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Person spielt Gitarre, darüber Schriftzug: die nervösen Vögel

Demo Suzuki

FM4 Schnitzelbeats

FM4 Schnitzelbeats- “Do it Yourself!"

Willkommen zu einer neuen Ausgabe der “FM4 Schnitzelbeats”. Diesmal unter der Beschlagwortung “Do it Yourself!” Wir sprechen über heimische Alleinunterhalter der 1980er-Jahre.

Von Al Bird Sputnik

Beim Stichwort der “österreichischen Alleinunterhalter” denken viele zunächst an Zitherspieler:innen in der Tradition des Wiener Heurigen-Musikers Anton Karas, der mit dem Soundtrack-Thema des britischen Agenten-Thrillers “The Third Man” im Jahr 1948 einen Welthit landen konnte. Und insbesonders im ländlichen Raum gab es im Laufe der 50er und 60er-Jahre unzählige Karas-Imitate in Gestalt von Zitherspieler-One-Man- und One-Woman-Bands: Karl Swoboda, Erika Swoboda, Fritz Hemetsberger, Fritz Födinger, den “Hexenmeister” Lois Kodnar und etliche andere. Junge Männer und Frauen, die sich mit ihren Instrumenten einfach ins Wirtshaus stellten (oder setzten) und gegen Bezahlung spielten. Ganz alleine und ohne Backing-Band, gewissermaßen als lebende Jukebox. Und einige dieser Zitherspieler:innen orientierten sich auch am Zeitgeist und interpretierten ihrerseits Werke aus der Welt der Popularmusik: “Guantanamera”, das “Doktor Schiwago”-Thema oder “Take Five”. In anderen Worten: Es wurde auch schon mal getanzt.

Die hier versammelten Alleinunterhalter-Formationen der 1980er-Jahre standen – vermutlich – eher unter dem Einfluss von Kraftwerk, Throbbing Gristle oder der “Geniale Dilettanten”-Bewegung als in der Tradition der Nachkriegs-Zitherspieler:innen. Aber dennoch, was sie alle eint, ist ihr Pioniergeist und ihre Unerschrockenheit, sich alleine vor ein Publikum zu stellen. Experimente mit elektronischer Musik gab es zwar schon ab den 50er-Jahren, aber im Laufe der 80er-Jahre nahm die Sache dann allmählich Gestalt an: Elektronische Gerätschaften – Synthesizer, Drummachines oder Sequenzer – wurden immer erschwinglicher, was jungen Musikerinnen und Musikern neue Möglichkeiten eröffnete. Du brauchtest also nicht zuerst einen Bausparvertrag aufzulösen, um dir Musikinstrumente leisten zu können und du musstest auch nicht mehr Teil einer Band sein, um auf einer Bühne zu stehen. Der D.I.Y.-Spirit der Punk-Ära machte es möglich. Und hin und wieder entstanden aus den introvertierten Klangtüfteleien sogar trippige Popsongs – und es wurde dann auch schon mal getanzt.

Cover Monoton

Monotonprodukt

Der Wiener Künstler, Autor und Experimentalmusiker Konrad Becker hat in den späten 1970er-Jahren das Bandprojekt Monoton ins Leben gerufen, mit dem er experimentelle elektronische Musik schuf, die man auch heute noch gut in Clubs auflegen kann: Groovend, pulsierend und schön repetitiv. Musikhistorisch betrachtet zählen die Releases von Monoton jedenfalls zu den ersten österreichischen Tonträgern, die in Richtung Minimal Wave gehen und auch schon die Ankunft von Techno ankündigen. Eine Pionierrolle, die der Band übrigens auch den Eintrag in eine Bestenliste des britischen Auskenner-Magazins The Wire( gesichert hat: „100 Records that set the world on fire (while no one was listening)".

Cover Derry

Deton

Die One-Man-Band Derry stammte aus Oberösterreich und hat der Nachwelt im Jahr 1983 in Eigenregie eine betörende Perle des Minimal-New Wave hinterlassen. Beide Seiten der Singe sind instrumental und heißen gleich, nämlich “Aerobic”, und dass obwohl die Nummern nicht identisch sind. Die Legende besagt übrigens, dass die Songs damals für einen Jahrmarkt produziert worden sind. Einfach nur, damit das Fahren im Autodrom den Besucherinnen und Besuchern mehr Spaß macht. Oder war es doch eine Spielhalle?

Cover Bernie L.

Skyline Records

Der in Linz beheimatete Musiker Bernhard Leier alias Bernie L. war der Betreiber des Indie-Labels Skyline Records und auch als Musikproduzent recht umtriebig. Sein einziges Album als Solo-Recording Artist “Ende der Eiszeit” ist ein kleines und schräges Meisterwerk der österreichischen New Wave-Ära und kam im Jahr 1984 auf den Markt: Synthetische Drums treffen auf funky Boogie-Rhythmen und sorgen für beste Laune am Dancefloor. Vielleicht wär’s ja mal an der Zeit, dieses Album zu re-releasen. Internationale Nachfrage scheint ja durchaus vorhanden zu sein, wenn wir dem Discogs-Algorithmus Glauben schenken (Have: 36 / Want: 520 – Stand: 14.09.2023).

Cover Die Nervösen Vögel

Demo Suzuki

Zu guter Letzt kommen wir zum Bandprojekt Die Nervösen Vögel, das ab den frühen 80er-Jahren aktiv war. Der Initiator Gary Danner (heute Mitglied des Künstlerkollektivs Station Rose) erlangte erstmals als Sänger und Gitarrist der Wiener Mod-Formation The Vogue Bekanntheit und machte dann nach dem Zerfall der Band solo weiter. Die Nummer, die wir ausgewählt haben, “Walking Hand In Hand With Spring”, ist ein Vorbote zum Album “The Magic World of Gary Danner”, das jede Menge unveröffentlichter Demo-Aufnahmen in cooler Lo-Fi-Home Recording-Ästhetik aus dem Zeitraum 1982 bis 1987 beinhaltet und zwischen experimentellem New Wave und psychedelischem Garage Rock changiert. Erscheinen soll die Werkschau im Oktober beim Wiener Label Demo Suzuki, dessen Betreiber übrigens niemand geringerer ist als Robert Wolf alias Robert Räudig, Mastermind der ersten Wiener Punk-Band Chuzpe.

Damit wäre eigentlich alles wieder beim alten: D.I.Y. rules, okay?

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