Vom Reese-Witherspoon-Buchtipp zur Serie: „Little Fires Everywhere“
Von Martina Bauer
Überall waren kleine Feuer gelegt, konstatieren die Einsatzkräfte, nachdem Elena Richardson und ihre fünfköpfige Rest-Familie das prachtvoll-opulente Backstein-Heim in Flammen haben aufgehen sehen. Von diesem Opening aus springt die Serie „Little Fires Everywhere“ zurück ins frühe Davor.
Elena hat gerade - wir schreiben das Jahr 1997 - privat eine Wohnung an die Vorort-Neuankömmlinge Mia samt Tochter Pearl vermietet. Von Beginn an herrscht Spannung zwischen den beiden Frauen, die durch Status, Herkunft, Hautfarbe und Optionen getrennt sind. Wenig später werden sie, ihr Umfeld, ihre Kinder dennoch in mehrerlei – und nicht nur der besten - Hinsicht miteinander verkettet sein.

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Frauen-Sache
Reese Witherspoon spielt Elena Richardson. Ihr Protagonistinnen-Gegenüber Mia Warren gibt Kerry Washington, bekannt aus der TV-Show „Scandal“. Beide Schaupielerinnen haben das Projekt vorangetrieben, fungieren als Executive Producers und sind über ihre Produktionsfirmen beteiligt. Die Autorin Ng der Buchvorlage produziert übrigens ebenfalls mit.
„Little Fires Everywhere“ gibt es ab 22. Mai bei Amazon Prime Video.
Dass es die Serie auf die Leinwand geschafft hat, ist vor allem auch Whiterspoons Buchclub geschuldet. In dem empfiehlt sie monatlich Bücher mit Frauen im Mittelpunkt der Geschichten. „Little Fires Everywhere“ gehörte 2017 zu diesen Leseempfehlungen. Und so kam die Verfilmung ins Laufen.

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Brandherde
Die Serie, die ihre titelgebenden „Kleine Feuer überall“ natürlich zentral auch metaphorisch meint, dreht sich um Themen wie Mutterschaft, Privilegien, Altlasten und selbstverständlich Geheimnisse.
Da ist Whiterspoons jüngere Serien-Tochter Izzy, die gerade gegen fast alle und alles ankämpft. Ein Outing steht im Raum sowie, dass eventuell sie der Feuerteufel war? Bruder Moody wiederum hat sich zwar zuerst mit Mias Tochter Pearl angefreundet, sein älterer Bruder Trip scheint ihm aber den Rang abzulaufen. Und weiter dreht sich das Zwischenfamiliäre wie auch das Vororts-Karussell. Menschen werden benutzt, Babys abgelegt, verschwiegene Wahrheiten, Vergangenheiten kommen hoch.
Whiterspoons Rolle einer ebenso kontrollierten - selbst der Sex mit Joshua Jackson als Ehemann steht im Kalender - wie gut situierten Mutter sowie die gefühlte Serienumgebung rufen mitunter Erinnerungen an „Big Little Lies“ wach, das ja ebenfalls ein Herzensprojekt der Schauspielerin war.

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„Little Fires Everywhere“ ist ein durchaus ansehnliches Kleinstadtmelodram mit Soapelementen inklusive TV-Anpassungen in Bezug auf die Romanvorlage. Und natürlich einem settingbedingten 90er-Flair mit Autotelefonen, Outfits, Ellen DeGeneres, Kurt Cobain, Before Sunrise, Chumbawamba oder den Vagina Monologues.
Publiziert am 22.05.2020