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FM4 Schnitzelbeats- 50 Jahre 1967! 50 Jahre Psychedlik!

Polydor

Schnitzelbeats

50 Jahre 1967 – 50 Jahre Psychedlik in Österreich!

1967 steht in der Musikgeschichte allegorisch für den Aufbruch und als das Jahr, in dem die Psychedelik allmählich Einzug in die zeitgenössische Musikprodukion hielt. Die Suche nach heimischen Positionen fördert zudem erstaunliche Tondokumente aus östereichischen Aufnahmestudios zu Tage.

Von Al Bird Sputnik

Als Psychedelik bezeichnet man im allgemeinen Klänge, die dem Einfluss halluzinogener Substanzen geschuldet waren, in den meisten Fällen Marihuana und LSD. Anno 1967 veröffentlichten die Doors mit ihrem mythischen Lead-Sänger Jim Morrisson in den USA gleich 2 schwindelerregende Studioalben, die selbstbetitelte LP „The Doors“, sowie „Strange Days“. Zeitgleich arbeiteten auch The Velvet Underground, Jefferson Airplane und Love an farbenfrohen Gegenentwürfen zum klassischen Beat-Sound jener Tage. In England wurden im selben Jahr noch zusätzliche, reichweitenstarke Statements gesetzt: „Pipers at the Gate of Dawn“ (Pink Floyd), „Disraeli Gears“ (Cream), „Their Satanic Majesties Request“ (The Rolling Stones), „Are you experienced?“ (The Jimi Hendrix Experience) und letztlich „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ (The Beatles). Schwere Geschütze, die ihre Botschaft nicht verfehlen würden und eine neue Ära einläuteten: Der Sound der zeitgenössischen Popmusik hatte sich gewandelt.

In Österreich lief die Sache in etwas abgemilderter Form ab. Die Existenz eines regionalen Beat-Underground mit euphorisierenden Tanzbands in allen 9 Bundesländern hatte sich erst jetzt bis in den Mainstream herumgesprochen. Eine österreichische Tanzband damaliger Tage hatte noch die Funktion einer lebenden Jukebox und musste sich am Song-Material der Hitparaden abarbeiten: Möglichst nahe am Original zu sein galt anno 1967 tatsächlich noch als unumstößliches Qualitätsprädikat. Eigene Nummern entstanden zumeist erst im Aufnahmestudio, nachdem eine heimische Plattenfirma angeklopft hatte, was aber nur selten vorkam.

Die FM4 Schnitzelbeats haben 3 visionäre Entwürfe eines alpin geprägten ’67er-Sounds aus österreichischen Studios ausgewählt. Nummern, die damals keine Chart-Platzierungen erzielen konnten, aber durch ihren eigenständigen Zugang zum Psychedelik-Phänomen erstaunliche Zeitdokumente darstellen.

FM4 Schnitzelbeats- 50 Jahre 1967! 50 Jahre Psychedlik!

Polydor

Als die Geburtsstunde der psychedelischen Musik in Österreich könnte man den Song „Fernost“ der Kärntner Beatniks in Betracht ziehen. Veröffentlicht im Jahr 1967, auf dem einzigen Longplayer der Band, war hier zum ersten Mal ein Sitar in einer heimischen Produktion zu hören. Schon einige Monate zuvor war im Rahmen einer publikumswirksam akkordierten Werbeaktion der Austrian Airlines ein Sitar aus Indien eingeflogen und der Gruppe von einer Stewardess überreicht worden. Ein kleiner Meilenstein heimischer Musikgeschichte. Die Beatniks lösten sich schließlich im Jahr 1969 auf. Ihr Bandleader Werner Marinell würde in den frühen 1970er-Jahren übrigens als Skihütten-Comedian Blondl zurückkehren und die Charts mit einschlägigen Schunkel-Hits wie „Zipfl eini, Zipfl auße“ erobern. Aber das ist freilich eine andere Geschichte.

FM4 Schnitzelbeats- 50 Jahre 1967! 50 Jahre Psychedlik!

Polydor

Die Wiener Beat-Formation The Wallflowers war das österreichische Equivalent zu den US-amerikanischen Monkees: Eine waschechte Casting-Band, deren Mitglieder von den Leserinnen und Lesern der Tageszeitung Express und dem Jugendmagazin Bravo zusammengestellt worden waren. Präsentiert im ORF von Peter Rapp, hat die Band 1967 eine hörenswerte Anti-Hippie-Nummer namens „Blumen im Haar“ herausgegeben, die von einem schrägen Kinderchor begleitet wird und in der es unter anderem heißt: “Nicht auf die Blumen in dem Haar, auf euer Herz kommt es an”. Gewissermaßen der alpine Antwort-Song zum Summer of Love und Haight-Ashbury.

FM4 Schnitzelbeats- 50 Jahre 1967! 50 Jahre Psychedlik!

Royal Splendid

In seinem bürgerlichen Leben arbeitete Gitarrist/Bandleader Harry David als Hausmeister im 2. Wiener Gemeindebezirk und tingelte nebenher als Amateur-Musiker durch die Wirtshäuser und Cafés der Hauptstadt. Spätestens zum Jahreswechsel 1965/66 formierte sich das Harry David Quintett, das gelegentlich in der Wiener Tenne zum 5-Uhr-Tee aufspielte. Im November 1967 erschien die einzige 7"-Single „LSD 3000 / Sehnsucht“, die live im Studio aufgenommen und vom kleinen Münchner Pop-Label Royal Splendid gepresst wurde. Verhallte Hammond-Orgeln, rostige Saxophon-Einsätze, schwerfällig groovende Drums (die nach zwei Minuten wie Maschinengewehrsalven durch die Decke gehen) und völlig bescheuerte Song-Texte aus dem Themenkreis der Zoologie lassen an einen alpenländischen Gegenentwurf zu „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" glauben. 1967er-Psychedelik made in Austria ist garantiert nicht massentauglich: Ein Hoch auf das visionäre Meisterwerk...

Turn on, tune in, drop out!

FM4 Schnitzelbeats mit Al Bird Sputnik - „1967, als die Psychedelik nach Österreich kam“.

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