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Mindful Masturbation: Yoga mit Vibratoren kombinieren

Yoga mit Vibratoren zu kombinieren möchte ein neuer Trend sein, unter den Schlagworten „Mindful Masturbation“. Wir sprechen mit der Yogalehrerin und Sexualpädagogin Sophie Humer, die der Meinung ist, diese Dinge passen alle nicht zueinander.

Von Conny Lee

Wenig andere Sportarten werden so regelmäßig mit neuen Trends beworben wie Yoga. Sei es das akrobatische Acro-Yoga, das schweißtreibende Bikram-Yoga, oder auch das ausgefallene Ziegen-Yoga.

Letztlich flatterte mir ein Newsletter in die Mailbox, der einen neuen Trend ankündigte: zum Yoga mit dem Vibrator! Damit solle man die „Mindful Masturbation“ für sich entdecken. Die Mindfulness - oder auch Achtsamkeit - ist ein wichtiges Leitmotiv in der Meditation. Seit Längerem schon wird Achtsamkeit in allen Lebenslagen empfohlen - beim Essen, beim Gehen, beim Atmen - um so die Selbstwahrnehmung zu schärfen, Stress abzubauen und um die Gedanken mehr auf das Jetzt zu fokussieren.

Yoga für die Vermarktung

Für die Yogalehrerin und Sexualpädagogin Sophie Humer gehen Yoga und Masturbation allerdings nicht wirklich zusammen:

Yoga werde immer wieder gerne zu Marketingzwecken verwendet, weiß sie. Daher kostet eine „Yoga“-Leggins auch gleich das Vierfache einer „normalen“ Leggins. Sophie Humer erinnert aber daran, dass Yoga eigentlich eine alte, indische Philosophie ist. Das Wort „Yoga“ bedeutet Einheit und es gehe in der Philosophie um die Befreiung des bewegten Geistes, der zur Ruhe kommen soll. Natürlich könne man auch durch Masturbation diese Einheit von Geist und Körper erlangen. Die Verbindung von Yoga und Orgasmus passt allerdings eindeutig nicht zur Philosophie, so Humer. Der indische Gelehrte Patanjali hat das Yogasutra verfasst - eine Art Leitfaden, der einige Verhaltensregeln am Weg des Yogas umfasst. Eine der Verhaltensregeln sei das Brahmacarya (Sanskrit: Enthaltsamkeit). Für Sophie Humer widerspricht die Kombination von Masturbation und Yoga damit den Grundprinzipien der Philosophie.

„Mindful Masturbation“, also die Kombination von Masturbation mit dem Zustand der Achtsamkeit, das sei hingegen durchaus möglich - aber nicht mit dem Vibrator. Diese Geräte, so Humer, überreizen unsere Nerven und stumpfen uns somit ab. Bei der achtsamen Sexualität gehe es darum, zuerst in sich hineinzufühlen, und diese Empfindungen dann nach außen zu übertragen. Der Vibrator hingegen sei ein starker Impuls von außen. Durch diesen Reiz entstehe dann ein starker Gipfelorgasmus, der sich durch Anspannung im Körper anstaut und schließlich entlädt. Im Sinne der achtsamen Sexualität solle man nicht orgasmuszentriert masturbieren, sondern einfach mal den eigenen Körper erforschen und erkunden, so Sophie Humer. Aus dieser Entschleunigung könnten sogennante Talorgasmen entstehen. Ein Talorgasmus, das sei wie ein Surfen auf einer lange hingezogenen Welle.

Weg vom orgasmuszentrierten Denken

Um also wirklich einmal „Mindful Masturbation“ zu probieren, empfiehlt Sophie Humer ein ganz entspanntes Setting zu schaffen und sich Zeit zu nehmen, den ganzen Körper zu erkunden, nicht nur die Geschlechtsorgane. Im Sinne der Achtsamkeit, solle man dabei einfach versuchen, bewusst zu spüren und zu beobachten, was das mit einem macht. Es geht darum im Hier und Jetzt zu sein, im eigenen Körper. Ohne Ablenkung, ohne Sextoys, ohne Pornos und ohne in Fantasien abzudriften. Vor allem solle man sich von dem Druck befreien, unbedingt möglichst schnell zu einem Orgasmus kommen zu müssen. Der Weg ist das Ziel: „Und wenn man sich von diesem orgasmuszentrierten Denken löst, dann kann sehr viel mehr passieren.“

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