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Alex Gotter

‚Trespassing By‘ von Naked Cameo: Feiner Indie-Rock

Mit einem starken Debüt und Millionen von Streams haben Naked Cameo schnell Erfolge gefeiert. Jetzt, fünf Jahre später, gibt es das zweite Album. Und da heißt’s Indie-Rock statt Synth-Pop.

Von Livia Praun

Dass eine Band aus Oberösterreich mit ihrem Debütalbum mehr als zwanzig Millionen Streams auf Spotify erzielt, ist äußerst besonders - und das haben Naked Cameo vor fünf Jahren geschafft. Mit ihrem Synth-Pop (produziert von Marco Kleebauer) gehen sie damals durch die Decke, neben dem Streaming-Erfolg gibt es große Auftritte und Nominierungen für Newcomer-Awards.

Jetzt, eine Pandemie und viele Veränderungen später, klingen Naked Cameo auf ihrem neuen Album „Trespassing By“ ganz anders. Und sie funktionieren auch ganz anders, wie sie im FM4-Interview erzählen.

Pandemie sorgt für Stillstand

Die Pandemie hat die Band nämlich in eine Krise gestürzt. „Wir haben uns einfach nicht gesehen“, erzählt die Pianistin Maria Solberger. „Wir haben kurz probiert uns Projekte zuzuschicken und so. Aber das haben wir nach einer Woche aufgegeben.“

Es gibt kaum Kontaktpunkte mit den Bandkolleg:innen - aber auch keine mit den Fans. Gestreamte Konzerte in leeren Sälen und stark reduzierte Sitzkonzerte setzen der Band zu. Die Inspiration dafür, Musik zu machen, fehlt. Sänger und Gitarrist Lukas Maletzky hat sich mit der Situation auch schwer getan: „Um so richtig als Band, als Naked Cameo, Musik zu machen, da ist es nötig, dass man gemeinsam im selben Raum ist.“

Einige Zeit herrscht Stillstand, die Band ist sich nicht sicher, wie es weitergehen soll. Doch dann: „Ich weiß noch dieser Moment, wo wir uns nach dem ersten Lockdown wieder getroffen haben. Das war so ein arges Gefühl, wieder gemeinsam zu spielen.“, erzählt Maria Solberger. Die Freude daran wieder gemeinsam Musik zu machen ist immens. Und führt letzten Endes auch zu dem neuen Sound von Naked Cameo.

Weg mit den Synths, her mit der Gitarre!

Die neuen Songs sind geprägt von einem sehr rockigen, direkten Sound mit viel Gitarre und weniger Synths als davor. Die Band hat durch ihre Post-Pandemie-Reunion ihre Liebe zum Band-Sound entdeckt. Und auch dazu, zusammen zu spielen und gemeinsam an den Songs zu arbeiten - von Anfang bis Ende.

Damit hat sich die Arbeitsweise von der Band stark verändert. Die Instrumente und Vocals werden jetzt nicht mehr getrennt voneinander ausgetüftelt und aufgenommen, sondern die Band steht gemeinsam im Studio und spielt den Song in einem Take durch. „Das ist gar nicht so einfach“, sagt Lukas und lacht: „Da muss man sich richtig konzentrieren.“ Statt Perfektion ist ihnen bei diesem Album die Energie wichtig gewesen: „Wenn du den perfekten Take für die Drums machst - okay, dann hast du die Drums fertig. Aber du hörst den Song nicht im Raum, du spürst ihn nicht.“

Naked Cameo bild

Leah Valentina

Selten an einem Ort vereint: Die Bandmitglieder von Naked Cameo

Von Berlin über Wien bis nach Linz

Dabei gestaltet sich das Zusammenkommen bei Naked Cameo alles andere als einfach. Die drei Bandmitglieder leben mittlerweile alle in unterschiedlichen Städten: Maria in Berlin, Lukas in Wien und der Drummer Patrick Pillichshammer in Linz.

Wie hat also die Arbeit an dem Album ausgesehen? „Ich habe ein arges Deutsche Bahn-Konto“, meint Maria, die für das Album alle paar Wochen von Berlin nach Wien und Linz gepilgert ist. Das Album ist an den verschiedensten Orten entstanden: in Studios, ehemaligen Kinderzimmern, verschneiten Hütten. Diese Zerstreutheit „macht das Album irgendwie auch aus, das ist einfach unsere Lebensrealität“, meint Maria.

Örtlich mag es zerstreut sein, vom Sound und von den Themen her ist das ganze sehr stringent. Der Band war es wichtig nicht nur eine Ansammlung von Liedern, sondern ein Album mit einem Narrativ zu veröffentlichen. Das ist ihnen auch gelungen. Mal mehr, mal weniger stürmisch geht es in den Liedern um Einsamkeit, Isolation, aber auch darum aus diesem Strudel rauszukommen.

Etwa in dem Song „Up Is Down“, der uns Lust darauf macht mit einem Pferd und Cowboyhut ins nächste amerikanische Diner zu reiten. Dieser Song ist übrigens entstanden als Lukas sich geföhnt hat: „Ich habe das Dröhnen vom Föhn als Grundton für die Melodie genommen und einfach drumherum gesungen.“

Die Einflüsse reichen von den Beatles, über Nirvana, bis hin zu Steve Lacy. Geht es einmal musikalisch Richtung Wilder Westen gibt es an anderen Stellen auch feinen Indie-Rock à la Omar Apollo, zum Beispiel bei „Run The Mill“. Und diese Soundpalette steht Naked Cameo extrem gut.

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