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Softcult

Kaylee Widdoes

Der Song zum Sonntag: Softcult mit „Heaven“

Softcult sind Mercedes und Phoenix Arn-Horn, kommen aus Kanada und schreiben grungeshoegazedreampopindie Lieder.

Von Christoph Sepin

Der Gruftie-Winter startet jetzt! Lest euch diese Zeile durch und dann hört euch „Heaven“ an und versucht sie im Lied drin zu finden: „God doesn’t love me like you do“ kann man schreiben, vor allem, wenn man das mit der vorangehenden Zeile „I don’t mean to blaspheme“ kombiniert. Einmal Podest zimmern, einmal Obsession, einmal alles, was man gerne hätte, auf wen anderen projizieren. Nope, das ist nicht so ein Lovesong wie die anderen.

Zwischen den Menschen gibt’s den Himmel und von dem fällt ein erster Satz: „You fell down from heaven and burned a hole in the earth“. Mehrdeutigkeiten in Liedern sind super, weil für nur eine Message pro Song haben wir alle keine Zeit. Zuerst leichte Liebe für- und schwere Anforderungen aneinander, dann der Twist und eigentlich ist alles anders.

Eine Welt, in der alle so sein können, wie sie wollen, eh klar und logische Forderung. Trotzdem Soft Cults Pressetext-Beschreibung von „Heaven“. Egal soll es sein, wo du herkommst und wer du bist und das schwer greifbare Konstrukt „Gesellschaft“ soll dich nicht einfach dort einordnen, wo es das will. Das Selbstverständlichste ist die Utopie, es ist zum Haare ausraufen. Warum alles dann doch so bleibt, wie es ist, lässt nochmal tausend Lieder schreiben. Man braucht geduldige Musikinstrumente.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Das Versprechen, einander so zu sehen, wie man ist und nicht, wie man voneinander glaubt zu sein, lässt sich schwer einhalten. Deswegen eine ganze Welt im Song in Tumult. Es ist eine gute Schule von Bands, die ihre persönlichen Unzufriedenheiten nehmen und allgemeingültig werden lassen. „I was given a body that doesn’t fit on me, I can’t stand the mirror’s point of view“, heißt es da, weil es sehr oft so stimmt.

Im Jahr 2016 hat die unfassbare Band Nothing aus Philadelphia das beste Album der Zehnerjahre, „Tired of Tomorrow“, veröffentlicht und den American Nightmare besungen, bei Softcult ist das alles nochmal weitergedacht und zu einem globalen Albtraum geworden. Es ist kein Riss, den du spürst, wenn die Distortion in „Heaven“ einsetzt, es ist ein sanftes Zerren. Es ist Unzufriedenheit - und die hat auch einen guten Grund. „Heaven is yours now“, schreiben Softcult zum Songrelease auf ihrer Website und meinen das wahrscheinlich gar nicht so lieb, wie sich das liest.

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