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Still aus der ARD-Serie "Haus aus Glas"

WDR/Constantin Film/Michel Vertongen,

Alles in Scherben in der Serie „Haus aus Glas“

Für den ARD-Sechsteiler passt das Tolstoi-Zitat perfekt: Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich. In der sehenswerten Mini-Serie „Haus aus Glas“ kanalisiert sich der Ursprung allen Übels in der Entführung der seinerzeit fünfjährigen Tochter.

Von Martina Bauer

Es ist ein vermeintlich glücklicher Tag im Hause Schwarz. Denn Tochter Emily und ihr Chris treten vor den Traualtar. Doch unter dem Idyll der intimen Hochzeits-Zeremonie macht sich bereits das Lodern bemerkbar. Was sich im Laufe von sechs Folgen ans Licht bahnen wird, hat Familien-Dysfunktions-Ausmaße im besten amerikanischen Serien-Sinn.

Vater und Mutter Schwarz finden nur mehr in Hassliebe und sexuell zueinander. Ihre vier Kinder wiederum kämpfen mit Angststörungen, Alkohol- wie Tablettensüchten, Aggressionen. Sie haben Zweit-Identitäten, Vertrauensmängel, Nähe-Probleme. Dass auch Schwiegersohn Chris nicht wirklich mit offenen Karten spielt, wird spätestens klar, als er am Weg in die Flitterwochen spurlos verschwindet. Gerade noch hätte übrigens die krisengebeutelte Familien-Gießerei an ihn statt wie von jeher geplant an Tochter Eva übergeben werden sollen.

Still aus der ARD-Serie "Haus aus Glas"

WDR/Constantin Film/Guillaume Van Laethem

Abgründe

Vor diesem Hintergrund bricht das Familien-Trauma von einst, größtenteils unverarbeitet und samt seinen resultierenden Verletzungen, erneut auf und hervor. Als Tochter Emily fünf Jahre alt war, wurde sie Opfer einer Entführung.

Die sechs Teile von „Haus aus Glas“ sind jeweils im Doppelpack am 9. und 10.1. ab 20.15 Uhr sowie am 12.1. ab 22.20 Uhr in der ARD zu sehen. Dazu gibt es Nachtwiederholungen. Die Serie ist parallel in den Mediatheken von ARD sowie Arte online. Hier geht’s zum Trailer.

Seitdem gleicht das elterliche Haus einem Hochsicherheitstrakt. Bruder Felix zerfleischen noch immer Gewissenbisse, weil er auf seine kleine Schwester aufpasste, als es passierte. Mutter Barbara war - ebenfalls eine nicht verheilte Wunde - gerade außer Haus. Die Schwestern Eva und Leo wiederum fanden sich gewissermaßen als Töchter zweiten Ranges wieder, da fortan alles Emilys Wohl untergeordnet war.

Die Familienkonstellation scheint wie in einem Status von vor 20 Jahren eingefroren. Doch während alles auf den Anruf von Chris’ vermutlichen Kidnappern wartet, perforieren langgehegte Geheimnisse, Abgründe, Unwahrheiten und Wahrheiten endlich das Jetzt.

Still aus der ARD-Serie Haus aus Glas

WDR/Constantin Film/Michel Vertongen

Glänzender Cast

Die ARD-Serie „Haus aus Glas“ glänzt durch ihr Schauspiel-Ensemble, mit dabei auch die großartige Stefanie Reinsperger, sowie durch facettenreiche Charakterdarstellungen. Oft düster und bildtechnisch wie dramaturgisch überzeugend, ist auch die eine oder andere Übertreibung oder Unlogik verzeihbar. Empfehlung.

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