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Blue Beetle (Warner) und The Last Journey of the Demeter (Universal)

Warner / Universal

Die Zukunft des Mainstreams macht grad Pause: „Blue Beetle“ & all die schlechten Filme nach Barbenheimer

Wer durch die ungewöhnlichen Blockbuster-Hypes dieses Sommers euphorisiert ist, könnte beim aktuellen Genrekino made in Hollywood schon wieder verzagen. Ein paar Zeilen zu „Die letzte Fahrt der Demeter“ und „Blue Beetle“.

Von Christian Fuchs

Im FM4 Film Podcast diskutieren wir ja hitzig über die Filmthemen des Sommers: Waren die ungewöhnlich ambitionierten Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ eine popkulturelle Ausnahmeerscheinung? Oder bahnt sich eine kleine Film-Revolution an, bei der die Grenzen zwischen Mainstream und Arthouse vollends verschwimmen?

Wer durch den Barbenheimer-Hype euphorisiert wurde und von einer tollen Zukunft des Kinos träumt, sollte aktuelle Genrefilme aber eher meiden. „The Meg 2: The Trench“, die Fortsetzung einer kreuzbraven familienfreundlichen Killerhai-Franchise, lockt mit dem Regisseur. Der Brite Ben Wheatley hat mit „Kill List“, „Sightseers“ oder „High-Rise“ grandioses Indie-Kino zwischen blutiger Verstörung und tiefschwarzer Sozialsatire gemacht.

Dass Wheatley kein Hitchcock bist, bewies er dann leider mit dem grottenschlechten „Rebecca“ Remake für Netflix. Und jetzt „The Meg 2: Alles größer, lauter, mehr ist mehr, neben den Riesenhaien in der Mehrzahl wird auch der halbe „Jurassic Park“ bemüht. Actionhero Jason Statham kämpft diesmal nicht bloß gegen Urzeitwesen, sondern auch um Aufmerksamkeit. Der chinesische Superstar Jing Wu erweitert die Zielgruppe um den riesigen dazugehörigen Markt.

Der Film selbst wirkt allerdings wie ein einziger Durchhänger. Ein fader Reißbrett-Blockbuster irgendwo zwischen nervigem CGI-Overkill und Steven Spielberg und James Cameron für die Ärmsten. Ich hoffe, der Quatsch finanziert wenigstens den nächsten spannenden Indieschocker von Ben Wheatley.

The Meg 2: The Trench

Warner

Die hoffentlich allerletzte Fahrt der Demeter

Ist es “The Meg 2” zumindest noch gelungen meine Aufmerksamkeitsspanne halbwegs in den Griff zu kriegen, hat „The Last Voyage of the Demeter“ diesbezüglich schwer versagt. Im Kopf habe ich bei diesem Film bisweilen E-Mails beantwortet und Tagesplanungen durchdacht.

Dabei klingt in der Theorie alles bestens. Wie wäre es mal wieder mit einem echten Oldschool-Horrorfilm, der sich so langsam und bedrohlich aufbaut wie die Klassiker aus den 50er und 60er Jahren? Noch dazu aus dem Hause Universal, der Heimat von Gänsehaut-Figuren wie Frankenstein, The Mummy oder Dracula. Am besten gleich mit dem blutsaugenden Grafen als Monster im Mittelpunkt. OK, gekauft.

The Last Journey of the Demeter

Universal

„Die letzte Reise der Demeter“ widmet sich ganz einer Schiffsfahrt, die in Bram Stokers Buchvorlage ein kleines Kapitel füllt – und in bisherigen Dracula-Verfilmungen eher kurz vorgekommen ist. Das gleichnamige Handelsschiff wird im Rumänien des Jahres 1987 mit gespenstischer Fracht beladen, ein Haufen Särge kommt an Bord. Bis zur Ankunft in London dezimiert eine unheimliche Bedrohung die Besatzung der Demeter auf brutalste Weise. Wir ahnen es sofort, in einer der Totenkisten schlummert der vampiristische Fürst der Finsternis.

Ein Tribut an das herrlich altmodische Gruselkino, vom soliden Genrechecker André Øvredal, was kann schiefgehen? Alles leider. Das Tempo ist wirklich schnarchig, die Story offensichtlich vorhersehbar, ein markanter Schauspieler wie David Dastmalchian völlig in seiner Rolle verschwendet. Dracula schaut stattdessen aus wie ein Mix aus Nosferatu, Gollum und Vampir von der Festplatte. Trotz einiger heftiger Splatterszenen wird die letzte Reise der Demeter irgendwann zur Qual. Und man wünscht sich nur, dass dieses Schiff endlich absäuft.

The Last Journey of the Demeter

Universal

Gut gemeint heißt leider nicht automatisch gut

Wechseln wir zum Comickino: Marvel-Favorit Spider-Man ist nicht der einzige junge Mann, der durch einen Kontakt mit speziellen Insekten Superkräfte erlangt. Im benachbarten DC-Universum gibt es den ziemlich obskuren Blue Beetle. Ein College-Absolvent („Cobra Kai“ Star Xolo Maridueña) gelangt in den Besitz eines uralten Relikts, das auf außerirdischer Biotechnologie basiert. Der geheimnisvolle Käfer verleiht ihm übermenschliche Kräfte, fühlt sich aber zunächst wie ein übergriffiger Parasit an.

Die gute Nachricht zuerst: „Blue Beetle“ ist der erste richtige und überfällige Latino-Superheldenfilm. Regisseur Angel Manuel Soto hat tatsächlich auch ein paar anti-imperialistische Botschaften eingebaut, die im rechtsreaktionären Amerika die Gemüter erhitzen könnten.

Blue Beetle

Warner

Gut gemeint heißt aber leider nicht automatisch gut. Die schlechte Nachricht also: „Blue Beetle“ verpackt unzählige Latino-Klischees in einen Film, dessen Drehbuch locker auf einer Serviette Platz hat. Ein Superhelden-Epos als Blockbuster-Telenovela. Übertrieben kitschig, stellenweise nervig, voller unlustiger Pointen. Dazu dürften sich die Akteur:innen nur selten aus dem Greenscreen-Studio ins Freie bewegt haben.

Die größte Stärke des DC-Universums war es bisher, den stromlinienförmigen Marvel-Epen einen Hauch von Chaos, Anarchie und Bosheit entgegenzusetzen. Das machte Filme wie „Joker“ oder „The Suicide Squad“ so herausragend. „Blue Beetle“ will dagegen in jeder Minute Marvel sein, die lästige Dauerironie, der peinliche CGI-Look, die berechenbaren Geschichten. Schade.

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