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Still aus Der Dunkle Kristall

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Der dunkle Kristall: Triumph des analogen Storytellings

Die Neuauflage des Puppenspielmeisterwerks „Der dunkle Kristall“ führt uns in eine Welt, die aussieht, als hätte man H.R. Giger die Fraggles designen lassen.

Von Natalie Brunner

„Der dunkle Kristall“ ist ein Fantasy-Puppentrickfilm für Erwachsene, den der geniale Muppets-Schöpfer Jim Henson gemeinsam mit seinem Partner in Crime, Frank Oz (dem besten Puppenspieler aller Zeiten!), 1982 geschaffen hat. Es ist das bei weitem düsterste Werk von Henson. Die Welt, in die er uns führt, ist der Planet Thra. Alles Lebendige und auch der Planet selbst leiden unter der Schreckensherrschaft der Skekse: geierartige Wesen mit einer Vorliebe für Bling-Bling und barocke Kleidung. Sie unterdrücken eine Spezies von noblen, elfenhaften Wesen: die Gelflinge.

Nach einer alten Prophezeiung soll ein Gelfing eines Tages die Herrschaft der Skekse beenden und Thra in das Paradies zurückverwandeln, das es war, bevor die Kapitalisten from outta space ihre Herrschaft lanciert hatten.

Mit „Der Dunkle Kristall“ erschuf Jim Henson eine düstere, völlig menschenfreie Fantasywelt. Die ganze Geschichte wird mit Puppen erzählt. Hat man diesen Film als Kind gesehen, dann hat man entweder einen Schock fürs Leben - oder man ist abgehärtet fürs Leben und kann selbst bei Gemetzeln à la „Game of Thrones“ nur müde lächeln; denn nichts, was in Fantasywelten geschieht, toppt die kribbelnde und faszinierende Angst, die man als Kind empfunden hat, sobald die Skekse auf der Bildfläche erschienen.

In der aktuell laufenden Serie „Der Dunkle Kristall: Ära des Widerstands“ erzählt Hensons Tochter Laura die Vorgeschichte zum Film.

Die Skekse sind an der Macht. Sie haben den Kristall in ihren Besitz gebracht, polen ihn um und nutzen die gutgläubigen Gelflinge aus, um ihr Regime aufrecht zu erhalten. Das geht, weil die schrullige Muttergöttin Aughra, watcher of the heavens and keeper of secrets, die auch der Planet selbst ist, verschlafen hat beziehungsweise sich mental seit Generationen auf einem Trip durch das Weltall befindet, während ihr Körper schlummert.

Gelflinge versuchen nun, dem Spuk im Rahmen von zehn Folgen ein Ende zu setzen. Dabei treffen sie auf über 180 verschiedene Puppen, die eine*n bezaubern. Wer kann schon einem Chewbacca in Kugelform widerstehen? Echte Puppen in echten Kulissen geben dem Ganzen eine warme Lebendigkeit mit einem Rhythmus und einer Dynamik, die auffällt - zumal wir an geschmeidige, CGI-berechnete Bewegungsabläufe gewöhnt sind.

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Gefragt, auf welches seiner Projekte er am stolzesten sei, nannte Jim Henson „The Dark Crystal“. Es ist auch, wenn man so will, sein schwierigstes Werk, das eine*n aber - sofern man es schafft, sich darauf einzulassen - in eine Fantasywelt führt, die ihresgleichen sucht.

Die Figuren haben Individualität, Charakter und eine Seele. Es sind Wesen, die nicht von Computern geschaffen werden können. Das Gefühl, der Geist der alten Meisterwerke von Jim Henson & Frank Oz sind wieder da: die Muppet Show, Star Wars, die Fraggles. Ich weiß wieder, warum ich mich als Kind in diese Welten und ihre Geschöpfe verliebt habe. Die Stimmen, die ich höre, sind mir auch vertraut: Mark Hamill aka Luke Skywalker, Sigourney Weaver, Helena Bonham-Carter und viele mehr hauchen, sprechen, gurgeln und schniefen den Geschöpfen die Extraportion exzentrische Glaubwürdigkeit ein. Nach einigen Flops aus dem Nachlass von Henson brennt beim „Dunklen Kristall“ dank der Supervision von Hensons Tochter Laura das Feuer nicht nur wieder - es lodert stärker als je zuvor.

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