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Bipolar Feminin

Apollonia Theresa Bitzan

Musiktipps fürs Popfest 2023

Bipolar Feminin, Ein Gespenst, Edna Million: Wen soll man wann am Popfest anhören? FM4 Redakteur:innen haben Empfehlungen für euch.

Von 27. bis 30. Juli findet das Popfest bei freiem Eintritt am und um den Wiener Karlsplatz statt. Mehrere Bühnen, Open Air, in Clubs, in der Technischen Universität, in der Karlskirche. Vom Nachmittag bis zum sehr, sehr späten Abend wird alles rund um den Platz bespielt werden, da weiß man oft gar nicht, was man sich wann anschauen sollte. Falls ihr auch zu den Menschen gehört, die sich denken: Wo soll ich da hin? Hier ein paar nicht exklusive Tipps aus der FM4 Redaktion zu ein paar besonders kostbaren Popfest-Bands.

Lisa Schneider empfiehlt Bipolar Feminin

Irgendwo auf diesen gelben Seiten steht: Wenn ihr irgendwo seid, und da hängt irgendwo ein Plakat, auf dem auch nur irgendwo „Bipolar Feminin“ draufsteht, kauft euch das Ticket und geht hin. Das alles stimmt immer noch, es wird jeden Tag sogar noch ein bisschen mehr wahr. Und obendrauf muss man fürs Popfest ja gar kein Ticket kaufen. Die Kreise, die diese tolle Band Bipolar Feminin zieht, werden immer größer, ganz einfach auch, weil die Hauptbestandteile ihrer Lieder neben der herrlichen Wut vor allem ein starkes, warmes Gemeinschaftsgefühl und die Lust genauso am Zerstören wie am Wiederaufbauen sind. Das Leben ist fürchterlich, wieso sollen wir’s nicht auch sein, Musik darf schon auch immer ein bisschen an Seelen und im Ohr kratzen. Auch das wissen die vier natürlich, sie haben’s in Blut, Gitarre, und unterm Herzen, und auch schon wieder deshalb wird ihr Seebühnenauftritt ziemlich sicher so ein Moment, über den man dann verliebt ins Tagebuch schreibt: Ich war dabei.

Bipolar Feminin, Freitag, 28.7., Seebühne

Christoph Sepin empfiehlt Ein Gespenst

Manchmal bin ich so nicht da, da kannst du durch mich durchschauen. Vor drei Jahren sind Elias Hirschl und Christopher Hütmannsberger als Ein Gespenst aufgetaucht und haben das umgesetzt, von dem wir damals in dunstigen Teenage-Proberäumen geträumt haben. Sie haben noch ein extra Post- vor den Post-Punk gehängt und machen Musik, die sie machen wollen. Gerade deshalb auch so relatable und düster-sympathisch. Wenn jemand ein Lied darüber singt, dass man nur aus Höflichkeit mittanzt, dann heißt das nicht nur, dass das schon öfter passiert ist, sondern man sich Gedanken darüber gemacht hat. Das einzige was schöner ist, als die Welt zu beobachten, ist es, die Beobachtungen hinzuschreiben. Wie war das nochmal mit gecancelten Bands? „Warum fühl ich etwas bei den Smiths, obwohl ich weiß, dass Morrissey ein Arschloch ist“, singt Elias Hirschl und erfindet damit das Genre Post-Coming-of-Age-Musik. Jemand, ich glaube Shirley Manson von Garbage, hat mal gesagt, Erwachsensein heißt, mehr als eine Emotion, Gedanken, Einstellung zur selben Sache zu haben. Ist halt so. „Das ist nicht das Ende, das ist nur eine Veränderung. Das ist keine Krise, das ist eine Phase der Selbstfindung“.

Ein Gespenst, Samstag, 29.7., Seebühne

Michaela Pichler empfiehlt Cousines like Shit

Die sinnvollsten Lieder dieser Welt tragen immer noch ein bisschen Unsinn zwischen den Zeilen. Und das schreibt sich die Familien-Band Cousines like Shit fett unterstrichen auf die wehenden Fahnen. Sprachverliebt und dadaistisch veranlagt haben sich die beiden (tatsächlichen) Cousinen Hannah und Laura Breitfuss zwischen Griechenland-Urlaub und Underground-Aufritten in New York City Songs erarbeitet, die wie Schmirgelpapier im Meerwasser klingen. So zumindest die Eigenbeschreibung. Beim Popfest kann man die mittlerweile zu einem Quartett gewachsene Band dabei beobachten, wie sie ihren Avant Trash live umsetzen, wie sie sich übers chaotisch-zerfranste Herz Kopfzerbrechen machen, Hype-Figur Barbie zur feministischen Heldin erklären oder Ohrwurm-Songs wie „Over Night“ in unsre Gehörgänge klopfen. Dafür wurden sie schon des Öfteren mit einer Mischung aus The Velvet Underground und The Moldy Peaches verglichen. Und was will man kurz vor Mitternacht am Popfest eigentlich mehr!?

Cousines like Shit, Freitag, 28.7. TU Prechtlsaal

Katharina Seidler empfiehlt Edna Million

Es hat nur ein paar Monate gedauert, bis aus einem Schneeball eine kleine Lawine, aus einer ersten Empfehlung ein Rutsch an Konzerten, Lobpreisungen und schließlich ein Gig in der Wiener Karlskirche wurde. Die 21-jährige Wiener Musikerin Edna Million hat sich ihren Artistnamen aus einem Tom Waits-Song geholt, nennt außerdem Patti Smith eine ihrer Heldinnen, und singt mit hierzulande wirklich einzigartiger Alt-Stimme dunkel-poetische Lieder über Hunde und Panther, Männer und Alltagsbeobachtungen, die natürlich immer das große Ganze im Blick behalten. Einstweilen noch als Vier-Track-EP einzig auf Spotify, zweifellos bald aber mit neuem Songfutter in größeren Release-Sphären unterwegs: Keine Frage, was letztes Jahr Oskar Haag war, wird beim diesjährigen Popfest Edna Million sein.

Edna Million, Sonntag, 30.7., Karlskirche

Edna Million

Luna Rosa Ceto

Melissa Erhardt empfiehlt UCHE YARA

Was für ein eigenartiger Zwischenraum, in dem sich Uche Yara seit ein paar Monaten bewegt. Gebucht auf Festivals quer durch Europa, Shows mit einer Bühnenpräsenz, als hätte sie nie in ihrem Leben etwas anderes gemacht, als wäre sie – buchstäblich – an der Gitarre klebend zur Welt gekommen, ausgestattet mit einem derartig heftigen Stimmorgan, das einem selbst die Sprache wegbleibt. Und trotzdem: Kein einziger offiziell veröffentlichter Song, keine Interviews, gar nichts. „Uche Yara startet sehr bald sehr durch, also hört euch diese Musikerin so bald wie möglich an“, schreibt Kollegin Alexandra Rodriguez-Breña gerade eben noch – und dieser Moment ist jetzt. Sagt nicht, wir hätten es euch nicht gesagt!

Uche Yara, das ist Popmusik der großen Klasse, so viel verraten uns die Songentwürfe und Snippets auf Soundcloud. Weil sich die 20-jährige Linzer-Wahlberlinerin etwas traut, weil wir ihre Hemmungslosigkeit in jeder Bass-Linie, in jedem Backing-Vocal, in jedem Gitarren-Riff spüren können. Das ist die Musik, nach der man craved, die man verschlingen möchte, weil so neu, so anders. Und dann muss das natürlich auch noch alles so verdammt ästhetisch sein. Das könnte eines der Konzerte werden, über das man in ein paar Jahren sprechen wird. Also wechselt mal ausnahmsweise auf Soundcloud oder TikTok, gebt euch die Perlen, die ihr dort finden werdet, und freut euch auf Donnerstag!

UCHE YARA, Donnerstag, 27.7., Seebühne

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