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Katherina Braschel, Sophia Fritz, Lukas Gmeiner, Anita Hetzenauer, Martin Peichl, Florian Schlederer, Anna Schwingenschuh, Julia Steinbichler, Johanna Wohlgemuth, Andrea Zipko

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Die großen Zehn von Wortlaut

„Gut, sehr gut, am besten.“ Diese zehn Texte haben die Jury überzeugt und sind im Sammelband von Wortlaut, dem FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb, vertreten. Hier ist die Shortlist.

Von Zita Bereuter

„Als Jurorin weiß man sofort: Es wird superanstrengend, ein Desaster. Es werden nur schlechte Texte kommen. Es wird unmöglich sein, irgendeine Auswahl zu treffen (schlecht, ganz schlecht, unsäglich)“, schreibt die Jurorin Verena Rossbacher in ihrem Vorwort des Wortlautbuchs. Um nach dem Lesen der zwanzig besten Kurzgeschichten überrascht neue Kategorien einzufügen: „Gut, sehr gut, am besten.“

„Privat“ war heuer das Thema von Wortlaut, dem FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb.

Über 800 Kurzgeschichten wurden eingereicht - hier ist die Longlist.

So leicht war es dann aber doch nicht - auch die anderen in der Jury hatten ihre zwanzig Texte in diese Kategorien geteilt und hatten teilweise unterschiedliche Lieblingstexte. Folglich wurde in der Jurysitzung zwar immer freundlich, aber hart diskutiert, argumentiert und verhandelt. Schweren Herzens mussten sich einige von ihren bevorzugten Kurzgeschichten trennen. „Es muss weh tun“, bezeichnete ein Juror diese Qual der Wahl.

Tausend Dank an die Jury Marc Elsberg (Autor), Diana Köhle (Slamveranstalterin & -moderatorin), Verena Rossbacher (Autorin), Mercedes Spannagel (Wortlautgewinnerin 2018) und Daniel Wisser (Musiker und Autor) für ihr Engagement, ihre Zeit und ihre Arbeit - all das unentgeltlich!

Marc Elsberg, Diana Köhle, Verena Rossbacher, Mercedes Spannagel, Daniel Wisser

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Die ebenso strenge wie kompetente und freundliche Jury von links nach rechts: Marc Elsberg, Daniel Wisser, Mercedes Spannagel, Diana Köhle, Verena Rossbacher

Schließlich hat sich die Jury auf diese zehn Kurzgeschichten geeinigt. Wir gratulieren den ausgezeichneten sieben Autorinnen und drei Autoren herzlich! Für die Zukunft wollen wir Verena Rossbachers Rat befolgen: „Dass man einfach immer den Kampf aufnehmen muss, wenn einen ein dummes Thema provoziert. Man wird es niederringen, man wird es besiegen.“ Das ist dabei auch klar: „Es muss weh tun.“

Katherina Braschel, Sophia Fritz, Lukas Gmeiner, Anita Hetzenauer, Martin Peichl, Florian Schlederer, Anna Schwingenschuh, Julia Steinbichler, Johanna Wohlgemuth, Andrea Zipko

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Oben von links nach rechts: Katherina Braschel (Foto: David Sailer Images), Sophia Fritz (Foto: privat), Lukas Gmeiner (Foto: privat), Anita Hetzenauer (Foto: Martina Naschberger), Martin Peichl (Foto: Alexander Lausch). Unten von links nach rechts: Florian Schlederer (Foto: Maximilian Schnürer), Anna Schwingenschuh (Foto: Sarah Weckert), Julia Steinbichler (Foto: privat), Johanna Wohlgemuth (Foto: Dominik Haitz), Andrea Zipko (Foto: Lenard Zipko)

Katherina Braschel: „Spargel aus dem Glas“

Geboren 1992 in Salzburg, lebt, schreibt, arbeitet und prokrastiniert in Wien. Feministin. Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert und eine MA-Arbeit zu queerer Pornografie und Zeitlichkeit im Gefrierfach liegen. Redaktionsmitglied und Kolumnistin bei der Literaturzeitschrift &radieschen und Mitveranstalterin des Anno-LiteraturSonntags. 2019 wurden ihr der Rauriser Förderungspreis und der Exil-Literaturpreis für Autor_Innen mit Deutsch als Erstsprache verliehen. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. 2020 erscheint ihr Debüt in der edition mosaik.

Spargel aus dem Glas kannst du eigentlich auch nur essen, wenn du ein Arschloch bist, sage ich und rühre in dem Topf mit den kochenden Spaghetti.

Sophia Fritz: „Wohin wir Dinge stecken“

geboren 1997 in Tübingen, ist Studentin an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München, „Drehbuch“. Vor ihrem Studium absolvierte sie ein freiwilliges soziales Jahr in einem Waisenhaus in Bolivien und ließ sich anschließend zur Sterbebegleiterin ausbilden. Sie war 2019 Stipendiatin der Berliner Festspiele und hat für ihre Kurzgeschichten bereits zahlreiche Preise erhalten. Sophia Fritz lebt in München.

Gerne wäre Lena ein Lippenstift in einer warmen Wintertasche oder eine halbsaubere WG-Küche mit geklauten Pfeffermühlen aus irgendeiner Burger-Kette.

Lukas Gmeiner: „erbseneintopf“

1987 geboren, studiert Rehabilitationspädagogik und arbeitet an einem Berliner Förderzentrum und als Fahrradkurier. Privat sehr glücklich. Beruflich äußerst prekär. Freut sich über aussagekräftige Jobangebote im Bereich der Rehabilitation und darüber hinaus.
Schreibt Kurzgeschichten mittlerweile nur noch exklusiv für FM4 Wortlaut (Shortlist 2017) und hält Kurzvitas für die wahre literarische Herausforderung.

Heute gibt es Erbsen•ein•topf zum Mittag•essen.
Erbsen•ein•topf, wiederhole ich.
Erbsen•ein•topf.
Ich will nichts davon essen.
Vor irgend•etwas ekelt es mich.
Erb-sen.

Anita Hetzenauer: „Wie ein Marder oder ein Murmeltier“

Anita Hetzenauer stammt aus Kufstein. Derzeit genießt sie eine Babypause und beschäftigt sich mit ihren kleinen Kindern, anstatt in ihrem Beruf als Lehrerin zu arbeiten. Nachts schreibt sie, da sie kürzlich begonnen hat, ihren Ehrgeiz ernsthaft auf das Schreiben zu richten.

Er ist eh schon bei der braunen Holztür, an der ein goldenes Messingtaferl angeschraubt ist, auf dem „Privat“ steht.

Martin Peichl: „Herzkörper“

Geboren 1983 im Waldviertel. Unterrichtet Deutsch, Englisch und (wissenschaftliches) Schreiben in Wien.
Veranstalter der Lesereihe „In einer komplizierten Beziehung mit Österreich“ (was gleichzeitig der Arbeitstitel des aktuellen Buchprojekts ist). Schreibt Gedichte auf Bierdeckel und verwendet Twitter (@Untergeher83) und Instagram (@m.peichl) als ausgelagerte Notizbücher. Im Februar 2019 ist sein erster Roman „Wie man Dinge repariert“ in der Edition Atelier erschienen.

Jetzt schweigen wir. Jelena in ihrer Muttersprache, ich in meiner. An guten Tagen würde mir Jelena 3 von 5 Sternen auf Amazon geben. An schlechten Tagen ist ihr Kosename für mich „feler“.

Florian Schlederer: „Evelynes Kassette“

Florian Schlederer tut seit 1992 sein Bestes – im Schreiben, lange Zeit in der Physik und Philosophie, derzeitig beim Klimavolksbegehren und als Kurator. Den traurigsten Abschied hatte er in Tokio bei Birnenduft. Seine Honigbrote benötigen eine Schicht harte Butter. Glücklich war er auf der Wiese des Green Templeton Colleges Oxford. Er liebt es, Gemüse mit scharfen Messern zu schneiden. Seine Heimat ist dort, wo Seifenblasen niemals platzen.

... da stehen sie, die Kassetten ... hunderte ... alles Geheimnisse, die mir zugefallen sind ... ich glaube nicht mehr, dass wir seltsam waren, Günther ... hinter den Kulissen leben alle eine Sonderlösung ... jeder sorgt sich, dass etwas nach außen dringt ... wenn sie wüssten, dass es allen gleich geht ...

Anna Schwingenschuh: „Primat Privat Ohrid“

Geboren 1981 in Graz. Nach einer Fotografie-Ausbildung an der HTL Ortweinschule Graz studierte sie an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Sie arbeitet als freie Film- und Fernsehmacherin und als Autorin.

Wir gehen hungrig durch die Stadt und können uns nicht entscheiden, in welchen Laden wir essen gehen. Überall wäre Platz. Überall locken sie uns mit dem müden, künstlichen Lächeln der Nachsaison. Sie haben auf uns gewartet, denn niemand sonst ist auf den Straßen unterwegs.

Julia Steinbichler: „sackgasse“

Geboren 1992 in Vöcklabruck. Hat in Wien TFM ohne Plan und Bildungswissenschaft mit Plan studiert. Lebt in Wien. Arbeitet im sogenannten Sozialbereich. Schreibt daneben.

da ist ein langer weg zwischen feldern und äckern, sehr schön. da, am langen weg, ist ein mann, da, hinter den feldern und äckern, ist ein hügel, da, hinter dem hügel, ist eine fabrik mit rotweißrotem schlot und hallen aus papier, da, in der fabrik, hat der mann gearbeitet, bis zum schichtführer hat er es gebracht, guter mann, ehrsamer arbeiter.

Johanna Wohlgemuth: „Seit du fort bist“

Geboren 1988, studierte in Karlsruhe. Publizierte mehrfach in Anthologien und Literaturzeitschriften, war Hauptpreisträgerin des Fränkischen Krimipreises. Außerdem für unterschiedliche weitere Literaturpreise nominiert (u. a. Walter-Kempowski-Literaturpreis). Ihr Debüt („Frau Schnieder kehrt heim“) erschien 2017 beim Gorilla Verlag, das zweite Romanprojekt wurde 2018 mit einem Stipendium der Werkstatt für junge Literatur Graz ausgezeichnet. johannawohlgemuth.de

Den Pritt-Stift habe ich in der Manteltasche. Das Heft in der Hand. Der Plan: das Leben zusammenkleben, das ich gelebt haben will. Im nächsten Schritt mir selbst glauben.

Andrea Zipko: „Bumm und weg“

Geboren 1980 in Linz schreibt sie mit Absicht, seit sie zwölf ist. Gegen die Welt ist sie gutgläubig, also an das Gute gläubig, trotz allem. Pazifistin, Humanistin, relativ radikal. Maturierte als ziemlich Erste in der Familie und zog aus, um zu studieren. Kehrte heim, um Mutter zu werden, was sie gerne ist. Ihr Dasein legitimiert sie als Putzfrau. Das Putzen ist ein ehrbarer Beruf und hält den Kopf frei, um Geschichten zu schreiben.

Tomas ist durchschnittlich intelligent, so sagen jedenfalls die Ärzte gern, die an seiner Medikation schrauben. Aber was heißt das alles schon?
Im Grunde hat ja doch keiner eine Ahnung, wie sein Gehirn funktioniert.

Buchcover von Wortlaut

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Der Standard

WERBUNG

Ein Auszug aus dem Gewinnertext wird im STANDARD veröffentlicht.

The winner is ...

Die großen Zehn stellen wir bis zum 10. Oktober auch on air auf Radio FM4 vor. Die ersten drei jeweils in einer Stunde Homebase Spezial.

Platz 3 - Montag, 7. Oktober
Platz 2 - Mittwoch, 9. Oktober
Platz 1 - Donnerstag, 10. Oktober

Am Freitag, 11. Oktober, wird das Wortlautbuch im phil in Wien präsentiert, die drei Besten lesen und die Preise werden überreicht:

Beginn ist um 20 Uhr - der Eintritt ist frei. Und danach wird gefeiert!

Die Preise

Platz 1: 1.000 Euro
Platz 2: 750 Euro
Platz 3: 500 Euro

Julius Meinl

WERBUNG

Alle drei Preisgelder werden von Julius Meinl zur Verfügung gestellt.

Außerdem für die zehn besten Texte:

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