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Portrait Voodoo Jürgens

Voodoo Jürgens/Lotterlabel

song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Voodoo Jürgens - „Zuckerbäcker“

Was hätte man alles werden können? Zuckerbäcker zum Beispiel. Voodoo Jürgens singt im neuen Song von seiner Platte „Wie die Nocht noch jung wor“ von einem anderen Leben.

Von Christoph Sepin

Voodoo Jürgens – Österreich-Tour

2.12. Kulturforum Amthof Feldkirchen
3.12. Kuga Großwarasdorf
4.12. Rockhouse Salzburg
7.12. Konzerthaus Wien
9.12. Spielboden Dornbirn
10.+11.12. Treibhaus Innsbruck
14.12. Orpheum Graz
15.12. Posthof Linz
16.12. Kino Ebensee
17.12. Bertholdsaal Weyer
12.1. Kasematten Wr. Neustadt
13.1. Festspielhaus St Pölten

voodoojuergens.com

Vor Kurzem ist ein Film namens „Sachertorte“ rausgekommen. Darin zieht ein Mann von Berlin nach Wien, um eine Frau zu finden, die er in ersterer Stadt beim Currywurststand an der U-Bahn-Station kennengelernt hat. In Wien warten Klischees auf ihn: Bewohner*innen, die liebend gern und oft in die Oper gehen, unfreundliche Caféhauskellner und natürlich, schließlich hat der Film die Torte im Namen, das Thema süße Mehlspeisen.

Zuckerbäcker*innen, also neben Fiakerfahrer*innen die großen Stereotype der Wiener Berufsgruppen? Denen muss sich jemand annehmen, der mit solchen Abziehbildern kokettiert, aber es trotzdem hinbekommt, nicht wie eine Touristenattraktion zu klingen.

Voodoo Jürgens besingt seit eh und je die österreichische, die Wiener Seele und irgendwie geht sich das immer aus. David Öllerer hat in den letzten Jahren sein eigenes Genre geschaffen und das bisschen Punk ins Austro-Klischee gebracht.

„Wie die Nocht noch jung wor“ heißt das neue, retrospektiv betitelte Album von Voodoo Jürgens. Über das, was sein hätte können, erzählen Menschen gern spätnächtens in Beisln und Bars, wenn die Bierdeckel am Boden liegen und es eigentlich schon Zeit wird nachhause zu gehen, aber man doch nicht möchte. All that could have been, wär man doch nur irgendwie, irgendwo anders abgebogen.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Was sein hätte können auch das Thema im „Zuckerbäcker“. Voodoo hat nach der Schule selbst eine Lehre als Konditor begonnen, ist ihm halt aber doch ned ei gangen, David Öllerer ist Musikant geworden. Besser so, ist man beim Liederschreiben schließlich viel freier zu experimentieren. Das Problem beim Backen ist, im Gegensatz zum Braten, Grillen und Songs schreiben, dass man sich so streng an Rezeptvorgaben halten muss, damit es was wird mit Sachertorte oder Apfelstrudel.

Und Freiheit brauchen Voodoo und seine Band, die Ansa Panier. Damit sie Lieder schreiben können, zu denen man „schunkeln“ kann, die trotzdem was subversives, auch düsteres haben und die man anderswo als „Dark Cabaret“ bezeichnen würde. Seltsame Traumwelten und Protagonist*innen, Vampire sitzen im Musikvideo in der Kneipe und trinken Rotwein, am Karussell im Prater zischen Aschenbecher, Lebkuchen und Biergläser vorbei.

„Drei Jahre angschrien, drei Jahre am Arsch der Welt fahren“, so die Biografie des Zuckerbäckers. „I hätt immer gern gsungen, jetzt schrei i mit de Lehrbuam“, dann die Conclusio ein Leben später, wenn man selber das wird, was man eigentlich nie sein wollte. Vielleicht ein Aufruf zur Selbstbestimmung und zum ungewissen Künstlerleben, vielleicht auch einfach eine Geschichte aus dem Leben. Gewiss ist: das ist eine Welt, an der Voodoo Jürgens weiterhin bastelt, in der Totengräber*innen, Zuckerbäcker und Liedermacher durch die Straßen tanzen. Keine Sachertorte, doch eher eine nächtliche Käsekrainer.

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