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Ja, Panik

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song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Ja, Panik - „Kung Fu Fighter“

„Mit dir, da lauf’ ich durch die Welt“, oder, better together mit Ja, Panik.

Von Lisa Schneider

Wann ist man eine gute Band? Wenn man gute Lieder schreibt, ja eh klar, wenn man live ganz gut durchkommt, ja eh klar, wenn die Fans das mögen, was man macht, aber wenn man es selbst vielleicht auch ganz gut findet - ja eh klar. Auf der Spitze dieser Idealismuspyramide sitzt eine weitere, nicht unwesentliche Sache, und die heißt kulturelles Kapital.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Ja, Panik sind schon wieder nochmal da, vor 2021 haben sie mal länger Pause gemacht, aber daran wollen wir gar nicht mehr denken. Ja, Panik sind wieder da, und das mit allem, was gute Musik und, besser noch, was Rock’n’Roll so anzubieten hat. Irgendwo am Waschzettel zum Album steht etwas von „Blur-Gitarren“, wieso nicht, ist ja auch so eine beste Band der Welt. „Don’t play with the rich kids“ erscheint am 2. Februar 2024. Und jetzt? Die zweite Single „Kung Fu Fighter“.

Mit Kitsch und Konnotation spielen, das können Ja, Panik, der Nihilismus ist gar nicht mehr so wichtig, und man darf schon auch laut sagen, für was man im Leben so dankbar ist. Kulturelles Kapital also auf der einen Seite, wenn auch keine Brandenburger Eigentumswohnung, die Superband, bestehend aus Superfreund:innen, auf der anderen. „Kung Fu Fighter“ ist ein Ich-würd-dir-gern-was-Sagen und ein Lass-mich-weiterhin-nicht-Hängen, ist ein Bekenntnis zum Gemeinsamsein und dann auch noch eine Verhandlung dessen, was so passiert im Kopf, während die Welt draußen am Zerbröseln ist.

„Da kämpft wer 1.000 Kämpfe in mir drin und keinen einzigen kann ich gewinnen“, erzählt’s dem Gegenüber (schöne Anrede mit „Weißt du“), man hört es nicht, das zustimmende Nicken, es ist aber sicher da. Immer dann, wenn man glaubt, sowas wie die eigene Mitte ausbalanciert zu haben, kommt eben der nächste Mist um die Ecke, das ist die Welt und das ist das Leben, immer diese süß-pikante Mischung aus schönen und unfairen Dingen. Damit umgehen müssen ist klar, die Frage ist halt, wie, und die Antwort von Ja, Panik lautet: der Einsamkeit ihre Spitzen nehmen.

Schreiben wir es hin, das blöde Wort „weltumarmend“, so habt ihr es vielleicht von dieser Gruppe noch nicht gehört, es geht sich alles ohne Zynismus aus. „Hey, darf ich bleiben heute Nacht / ich schlaf doch eh / am Boden, kein Problem“: aus einer Situation ein Bild machen, das dran erinnert, dass eh niemand jemals wirklich erwachsen wird. Ungemütlichkeiten nimmt man auf sich im Austausch für Zuneigung und häusliches well-being, jedenfalls aber für Zugehörigkeit.

Und dann steht da noch ein sanftes „Danke“ zwischen den Strophen, weil das ist dieses Lied auch, eine Wertschätzung und ein Zurückgeben. Gute Bands machen, ja eh klar, nämlich auch genau das: Lieder aus Widrigkeiten, die dann so klingen, dass man sich dran halten möchte.

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