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Meek Mill auf verschiedenen Fotos

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Meek Mill in den Fängen des Justizsystems

Eine neue fünfteilige Dokuserie berichtet vom Kampf des Rappers Meek Mill mit der US-Justiz.

Von Dalia Ahmed

Letztes Jahr ist “Top Off” von DJ Khaleds Album “Father of Asad” erschienen. Mit den Superstars Jay Z, Future und Beyoncé auf der Featureliste. Das Spannendste an diesem Song der Hip-Hop-/Pop-Gigant*innen ist aber nicht der Beat oder ein luxuriöses Musikvideo, sondern genau eine Zeile. Nämlich die, in der Beyoncé dazu aufruft, Meek Mill freizulassen („In the hood hollerin’ Free Meek“).

Eine Dekade lang auf Bewährung

2018 sitzt der Rapper aus Philadelphia gerade im Gefängnis. Um den Rick-Ross-Protegé und Hip-Hop-Superstar hat sich eine Bewegung in sozialen Medien und auf der Straße entwickelt, die laut „Free Meek“ ruft. Robert Rhimeek Williams befindet sich zu dieser Zeit schon sein gesamtes Leben als Erwachsener in den Fängen des US-Justizsystems.

In der fünfteiligen Dokuserie „Free Meek“ (co-produziert von Jay Zs Roc Nation Label) wird die Geschichte um Meek Mills’ juristische Probleme von vorne aufgerollt. Meek selbst erzählt uns, wie es dazu kam, dass ihm - wie vielen anderen in ähnlichen Situationen - eine elfjährige Bewährungsstrafe auferlegt wurde.

Meek Mill wächst in einer rauen Gegend im Norden Philadelphias auf. Seine Mutter ist mit ihm und seiner Schwester dorthin übersiedelt, nachdem der Vater bei einem vermutetenen Raubüberfall erschossen wurde. Ähnlich vielen anderen afro-amerikanischen Jugendlichen beklagt Meek Mill das Fehlen männlicher Vorbilder, die aufgrund - statistisch gesehen - überzogener Freiheitsstrafen aus den Communities herausgerissen werden. Auf der Suche nach Anleitung, erzählt Meek Mill, zieht er zu seinen Cousins, die Verbindungen zu Straßenbanden haben, und beginnt zu rappen. Mit 18 wird er bei einer Drogenrazzia vor dem Haus seiner Verwandten von der Polizei krankenhausreif geprügelt und verhaftet.

Was folgt, ist eine Odyssee durch ein Straf- und Bewährungssystem, das ihn bis heute nicht loslässt. Meek Mill werden 19 Straftaten vorgeworfen. Die gröbsten davon: Er habe mit mit Crack gehandelt und mit einer Schusswaffe auf einen Polizisten gezielt. Meek Mill streitet beide Vorwürfe ab. In „Free Meek“ gibt ihm ein Interview mit einem ehemaligen Polizisten und Whistleblower, der Teil der Razzia war, Recht. Doch das Abstreiten nutzt Meek Mill vor Gericht nichts und er wird zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt. Anfangs freut sich Meek Mill noch über die vergleichsweise milde Verurteilung, doch es stellt sich heraus, dass die daran geknüpfte Bewährungsstrafe das eigentliche Problem ist.

Meek Mill im Interview

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Meek Mill

In „Free Meek“ wird neben Meek Mills persönlichem Struggle auch das größere Problem der „Mass Incarceration“ (rund 2,3 Millionen Amerikaner*innen sind aktuell hinter Gittern) und der „Mass Supervision“ thematisiert. Mit „Mass Supervision“ ist das System der Bewährungsstrafen und bedingter Entlassungen gemeint, das aktuell fast 5 Millionen US-Amerikaner*innen betrifft, die zwar auf freiem Fuß sind, aber von Richter*innen und Bewährungshelfer*innen effektiv kontrolliert werden.

In Meek Mills Fall bedeutet das, dass er nach der einjährigen Haftstrafe seine Reisepläne und später auch geschäftlichen Vorhaben mit der ihm zugewiesenen Richterin abklären muss. Während die Karriere als Rapper weiter in die Höhe schnellt, wird die Koordination mit der Richterin immer schwieriger. „Free Meek“ malt ein Bild einer von Meek Mill besessenen Judge Genece Brinkley, die den Rapper bei seinen Community Services besucht (etwas äußerst unprofessionelles und ungewöhnliches für Richter*innen), ihm den Besuch eines Benimmkurses verordnet oder Meek Mill - laut seiner und der Schilderung seiner damaligen Freundin Nicki Minaj - dazu zwingen möchte, die Richterin in seinen Songs zu erwähnen. Meek Mill ist damit im Abhängigkeitsverhältnis mit dieser Richterin gefangen, die seine gesamten Reise- und vor allem Tourpläne absegnen muss und ihm zeitweise die Ausreise aus Philadelphia oder das Veröffentlichen seiner Musik verbietet.

Meek Mill

Amazon Prime Video

2017 wird Meek Mill nach einer Schlägerei vor einem Flughafen verhaftet, später wieder auf freien Fuß gesetzt und keine Anklage von Seiten der Staatsanwaltschaft erhoben. Doch Judge Brinkley lädt Meek Mill trotzdem vor und verurteilt ihn zu zwei bis vier Jahren Haft wegen Missachtung von Bewährungsauflagen. Das zu einer Zeit, in der Meek Mill die Hip-Hop-Schlagzeilen aufgrund eines hoch-gehypten Beefs mit Drake dominiert.

So wird der Rapper vom Rampenlicht in die Gefängniszelle gerissen und seine Fans, die Hip Hop Community, Menschenrechtler*innen und viele mehr organisieren sich um Meek Mill herum mit der Parole „Free Meek“. Fünf Monate später wird Meek Mill frei gelassen. Im Juli diesen Jahres wird seine erste Verurteilung, die alles ins Rollen brachte, aufgrund der Aussagen des ehemaligen Polizisten und Whistleblowers Jerold Gibson aufgehoben. Ob der 2007er-Fall von Neuem aufgerollt wird, steht aber noch nicht fest.

Während Meek Mill weiter im Gericht ein- und ausgeht, um die Wiederaufnahme seines Falles zu verhandeln, veröffentlicht er letzten November sein viertes Studioalbum „Champions“, das ihn an die Spitze der Charts hievt. Parallel zur Album-Promotions-Tour setzt sich Meek Mill medienwirksam für Reformen im Strafvollzug ein und kämpft sich durch die unendlich wirkende Bewährungsstrafe.

„Free Meek“ erscheint am 9.8.2019 auf Amazon Prime Video.

Der Fokus der Dokuserie „Free Meek“ liegt daher nicht auf der aktuellen juristischen Situation, in der sich Meek Mill gerade befindet und die weiter ausgefochten wird, sondern auf der besonderen Verkettung von Unglücksfällen, Meek Mills eigenem Fehlverhalten und vor allem den Auswirkungen eines Justizsystems, das ungerecht Recht spricht.

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