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Al Bird Sputnik

FM4 Schnitzelbeats

FM4 Schnitzelbeats: Library Music from Austria

“Library Music”? “Library Records”? Geht es hier um Musik für Bibliotheken? Sounds for Bookworms? Eine beseelte Liebesbekundung an die Schönheit des gedruckten Wortes? Aber nein, weit gefehlt!

Von Al Bird Sputnik

Zur Einführung und zwecks einer (kurzen) historischen Einordnung: Wenn man von Libraries spricht, dann ist damit Musik gemeint, die ursprünglich für den Einsatz in Rundfunksendungen oder in Werbefilmen konzipiert war. Musik, die nicht darauf abzielte, von Konsument:innen aktiv gehört zu werden und deren Urheber:innen – in den meisten Fällen – ungenannt blieben. Library Music war gedacht als Gebrauchsmusik zur Filmvertonung und gelangte häufig auch als Background-Musik zum Einsatz, beispielsweise im Radio- oder TV-Programm. Und da Sprecher:innen und Moderatoren:innen letztlich gut verständlich sein mussten, wurden diese akustischen Untermalungen – in den meisten Fällen – instrumental gehalten.

Seitdem es eine Tonträger-Industrie gibt, wurden diese Aufnahmen dann auch auf Schallplatten gepresst, um die Arbeit der Filmproduktionsfirmen und Rundfunkanstalten zu erleichtern: Womit wir jetzt beim Thema der Library Records wären. Zwischen den 1950er- und 80er-Jahren wurden unzählige Labels gegründet, die sich auf derartige Tonträger spezialisierten – ausgestattet mit Werbeslogans wie “Music specially recorded for Film, Radio and Television” oder “Radio, Television, Film and Advertising Backgrounds”. Klassische Library-LPs dieser Ära haben schlichte Artworks, sind häufig thematisch beschlagwortet (à la “Happy Sounds”, “Jazz Dramatic” oder “Driving Beat”) und sind nur mit einem Minimum an biographischen Informationen über ihre Urheber:innen versehen.

Die größten Märkte des Library Record-Booms entstanden damals in den USA, in Italien, England, Frankreich und Deutschland. Da diese LPs allerdings nicht in den regulären Einzelhandel gelangten und daher jeweils nur in überschaubaren Stückzahlen gepresst wurden, haben sich viele dieser Releases über die Jahre zu gesuchten Sammlerstücken entwickelt – beispielsweise in einer weltweit ansässigen DJ-Community. Und was gab’s da in Österreich? Sehr viel gutes Zeug, aber hört am besten selbst! Vorhang auf für die heutige Ausgabe der FM4 Schnitzelbeats: Library Music from Austria.

Cover ORF

ORF

ORF BIG BAND - Safari

Produziert in einer Zeit, als das größte Medienunternehmen des Landes tatsächlich noch das Geld hatte, ein ganzes Jazz-Ensemble im Haus zu beschäftigen, ist die Nummer “Safari” im Jahr 1973 entstanden. Orchestriert vom legendären Johannes Fehring, ist dieses Souljazz-Instrumental stellvertretend zu sehen für eine Vielzahl an groovenden Funk-Perlen, die damals von der ORF Big Band eingespielt worden sind. Und häufig verlieh ihr farbenfrohes Sounddesign den Produktionen anderer Künstler:innen noch den letzten Schliff, man denke nur an die “Glock’n” von Marianne Mendt.

Cover Kovac

Selected Sound

ROLAND KOVAC - King Size

Neben der ORF Big Band ist auch der Wiener Jazzmusiker Roland Kovac stets zu nennen, wenn es um österreichische Library Music auf internationalem Niveau geht. In den 1950ern noch mit der Jazz-Combo von Hans Koller auf Europa-Tournee unterwegs, hat sich der umtriebige Pianist in den 70er-Jahren exklusiv auf Filmvertonungsmusik spezialisiert, die damals vom Hamburger Label Selected Sound herausgegeben wurde. Erstaunlicherweise funktionieren die Library-Tonträger von Roland Kovac aber nicht nur im funktionalen Sinne der Gebrauchsmusik, sondern machen auch als “richtige Alben” gute Figur, wie beispielsweise sein Werk “King Size” (in Begleitung der ORF Big Band) schön veranschaulicht.

Cover Heinz

Music Pool Austria

HYDROGEN - Cheaters Theme

Wir machen einen Zeitsprung in die 1980er-Jahre, wo wir auf den – inzwischen weltbekannten – Filmkomponisten Gerhard Heinz treffen. Von der Soletti-Reklame bis hin zum Erotik-Kassenschlager “Josefine Mutzenbacher” hat der Wiener fast alles vertont, was es damals zu vertonen gab. Kein Wunder also, dass auch einige ausgekochte Library-Arbeiten dabei waren. Wir hören Gerhard Heinz (hier unter dem Alias „Hydrogen“) mit einem Stück futuristischer Space-Disco: “Cheaters Theme” aus dem Jahr 1981.

Cover Marionettes

Lion Baby Records

MARIONETTES - Reggae Music

Wie einige andere österreichische Musikproduktionen, ist auch die kleine Wiener Plattenfirma Lion Baby im Laufe der 80er-Jahre ins Geschäft der Library Music eingestiegen. Dabei wurden Songs, die schon mal mit Vocals veröffentlicht worden waren, vom Label einfach nochmal in instrumentalen Versionen herausgegeben. So wie hier: Der Song “Reggae Music” ist eigentlich schon 1981 von der Band Marionettes auf den Markt gebracht worden – und dann etwas später ein zweites Mal auf dem Library-Sampler “Instrumentalmusik”. Die Nummer ist jedenfalls ein Electro-Reggae-Glanzstück erster Garnitur und könnte noch viele Rare Grooves-Enthusiasten schwindlig machen.

In diesem Sinne: Gutes Diggen & bis zum nächsten Mal!

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