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Schnitzelbeats zum „Tag der Fahne“

Willkommen zu einer verlängerten Spezial-Ausgabe der „FM4 Schnitzelbeats“ anlässlich des Nationalfeiertages!

Von Al Bird Sputnik

Am 26. Oktober ist Soundpark Spezialtag auf Radio FM4!

Wir feiern den 16. Geburtstag der FM4 Plattform für Musik aus Österreich.

Wir suchen heute nach experimentellen Positionen zur „Kulturnation Österreich“ und werden einmal mehr in heimischen Archiven fündig. Wir hören scharfzüngige Analysen und lyrische Allegorien über das Wesen des Österreichers und treffen sogar auf alternative Versionen der österreichischen Bundeshymne. Selbst ein Chor österreichischer Sportreporter darf hier zu Wort kommen. Wann denn sonst, wenn nicht am „Tag der Fahne“?

Diana Brus - „Land Der Berge“ (Wagenbach/1974)

26.10.17 FM4 Schnitzelbeats- "Land der Berge"

Wagenbach

Das Intro der heutigen Sendung stammt von Diana Brus, Tochter des Wiener Aktionisten Günter Brus, die als kleines Kind für eine Arbeit ihres Vaters die Bundeshymne intonierte. Die Aufnahme erschien im Jahr 1974 auf der LP-Zusammenstellung „Gott schütze Österreich“, auf der auch einige weitere, namhafte heimische Künstler ihre Positionen zu ihrem Heimatland darlegen konnten, etwa H.C. Artmann, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Gerhard Rühm oder Hermann Nitsch.

Franzi Bilik - „Pfui Teufel, mir graust“ (Roots/1972)

Der Wiener Jazz-Musikers Franz Bilik zählt in der Retrospektive zu den wesentlichen Wegbereitern der heimischen Dialektwelle. Bereits in den 1960er Jahren machten seine sozialkritischen, wienerischen Liedtexte die Runde und wurden von regionalen Folk- und Popbands, wie der Worried Men Skiffle Group oder One Family adaptiert, die ihrerseits schon bald mit Plattenverträgen und Radio-Airplay punkten konnten.

26.10.17 FM4 Schnitzelbeats- "Land der Berge"

Roots

Bilik blieb indes stets im Hintergrund und in der medialen Berichterstattung damaliger Tage unsichtbar. Ein lokaler Underdog mit Legendenstatus. Die Überraschung war groß, als er sich Ende 1972 schließlich aufraffte und im Studio einschloss, um sein eigenes Songmaterial für die Nachwelt zu konservieren. Seine einzige LP erschien in kleiner Auflage und ist ein subversives Meisterwerk. Seine wohl bekannteste Nummer, der Titeltrack des angesprochenen Albums, „Pfui Teufel, mir graust“ war übrigens schon vor einem Jahr in der ersten Ausgabe der „FM4 Schnitzelbeats“ zu hören. „In der Wiederholung liegt die Kraft“, wie man so schön sagt.

Uzzi Förster - „Udrilitten“ (Uzzi Records/1972)

26.10.17 FM4 Schnitzelbeats- "Land der Berge"

Uzzi Records

Im selben Jahr, 1972, arbeitete auch der Wiener Jazz-Musiker und Maler Ulrich „Uzzi“ Förster an einer Dechiffrierung der österreichischen Seele. Mit seiner LP „Udrilitten“ verwob der Multiinstrumentalist politische Agitation, Gesellschaftskritik, freie Improvisation und dadaistische Lyrik zu einem Meisterwerk des heimischen Free Jazz. Wie Wikipedia Auskunft gibt, war Förster auch als Akrobat, Schweißer, Wirt, Antiquitätenhändler und Protagonist des Wiener Aktionismus tätig. Auf dem Plattenteller liegt jedenfalls der lautmalerische Titel-Track seines bahnbrechended Albums „Udrilitten“, in dem es heißt: „Udrilitten, Litten, Latten, Lo, an Gstinst, an Gstanst, a Schnurzl, Hafn, Hifn, Hafn, Häfn, Ho.

Wolfgang Bauer - „Wolfgang Bauer preist Österreich, hymnisch, mit Orgelbegleitung“ (Wagenbach/1974)

26.10.17 FM4 Schnitzelbeats- "Land der Berge"

Intercord

Den Namen Wolfgang Bauer assoziiert man für gewöhnlich mit dem österreichischen Theater- und Literaturbetrieb der 1960er- bis 80er-Jahre und weniger mit der heimischen Musikproduktion. „Der wichtigste zeitgenössische österreichische Dichter“, wie Elfriede Jelinek ihn einmal bezeichnete, hinterließ der Nachwelt im Jahr 1974 allerdings auch eine schöne Audio-Persiflage auf die österreichische Bundeshymne. Wir haben die seltene Aufnahme mit dem Titel „Wolfgang Bauer preist Österreich, hymnisch, mit Orgelbegleitung“ wiederum auf der höchst empfehlenswerten LP-Compilation „Gott schütze Österreich“ (1974) gefunden.

Chor österreichischer Sportreporter- „Grüß’ Euch, wir sind aus Öst’reich“ (Motiva Musikproduktion/1978)

26.10.17 FM4 Schnitzelbeats- "Land der Berge"

Motiva

Die „FM4 Schnitzelbeats“ machen nun einen Ausflug in die Welt der seichten Unterhaltungsmusik. Als sich die österreichische Fußball-Nationalmannschaft im Jahr 1978 für die Weltmeisterschaft in Argentinien qualifizieren konnte, war der Jubel hierzulande groß, was auch einige Schallplatten-Veröffentlichungen eindrucksvoll dokumentieren. Die wahrscheinlich skurrilste Aufnahme verewigte den Chor österreichischer Sportreporter ‎mit dem Song „Grüß’ Euch, wir sind aus Öst’reich“. Zu hören sind Legenden der ORF-Sportredaktion von anno dazumal: Edi Finger, Erich Weiss, Gerhard Zimmer, Hans Huber, Josef Huber, Michael Kuhn, Peter Elsner, Robert Seeger und Sigi Bergmann. Auch das darf am Nationalfeiertag nicht fehlen.

Haimo - „Österreich“ (Preiser Records/1976)

26.10.17 FM4 Schnitzelbeats- "Land der Berge"

Presier Records

Wir kehren nun zurück zur substantiellen Verhandlung und genussvollen Sezierung der sogenannten Kulturnation Österreich. Mit einem höchst persönlichen und verwoben-poetischen Ansatz zum Thema: Haimo Wisser, Bassist der inzwischen legendären Wiener Psychedelic Rock-Band Paternoster machte sich im Jahr 1976 seine Gedanken über Österreich und abstrahierte Errungenschaften, Wesensmerkmale und Defizite des Landes auf höchst pointierte Art und Weise. Und zu guter Letzt kam er zum verblüffenden Schluss, dass Österreich vor allem die Leibesfrucht zum großen Glück fehlt. Aber hört selbst...

Weltklang- „VEB Heimat“ (exil-system/1980)

26.10.17 FM4 Schnitzelbeats- "Land der Berge"

exil-system

Wir kommen zur Schlussnummer und machen einen Abstecher in die frühen 1980er-Jahre, wo der Wiener Experimentalmusiker und Exil-Berliner Thomas Voburka auf seinem eigenen Label exil-system einst eine DDR-Punk-Nummer fälschte. Einige deutsche Musikmagazine fielen tatsächlich auf den Schwindel herein. Dabei hatte Voburka ausgerechnet einen Satz der österreichischen Bundeshymne neu vertont: „Heimat bist Du großer Söhne“. Der Autor dieser Zeilen hat diese bemerkenswerte Nationalhymnen-Dekonstruktion bereits vor einigen Jahren für seine Kurzfilmreihe „Österreichfilm“ verwurstet. Thomas Voburka hat die Arbeit damals gefallen.

Übrigens bedeutet unser heutiges „Nationalfeiertags“-Special auch ein kleines Jubiläum: 1 Jahr „FM4 Schnitzelbeats“, 1 Jahr Gegenpositionen aus der heimischen Popgeschichte. Mögen noch viele aufschlussreiche Sendungen folgen. Einmal mehr: Danke für die Aufmerksamkeit!

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