song with her in mind all along. Her range and fearless approach to tonality was an unexpected surprise.“ Er sei an die Stimme von Nico erinnert gewesen, so Cale.

„Swing your soul“, singt er dann ruhig im Refrain vor sich hin und lädt uns dazu ein, genau das zu machen. Die Seele ganz langsam mitschwingen zu lassen, mit all den Ebenen und Melodien, wunderlichen Sounds, die kurz vorbeischauen und dann wieder wegfaden. „I’m standing here waiting, waiting in the morning“, heißt es dann hoffnungsvoll. Alles ein Kreislauf aus Morgen und Abend und allem dazwischen. Solche Lieder schreibt man also mit Leichtigkeit, wenn man seit knapp 60 Jahren Musik macht.

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