50 Shames of Grey
Von Martina Bauer
Nach Ver-, Ent- und Wiederverliebung der beiden Protagonistinnen in den vorangegangen Filmen beginnt Teil drei wie er muss. Die unvermeidliche Hochzeit: Weißes Spitzenkleid, große Gästeschar, noch ein schneller Garderoben-Wechsel und auf geht´s im privaten Jet nach Paris. Als Städte-Werbespot mit diversen Freizeitaktivitäten sind diese Flitterwochen abgelichtet und gipfeln in Nizza. Wo sich Christian gleich mal über die Oben-Ohne-Gelüste seiner Frau erbost. Die Mrs. gehört schließlich auch zum Grey-Imperium. Shame.
Universal Pictures
Und: Action!
Ein Anruf unterbricht diese Langweile-Idylle mit Kack-Score jäh: Alarm. Einbruch in der Firma. Der stinkreiche Perfektionist Grey hat zwar Geld zum Abwinken, kann sich aber scheinbar nur die schlechtesten Sicherheitssysteme samt dazugehörigem Personal leisten. Anders allerdings würde die sozusagen Krimi-Handlung auch gar nicht in Gang kommen können.
Dieser Plot beinhaltet dunkle Schatten aus der Vergangenheit (Anas wie Christians) und sorgt dafür, dass erstens ein paar Verfolgungsjagden stattfinden und zweitens Ana krass Autofahren darf. Letzteres als Gleichberechtigungs-Ebene zu inszenieren, ist ein Schlag ins Gesicht all jener, für die emanzipatorische (Alltags-)Akte tatsächlich etwas bedeuten. Shame again.
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Generell ist das finale Saga-Kapital bemüht, Ana etwas mehr an Augenhöhe zuzugestehen - eine Entwicklung die Buch-Leserinnen ja gerne auf der Plus-Seite der E.L. James Romane anführen, macht das Kraut in diesem liederlichen (Beziehungs-)Geflecht aber echt nicht fett. Dazu nervt Christian durch nochmal gesteigertes Kindisch- und Eifersüchtig-Sein samt Stur- sowie Betrunkenheit. Seine tiefsitzenden Hosen sehen dabei not funky, sondern einfach nur schlecht geschnitten aus.
Insgesamt kommt „Fifty Shades Freed/Befreite Lust“ wesentlich konservativer als seine beiden Vorgänger daher und lässt Teil eins plötzlich wie „Kino“ wirken.
Ach und die „Erotik“
Die Sex-Komponete sollte ja eigentlich der USP dieser Franchise sein, allein Erotisches findet anderswo statt. Nämlich im Design. Wenn das lässigste Automagazin der Welt (Stichwort: Verfolgungsjagden) und das coolste Architektur-Magazin ever (Luxury Places) ein Kind hätten, es würde wie dieser Film aussehen.
Im roten Playroom kündigt sich zwar Sexspielzeug an, letztendlich finden hier aber einmal mehr widerliche Psycho-Spielchen und Demütigungen statt. Shame ohne Ende.
Eine Szene lediglich beginnt wie eine Beinah-Hommage an den Erotik-Classic 9 1/2 Wochen. Sie beinhaltet einen Becher poshes Eis (Hallo Product Placement), gleitet aber zusammen mit dem Löffel ab ins große Nichts. Passt insofern ganz gut zum Rest.
Das Shades-Fesseln hat Ende. Obgleich. Kommerzieller Erfolg zaubert ja gern noch mal ein Prequel, Spin-Off oder ähnliches herbei. Christian Grey-Darsteller Jamie Dornan hat in Interviews jedenfalls durchblicken lassen, dass er keine Lust mehr hat. Wir eh auch nicht.
Publiziert am 09.02.2018