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Szenenbilder aus "The Romanoffs"

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Matthew „Mad Men“ Weiners neue Serie „The Romanoffs“

Erster Impuls: „Wow!“ Weiner, Wahnsinns-Cast plus russische Wahl- und Echt-Verwandschaften. Die Anthologie-Serie „The Romanoffs“ taktet aber nur bedingt „Wow!“ auf.

Von Martina Bauer

Seit dem 2015er Ende der von ihm kreierten Erfolgsserie „Mad Men“ war gefühlt nicht viel von Matthew Weiner zu hören. Bis er im Vorjahr seinen ersten, durchwegs gelobten Roman „Alles über Heather“ vorlegte und - ja, auch er - in den MeToo Schlagzeilen auftauchte. Jetzt kehrt der Mann, der einst schon bei „The Sopranos“ mitmischte, mit „The Romanoffs“ in die Serienwelt zurück.

Dabei ist dieses Prime Original nur bedingt seriell. Vor allem hinsichtlich seines Zeitbudgets. Die gesichteten, ersten drei der insgesamt acht Folgen dauernden „The Romanoffs“ kommen nämlich auf jeweils rund 90 Minuten. In sich abgeschlossen, mit stets neuem wie ebenso großartigem Personal, abwechslungsreich in Story, Setting und Genre.

Zusammengehalten ist diese Anthologie-Serie lediglich durch die Plot- bzw. Blood-Line, dass ihre Protagonistinnen in irgendeiner Weise zur Nachkommenschaft der gleichnamig, russisch-royalen Familie gezählt werden könn(t)en.

Szenenbilder aus "The Romanoffs"

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Pre-History

So referenziert der Vorspann - unterlegt von Tom Petty And The Heartbreakers’ „Refugee“ - auch die Ermordung der Zarenfamilie durch die Bolschewiken 1918 sowie die Flucht bzw. Emigration weiterer Romanow-Verwandter samt späterer Sprösslinge.

„The Romanoffs“ ist via Prime Video abrufbar. Neue Folgen im Original gibt es immer Freitags, in deutscher Synchronfassung ab Anfang 2019. In den Episoden bis 23. November sind unter anderem noch zu sehen: Amanda Peet, John Slattery, Diane Lane, Ron Livingston, Radha Mitchell, Kathryn Hahn oder Clea DuVall.

In Episode eins ist das eine ruppige Pariser Grand Dame (Marthe Keller) samt dazugehörigem Aristokratinnen-Apartement und einem amerikanischen Neffen (Aaron Eckhart) als einzig verbliebenes Familienmitglied. Baseline der Folge: Ein Nachkomme zwecks Familienbaumsicherung ist gewünscht. Dazu gesellen sich ein religiös-muslimisches sowie ein Klassen-Topic. Insgesamt weitschweifig, konservativ, mitunter theaterhaft inszeniert. Nicht unbedingt der beste Kick-Off.

Episodenguide

Folge zwei - unter anderem mit Corey Stoll und Noah Wyle - kippt dann in ein Gerichtsdrama-Thriller-Mash Up mit einem Kreuzschiff als Nebenschauplatz. Während der Ehemann Femme Fatale-interessiert eine Jurypflicht künstlich prolongiert, strandet seine Ehefrau auf einer Romanowschen Cruise. Diese bourgeoise Gesellschaft erinnert in ihren besten Momenten an eine Rocky Horror-Zusammenkunft, während die Thrill-Ebene gut düstert. Auch hier aber: Längengefühl samt Ärger-Auflösung.

Szenenbilder aus "The Romanoffs"

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Und dann platzt Folge drei herein. Ein Film im Film, schauermärchenhaft, surrealistisch, mit Location Österreich. Und Grandios. Isabelle Huppert als boarderlinehafte Regisseurin dreht die Geschichte der Romanows und Rasputins. Christina Hendricks ist ihr sich verlierender Star. Die Absteige der Crew erinnert an Jessica Hausners „Hotel“, der Rest meist an einen Alp und Eurythmics „Sweet Dreams“ geistert als Thema hindurch.

Matthew Weiner zeichnet bei „The Romanoffs“ für Drehbuch, Regie sowie als Producer verantwortlich. Interessant wäre dabei seine Antwort auf die Frage, warum in dieser Chronologie veröffentlicht wurde, nachdem die Episoden-Abfolge gleichgültig scheint. Vor allem aber, welche der ersten drei Episoden tonangebend sein wird?

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