Steve Sims (CC0 1.0)

fm4 musikmaschinen

Die TB-303 hat statt Bass-Begleitung den Acid-Sound groß gemacht

Das charakteristische Zwitschern des Bass-Synthesizers hat gleich mehrere Genres geprägt - obwohl diese Verwendung überhaupt nicht vorgesehen war.

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Von Stefan Trischler | Video: Claus Diwisch

Wie wir an dieser Stelle schon öfter bemerkt haben, ist das Zusammenspiel von Musik und Technologie voll von Geschichten, in denen Geräte durch „falsche“ Bedienung gänzlich neue Klänge erzeugt und damit teilweise ungewollt neue Genres ermöglicht haben. Die TB-303 ist dafür ein herausragendes Beispiel: Anfang der 1980er wurde der Transistor Bass-Synthesizer eigentlich vorgestellt, um gemeinsam mit der TR-606 Rhythmusmaschine (einer abgespeckten 808) die Begleitung für Gitarristinnen, Orgelspieler und Solomusikerinnen aller Art zu erledigen - das beweist nicht zuletzt ein damaliges Werbefoto mit dem legendären Jazz-Pianisten Oscar Peterson.

Tipp

Die FM4 Musikmaschinen gibt es diesen Sommer jeden Mittwoch um Mitternacht als Radiosendung, Podcast und Video.

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Für die vorgesehene Aufgabe war die 303 aber viel zu frustrierend in der Bedienung (man gibt etwa zuerst die Noten ein, und dann erst ihre Position im Takt) und wohl auch vom Klang her zu synthetisch - trotz des Versuches, den Slap Bass und das Rutschen am Hals der Bassgitarre zu simulieren. Die handlichen Geräte landeten weltweit in Second Hand-Geschäften. In einem solchen sollte ein paar Jahre später DJ Pierre aus Chicago für ein paar Handvoll Dollar zuschlagen, das resultierende Stück Acid Tracks war die erste Manifestierung des Sounds, für den die 303 schließlich bekannt werden sollte: ein sich ständig wandelndes elektronisches Zwitschern, das je nach Modulation und Filterkurve auch ins Aggressive umschlagen kann. In Verbindung mit House-, Techno- oder Breakbeats war dieser Acid Sound über die 90er Jahre hinaus sehr populär.

Mein Kollege Patrick Pulsinger war bei der Ankunft von Acid House in Wien live dabei. Der Fernsehbeitrag über die Parties im Kennedys (dem heutigen Reigen) mit ihm, Rodney Hunter und Peter Kruder ist leider nicht mehr online, hier gibt es aber ein ähnlich unterhaltsames Zeitdokument von etwas später. In dieser Folge sehen wir uns jedenfalls die 303 genauer an, sprechen über die kurze Acid House Ära und den bleibenden Eindruck der Ausnahme-Maschine.