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Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Pet Shop Boys - „Will o’the wisp“

Mit „Hotspot“ ist Ende Jänner das vierzehnte Album der Pet Shop Boys erschienen. Darauf zu finden: „Will o’the wisp“, ein Lied über die Berliner U-Bahn.

Von Christoph Sepin

In der U-Bahn sitzen, aus dem Fenster starren und der Welt beim vorbeiziehen zusehen. Und plötzlich hat man eine Melodie im Kopf. Kennen wohl einige beim Tagträumen während dem täglichen Herumpendeln, kennen auch die Pet Shop Boys, die kurzerhand ein Lied über die öffentlichen Verkehrsmittel geschrieben haben.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Das letzte Mal wurden die Pet Shop Boys an dieser Stelle vor gut einem Jahr besprochen, als sie mit neuer EP ein Protestlied gegen Social Media veröffentlichten. „Will o’the wisp“, der Eröffnungstrack vom neuen, vierzehnten Album „Hotspot“, ist jetzt weniger große Gesellschaftskritik, sondern eine kleine, simpel erscheinende Geschichte: Das tägliche menschliche Drama und der Wunsch nach Belustigung auf einer U-Bahn-Fahrt durch Berlin.

Große Hooks können die Pet Shop Boys noch immer mühelos von Album zu Album schreiben, auch nach fast vierzig Jahren Bandgeschichte. Die große Partyhymne ist „Will o’the wisp“ in den ersten Sekunden, dann lassen sich aber doch ein paar düstere Töne entdecken, als Neil Tennants Storytelling und dringliche Stimme wie aus einer dystopischen Parallelwelt klingen.

Beim ersten Hören ist zumindest alles noch ganz simpel: Neil Tennant gibt hier den Beobachter, beschreibt ein Wiedersehen nach vielen Jahren („I see you after many years, on an elevated train“) und besingt die Berliner U-Bahn-Linie U1. Sie sei so ein Partyzug lauten seine Textzeilen und zählen U-Bahn-Stationen auf: Von Uhland geht’s zur Warschauerstraße, vorbei am Nollendorfplatz.

Das titelgebende „Will o’the wisp“ hat mit dieser U-Bahn und ihren Stationen eher weniger zu tun, sondern bezieht sich wohl eher auf die Passagiere an Bord. Das Irrlicht auf Deutsch ist die leuchtende Erscheinung, die einen vom Pfad abbringen kann. Für Tennant ist das die alte Bekanntschaft, die er zufällig in der U1 getroffen hat: „You were always such a free spirit, a bright-eyed eager chap. A will-o-the-wisp and charming with it, in your battered leather cap“. So ist das und sowieso sei man nur auf der Suche nach ein bisschen Spaß, Liebe und Gelächter, wenn man schon einmal wieder in Berlin ist: „Emerging from below past Nollendorfplatz, in search of love and laughter“.

Das große Talent der Pet Shop Boys, ganz simple Texte zu nehmen und mit eingängigen Rhythmen zu untermalen, die dann aber doch um einiges komplexer sind als geahnt, Geschichten voller Alltäglichkeiten zu erzählen, die dann trotzdem Platz für das Zuschreiben von allerlei Bedeutungen bieten, dieses Talent lässt sich auch in „Will o’the wisp“ wieder finden. Ein Lied, das wohl auch das Konzert der Pet Shop Boys am 12. Mai im Gasometer in Wien eröffnen wird und ein idealer erster Track für ein Album, voller Energie und Drive, während im Hintergrund die U-Bahn vor sich hin rattert.

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