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Leiche im Schwimmteich

ZDF/Jakub Bejnarowicz

Smells like Süskind - Die Serie „Parfum“

Die sechsteilige Serie „Parfum“ betont, weder Spin Off noch Adaption des Süskind-Romans zu sein. Ihr Gerüst bleiben dennoch Mord, Liebe, Abscheu, Duft.

Von Martina Bauer

Tot, kahlrasiert und mit signifikanten Schnittwunden (Stichwort exzidierte Gewebsteile/Drüsen) treibt Sängerin Katharina eines Morgens im hauseigenen Schwimmteich. Nachbar Roman findet sie in einer Verzweiflung, die schnell klar macht, dass er mehr ist als bloß der Mann von nebenan.

K., wie die Tote ganz im Gossip-Girl-Style von ihren Freunden genannt wurde, war eine Männer-Fängerin, eine Königin auf ihre Art. Und das bereits zu Schulzeiten. Roman und sie kannten sich seit damals. Sie bildeten einst zusammen mit Butsche, Moritz, „Zahnlos“ und Romans Ehefrau Elena eine Clique. Verbunden war diese durch Abgründe, Abhängigkeiten und eine jugendliche Folie - angesteckt von Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“. Eine Art Geheimclub des Riechens, nach Jahrzehnten nun wiedervereint durch K.s Tod, stets virulent in seinen Verflechtungen.

Offensichtlich, wer schnell in den Mittelpunkt der Ermittlungen rücken wird.

Profilerin Nadja Simon

ZDF/Jakub Bejnarowicz

Tat-Profil

Profilerin Nadja Simon alias Friederike Becht wird mit dem Fall betraut. Eine kalte Fahnderin, die sich gegen ihre Männer-Kollegen zu behaupten hat und gleichzeitig in einer Affäre mit dem Staatsanwalt gefangen ist. Ermittlungstechnisch bringt sie anscheinend eine ganz eigene Agenda mit. Sie erinnert übrigens immer wieder an Winona Ryder oder die junge Lara Flynn Boyle.

Ihre fünf Verdächtigen weisen allesamt besonderes Freak-Potential auf: Aus Butsche ist ein Aggro-Proll-Bordellbesitzer geworden, aus Moritz (spooky gegeben von August Diehl) ein Pariser Parfumeur. „Zahnlos“ steht komplexbehaftet in Psycho-Behandlung, das Ehepaar Roman-Elena wiederum ist gezeichnet von häuslicher Gewalt.

„Parfum“ ist schön bildkomponiert. Düster und gleichzeitig grell in der Farbgestaltung, in Rottönen von Haarfarben, Herbstlaub, Lehmböden, Blut und mit mysteriösem Kleinstadtfeeling. Die Region Niederrhein, in der wir uns befinden, wartet mit Fettleichen, Cold Cases und bald weiteren Opfern auf.

Die Protagonistinnen während ihrer Schulzeit

ZDF/Jakub Bejnarowicz.

Reißbrett

Es gibt aber auch erwartbare Wendungen, einen schmalen Grat zwischen Überzeichnung und Klischee, einen eigentlich klassischen Tatort-Plot sowie schauderhafte Musikeinspielungen, wenn in K.s Sängerinnenkarriere zurückgeblendet wird. Frage: Niemand besseren gefunden?

Dennoch: deutscher, nicht originär Streaming-Plattform-Serienware wird gern ein Vertrauensvorschuss/Bonus geleistet.

„Parfum“: Mittwochs, ab 14. November, 22.00 Uhr in Doppelfolgen auf ZDFneo. Zeitgleich sind via ZDF-Mediathek alle Folgen abrufbar.

Und der Cast kann sich wirklich sehen lassen: Neben August Diehl sind in der Clique von einst auch Ken Duken oder Christian Friedel zu finden. Das Ermittlungsteam wiederum wird komplementiert durch Wotan Wilke Möhring und Juergen Maurer („Vorstadtweiber“). Produziert hat Oliver Berben, inszeniert Philipp Kadelbach, bekannt durch Serielles wie „Unsre Mütter, Unsre Väter“, „SS-GB“ oder „Riviera“.

In der Realwelt waren sowohl Patrick Süskinds Romam „Das Parfum“ als auch Tom Tykwers Verfilmung (Welt-)Erfolge. Beinahe logisch, dass hier auch irgendwann serienadaptiert werden würde.

August Diehl als Parfumeur Moritz bei der Befragung

ZDF/Jakub Bejnarowicz

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