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Marie Kondo mit drei Schachteln

Netflix

Marie Kondo entrümpelt gefühlvoll, jetzt auch als Serie

Die Erfinderin der Konmari-Methode zum Aufräumen, die Japanerin Marie Kondo, hat jetzt eine eigene Serie. Für Fans ist die Serie weniger Anleitung als vielmehr ein Blick darauf, wie die Meisterin so tut und macht.

Von Gerlinde Lang

Marie, du meine kleine animistische Priesterin! Du erkennst die Seele der Dinge.

Ich spreche zu euch nun als Marie-Kondo-Beauftragte der Redaktion. Die frohe Botschaft des gefühlvollen Enrümpelns erreichte mich 2015, in einem wahrhaftigen annus horribilis, das dringend des Aufschwungs bedurfte, und berührte mein Herz. Mein Besitz seither „sparks joy“ (das wichtigste #konmari Kriterium!) und ist keine Last.

Was die #konmari Methode nicht ist: DIe Hirngeburt einer sadistischen Japanerin, die sterile Räume und lobotomisierte Menschenopfer zurücklässt.

Was die #konmari Methode schon ist: Verdammt schrullig, und sanft. Das ist auch gut so. Auf Biegen und Brechen haben es schon genug andere versucht.

Marie Kondo also, eine meiner absoluten Heldinnen, hat nun eine Serie auf Netflix, die sie co-produziert. Millionen Bücher von „The life-changing magic of cleaning up“ hat sie davor schon verkauft und ein Heer Aufräumerinnen wurde auch schon ausgebildet. Für Fans wie mich ist die Serie weniger Anleitung als vielmehr ein Blick darauf, wie die Meisterin so tut und macht.

Marie ist klein wie ein Spatz, die Sofapolster biegen sich kaum unter ihr, auf Ballerinasohlen tanzt sie in Röckchen und Weste zur Tür herein. Ihre Augen sind weit offen, „I love a mess,“ strahlt sie, und ihre Übersetzerin dackelt hinter ihr drein. Marie kniet sich auf den Boden, um mit Verbeugung und geschlossenen Augen das Haus zu grüßen.

Das unbeachtete mittlere Kind einer Familie machte sich sehr früh schon durch Aufräumen nützlich, und man kann mit Gewissheit sagen, dass Kondo früher sicher eher Dinge als Freunde hatte als Menschen. Diese Deformation macht sie so gut als Vermittlerin zwischen Menschen und Klumpert.

Was geschieht nun? Die sich überall türmenden und hervorquellenden Dinge werden nach Kategorie durchforstet. Effektvollerweise kommen als erstes die Kleider dran. Ja, alle Kleider aus dem ganzen Haus, ja, auch die Unterhosen. Die Reaktionen auf den Anblick des Textilturms reichen von „Ich bin reich“ bis „Um Himmels willen“.

Sodann nimmt man einzeln Stück um Stück in die Hand, und fühlt. „Does it spark joy?“ Das Bauchgefühl ist ein besserer Ratgeber, als man vielleicht denkt. Ich war überrascht, dass es in mir so klar war.

Überrascht, wie wenig man wirklich braucht

Und was da alles noch so hervorkam. Wie wenig Küchengeräte ich wirklich brauche. Dass ich Kerzen wieder und wieder kaufe, bis sie aus der ganzen Wohnung zusammengesammelt eine ganze Tischfläche bedecken. Wie ich meine Socken liebe und wie besagte Socken in einem Karton, gedrittelt gefaltet, relaxen und aufatmen.

Gefallen hat mir auch, wie man sich bei den Dingen, die ausscheiden, respektvoll bedankt, statt sie einfach grausam und wortlos in einen Müllsack oder Spendenkorb zu werfen. Dinge haben auch Gefühle! Und Geschichten. Das weiß Marie Kondo. „Danke, dass du mir im Augenblick des Kaufens Freude bereitet hast.“ „Danke, dass du mir gezeigt hast, dass es das richtige Wetter für kurzärmlige Pullover einfach nicht gibt.“ „Danke, baba!“

So arbeitet man sich durch Kleider, Bücher, Dokumentenmappen und den ganzen Rest, bis hin zu den Andenken und Fotos. Die sind am schwierigsten und kommen ganz am Schluss, wenn man durch die ganze Übung schon sehr gut auf sein Gefühl vertrauen kann.

Niemand braucht neue Schachteln zu kaufen, es werden von ganz allein welche frei. Und jede/r mustert ausschließlich seine eigenen Sachen aus. Bis es genug ist. Es gibt keine Prozentquote, keine moralische Waage, es gibt nur dich und die Sachen, die dich froh machen.

Bis jetzt sind Unordnung und Überschuss nicht zurückgekommen. Marie Kondo hat eine große Wahrheit aufgedeckt.

Wir brauchen alle mehr Respekt. Mehr Sanftheit. Mehr in der Brust kitzelnde Freude. Und vielleicht weniger Klumpert.

FM4 Auf Laut: Mein bestes Ich

Fitter, schlauer, reicher: Das neue Jahr nutzen viele als Startpunkt auf der Reise zum besseren Ich. Fitnessstudios locken mit Sonderangeboten und in den Buchhandlungen stapelt sich die Ratgeberliteratur. Wie verbesserst du dich und warum überhaupt? Was kann bei der Selbstverbesserung schief gehen? Und wie schaut dein optimales Ich aus? Ali Cem Deniz diskutiert am Dienstag, 8.1. 2019 ab 21:00 in FM4 Auf Laut mit AnruferInnen über Selbstoptimierung zwischen Leistungsgesellschaft und innerer Motivation. Mitdiskutieren könnt ihr ab 21:00 unter 0800-226996.

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