FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Buchhaltung

CC0

Die Steuererklärung für Dummies

Steuererklärungen. Nicht gerade sexy, aber notwendig. Genau wie WG-Putzpläne oder die Jogginghose, die man einfach braucht, um die vierte Woche im Homeoffice durchzustehen. Und wenn ihr selbstständig seid, dann ist gerade der Frühling eine gute Zeit, um sich mit der Steuererklärung zu beschäftigen.

Von Felix Diewald

Wer neu im Freelance-Leben ist, kennt sich beim Thema Steuern vielleicht noch nicht so gut aus. Einkommenssteuer und Lohnsteuer – was ist da der Unterschied? Wie viel Geld sollte ich beiseitelegen? Und was ist mit Nachzahlungen? Wir haben uns das von den Steuerberater*innen Carina Simon und Dominik Bertagnol erklären lassen.

Was ist die Steuererklärung eigentlich?

Im Grunde genommen ist die Steuererklärung nichts anderes als die Abrechnung gegenüber dem Finanzamt am Ende des Jahres. Das heißt, man schaut sich an, wie viel jemand verdient hat und auf dieser Basis muss die Person Steuern zahlen. Das ist von Grundidee her eigentlich bei jedem Menschen gleich.

Was ist der Unterschied zwischen "Einkommen- und Lohnsteuer?

Bei Angestellten werden Steuern laufend über das Gehalt bezahlt. Das ist die sogenannte Lohnsteuer. Wer selbstständig ist, muss sich am Jahresende bzw. am Anfang des nächsten Jahres damit beschäftigen, was an Steuern gezahlt werden muss. Das ist die Einkommensteuer.

Die Steuerberater*innen Dominik Bertagnol und Carina Simon

privat

Der Steuerberater Dominik Bertagnol

Wer bezahlt Einkommensteuer?

Einkommenssteuer müssen alle Selbstständigen bezahlen, deren Jahreseinkommen 11.000 Euro übersteigt. Vom Jahreseinkommen werden davor aber noch Sozialversicherungsbeiträge abgezogen, die man als Selbstständiger auch zahlen muss.

Wenn ich seit Kurzem als Freelancer oder Freelancerin, arbeite - wo fange ich an?

Ganz wichtig ist, am Anfang jeden Beleg zu sammeln, beiseitezulegen und zu notieren, worum es sich dabei gehandelt hat. Und dann in regelmäßigen Abständen eine Struktur in die Einnahmen und Ausgaben bekommen.

Wann sollte ich mich mit der Steuererklärung beschäftigen?

Das hängt natürlich von der Höhe der eigenen Umsätze ab, etwa wenn Umsatzsteuer anfällt. Wichtig ist, dass man sich spätestens im Herbst überlegt, wie viele Einnahmen man im Jahr gemacht hat um gegen Jahresende gegensteuern zu können, falls etwa gewisse Grenzen überschritten werden, die einen in eine monatliche Abgabepflicht hineinlotsen könnten.

Bis wann habe ich Zeit, meine Steuererklärung für das vergangene Jahr einzureichen?

Wenn man’s elektronisch macht über Finanzonline, das ist schon relativ einfach möglich, hat man bis zum 30.6. des Folgejahres Zeit, die Steuererklärung einzureichen. Mit Steuerberater oder Steuerberaterin hat man länger Zeit.

Worauf sollte ich beim Thema Steuern achten?

Wir raten Selbstständigen unbedingt dazu, sich schon von den ersten Einkünften an genügend Geld für Steuer und Versicherung beiseite zu legen. Das unterschätzt man am Anfang. Gerade, wenn man neu selbstständig ist, freut man sich über erste Einnahmen und vergisst oft, sich einen Teil beiseite zu legen. Die Nachzahlungen kommen nämlich erst ein Jahr zeitversetzt mit der Steuererklärung. Da haben wir – gerade bei jungen Leuten – die Erfahrung gemacht, dass die Nachzahlung eine böse Überraschung sein kann.

Die Steuerberater*innen Dominik Bertagnol und Carina Simon

privat

Die Steuerberaterin Carina Simon

Wie viel Geld sollte ich mir für Steuern und Sozialversicherung beiseitelegen?

Man kann sagen, dass die Sozialversicherung circa 26 Prozent der Einnahmen abzüglich der Ausgaben macht. Die Steuerbemessung ist dann quasi der Wert der Einnahmen abzüglich der Ausgaben, noch einmal reduziert um die Sozialversicherung. Aber es ist schwer, da eine generelle Aussage zu treffen, weil die Steuer unterschiedlich ist, je nachdem wie hoch das Einkommen ist.

Als groben Richtwert für „kleine“ Selbstständige empfehlen wir, circa ein Viertel der Betriebseinnahmen minus Ausgaben für die Versicherung wegzulegen. Und um das reduziert nochmal rund ein Drittel, als ungefähren Wert, für die Steuer, um keine bösen Überraschungen zu haben. Ein weiterer Tipp: Ein Konto fürs Private und ein Konto fürs Business.

Was ist mit Corona und meiner Steuererklärung?

Viele Selbstständige stehen jetzt vor der Herausforderung, dass sie weniger oder gar keine Einnahmen mehr haben. Seitens der Bundesregierung gibt es hier ein Maßnahmenpaket, dass derzeit erlaubt Zahlungen ans Finanzamt zu stunden. Man hat also die Möglichkeit, Beträge an Behörden erst später zu bezahlen. Und anders als sonst, fallen dafür keine Zinsen an.

Unser Rat: Man sollte jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern mit dem Finanzamt und sonstigen Behörden in Kontakt treten, bevor man sein Business „abdreht“, ohne sich davor über alle Möglichkeiten informiert zu haben.

Aktuell: