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Naomi Higgins sitzt in einem Einkaufswagen, den Wil King schiebt und Olivia Junkeer isst eine Pizzaschnitte. Alle drei spielen in der Serie "Why Are You Like This".

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„Why Are You Like This“

Im wahren Leben wie online: Die australische Comedy-Serie „Why Are You Like This“ ist vielleicht die „jüngste“ TV-Produktion, die zurzeit zu sehen ist. Ihre Charaktere sind privilegiert und benehmen sich scheußlich. Es ist ein bitterböser Spaß.

Von Maria Motter

Drei Freund*innen in Melbourne, die so woke sind, dass sie anderen schaden, sind die Hauptfiguren in der sechsteiligen Comedy-Miniserie „Why are you like this“. Die Tech-Start-up-Angestellte und Feministin Penny, die Flüchtlingstochter Mia und ihr schwuler bester Freund Austin führen in Pennys Zuhause eine Art WG. Die drei sind Anfang Zwanzig und topinformiert über die Ungerechtigkeiten dieser Welt, bloß schlägt ihr moralischer Kompass immerzu aus.

Penny und Mia überschreiten mit Begeisterung die Grenze zwischen gerechtem und selbstgerechtem Verhalten – bevorzugt am Arbeitsplatz. Austin äußert zwar ab und an einen Einwand, etwa wenn Mia die neue Kollegin im Eissalon ob deren Cosplay-Leidenschaft mit wenigen Klicks als Cash-Cow on- und offline ausnutzt –, aber Freundschaft geht schließlich vor.

Naomi Higgins und Wil King liegen als Peggy und Austin in der Serie "Why Are You Like This" inmitten lauter Sachen auf dem Boden.

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Ein privilegiertes Trio Infernal

Dieses Trio Infernal in „Why Are You Like This“ führt den Status Quo von Empörungskultur und Identitätspolitik fabelhaft vor. Auch wenn die Autor*innen der Serie keine Zweifel daran lassen, dass Empathie und der Gedanke, niemanden auszuschließen, erstrebenswert sind. Sie karikieren falsch verstandene politische Korrektheit und direkt die Egozentrik der Privilegierten einer Generation, die in der Serie vor allem sich selbst retten wollen: Vor Verantwortlichkeiten.

Die Serie „Why are you like this” ist bitterböse, aber ziemlich lustig. Die Idee zur Satire hatte Naomi Higgins, der Pilot überzeugte in der "Young Blood”-Talente-Initiative von ABC und der australischen Filmförderstelle Screen Australia. Netflix übernahm die Serie. Naomi Higgings hat das Drehbuch mit Stand-up-Comedy-Freunden geschrieben und sie spielt Penny, eine der Hauptfiguren.

Zwei Freundinnen liegen erschöpft auf einer Couch, die eine auf dem Rücken der anderen. Aus der Serie "Why Are You Like This".

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Olivia Junkeer und Naomi Higgins spielen schreckliche Charaktere in „Why Are You Like This“.

„Why Are You Like This“ ist absolut junges Fernsehen

Jede Episode ist eine Abfolge an Sketchen und viele fußen auf eigenen Erlebnissen, sagt Higgins. Das Leben verwöhnter Millenials zwischen depressiven Verstimmungen und all den Versuchungen wie den Versprechungen von schnellem Geld dank Apps, Kryptowährungen und überteuerter Kosmetikprodukte führt von einem Missgeschick zum nächsten. Da will etwa eine die Umwelt schonen, kann aber ihre Menstruationstasse nicht mehr in sich finden.

Der Clou ist, dass sich die drei im wahren Leben so verhalten wie online: Direkt und schonungslos und das meist übersteigert. Die Autor*innen schätzen den Begriff „Dramedy“.

Die Verquickung dringlicher Themen und persönlicher Befindlichkeiten ist in dieser Eloquenz herausragend. In zwanzig Sekunden sind Penny und Mia etwa von der Begeisterung für Illustrationskunst über die Verlockungen von Schnäppchenangeboten bei der Klimakrise angelangt und haben Loyalität dekliniert.

„Yeah, she is gonna draw a cat live on stage. It’s gonna be cute! You said you’d come with me.“ - „I just - There’s a two-for-one deal at this Korean spa today.“ - „The planet is dying, and her art is the only thing that gives me hope.“ - „Hope is lame. What are you, a Swedish teen?“ - „I think I might do well in the apocalypse. I don’t eat much and I can hide in little crevices.“ - „Penny, you had a panic attack when you misgendered a dog.“

Im Originalton ist „Why Are You Like This“ um den Variantenreichtum an Betonung amüsanter. Und bevor man sich denkt, so ist doch niemand wirklich, erkennt man sich in einer Szene schon ein bisschen wieder. Ob der böse Spaß mit einer zweiten Staffel eine Fortsetzung finden wird, ist noch offen.

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