Cardi B: Die faule Königin
Eine Kolumne von Verena Bogner
„I am the generous queen“ - das stellte Rapperin Nicki Minaj im Jahr 2017 auf dem Song „No Frauds“ fest. Die großzügige Königin also. Minaj veröffentlichte erst kürzlich ihr fünftes Album „Pink Friday 2“ und ist gerade mit selbigem auf Tour. Kurz: Sie ist am Hustlen, so wie es sich laut Kommerzlehrbuch für einen erfolgreichen Girlboss-Superstar gehört. Oder?
Den krassen Gegenpol stellt Cardi B dar. Sie veröffentlichte Anfang März ihre heiß ersehnte Single „Like What (Freestyle)“, ihren ersten Solo-Release seit der albumlosen Single „Up“ aus 2021. Seitdem Cardi B mit „Bodak Yellow“ und ihrem ersten Album „Invasion of Privacy“ den Durchbruch schaffte, hat sie musiktechnisch nicht allzu viel abgeliefert. Ja, da wäre natürlich der sexpositive Megahit „WAP“ mit Megan Thee Stallion, auf dem man sich völlig berechtigt ein paar Jahre lang ausruhen darf. Aber abgesehen davon ist Cardi in musikalischer Hinsicht nicht gerade generous.
Cardi B ist die Quiet Quitterin unter den superreichen Rapstars. Das mag entitelte Fans auf Twitter nerven, ist aber angesichts der geltenden Regeln in der schnelllebigen Musikindustrie irgendwie auch erfrischend: Wer möchte nicht zu Beginn seiner Karriere einmal so richtig abliefern und dann erstmal mindestens fünf Jahre mit Leidenschaftsprojekten und dem Promoten von „vodka-infused whipped cream“ verbringen? Eben. In Wahrheit spricht doch nur der Neid aus uns allen.
Verwöhnte Fans, gechillte Queen
„Invasion of Privacy“ machte Cardi B zur ersten weiblichen Solokünstlerin, die den Grammy für das beste Rap-Album absahnen konnte, außerdem war es das erste Solo-Rap-Album einer Frau seit 15 Jahren, das in der Kategorie „Album des Jahres“ nominiert wurde (nach Lauryn Hill und Missy Elliott). Sie gilt als eine der einflussreichsten Rapperinnen der Welt, ist die mit den meisten Nummer-1-Singles in den Billboard Hot 100 und hält nebenbei noch mehrere Welt- und Chartsrekorde. 2023 erklärte sie zum fünfjährigen Jubiläum ihres Debütalbums in einer Insta-Story, dass sie immer noch Millionen mit ihrem ersten und einzigen Album mache. Warum sollte sie sich dann mit dem zweiten nicht Zeit lassen?
Viele Fans von Cardi B sind selbstredend nicht einverstanden mit dem Tempo, das sie in Hinblick auf ihre Solo-Releases an den Tag legt. Das ist klar, denn Fans sind heutzutage verwöhnt: neue Alben am laufenden Band, Bonustracks, Snippets, limitierte Deluxe-Editionen, ein Release nach dem nächsten. Sie investieren Geld, Energie und Zeit in einen Artist und wollen dafür auch eine Gegenleistung bekommen.
Cardi B via her Instagram story 👀
— The Female Rap Room (@girlsinrap) 1. März 2024
“I’m dropping my album this year so stay tuned for the announcement.”
pic.twitter.com/TdniSxR22R
Dieses Jahr kommt endlich das zweite Album - vielleicht
Cardi B liefert diese Gegenleistung zu ihren Bedingungen. Sie versucht nicht einmal, so zu tun, als fühle sie sich ihren Fans mehr verpflichtet als unbedingt nötig. Wir dürfen dann streamen, wenn sie so weit ist. Einem aufgebrachten Fan antwortete sie einmal auf Twitter, dass sie auch nur ein Mensch sei: „Wenn ich mein Album droppe, gehe ich auf Welttournee. Und dafür muss ich mich mental und körperlich vorbereiten. Ich mache die Dinge in meinem Tempo und auf meine Art.“
Die gute Nachricht: Cardis zweites Album soll noch dieses Jahr kommen, wie sie in ihrer Insta-Story ankündigte. Das hatte sie aber auch schon 2022 und 2023 versprochen.
Publiziert am 07.03.2024