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fiio

Lana Cerha

Wir werden nur, was wir schon sind: fiio ist unser FM4 Soundpark Act im Monat Jänner

Wann ist Musik echt, wann hat man seine eigene Stimme gefunden? fiio ist unser österreichischer Spotlight Artist des ersten Monats im Jahr 2024.

Von Christoph Sepin

Das mit dem Musikhören hat mit einem roten CD-Player angefangen. Und mit zwei CDs, einmal von 50 Cent und einmal von AC/DC. Arges Crossover, Nullerjahre-Hip-Hop und erste Rockliebe. Damals noch im Kinderzimmer, später dann in der Indie-Band und als Fan von Alex Turner und den Arctic Monkeys. Da sind auch schon die Gemeinsamkeiten: Bei fiio, wie bei Alex, gehen Sound und Look und Style gemeinsam, das ist alles gleich wichtig. Rock’n’Roll mit Konzept eben.

2021 hatte fiio mit „Touri“ schon ein bisschen einen Hit, damals noch in den Nachwehen von Cloudrap und neuer Weichheit. Tourist in der eigenen Stadt, mit dem Doppeldeckerbus am Opernring fahren, so klang Wien damals. Heute ist das alles anders und der Sound von fiio ist das auch. Nämlich, hier das Beschreibungswort: „echt“.

fiio trägt die Grundehrlichkeit mit sich herum. Er kann nicht so gut tanzen, erzählt er gleich. Macht aber eh auch nix, weil er geht lieber in Bars als in Clubs. Früher hatte er irres Lampenfieber und heute auch noch bisschen. Und zu seiner Musik von früher: „Ich hab ‚Touri‘ gemacht, ich hab das nie wieder gehört. Nicht ein einziges Mal.“

Musik zu machen heißt, der Welt eine Melodie zu geben. Und die ist jetzt eben anders als noch vor drei Jahren. fiio musste seine Stimme finden, meint er. Das braucht Zeit und oft auch Glück. Jetzt ist er angekommen und schreibt die Lieder, die er gern macht und in denen er sich selbst wieder erkennt. Sein Album heißt „Wir werden nur, was wir schon sind“, das passt doch gut.

Früher wollte er selbst nach Berlin ziehen, jetzt singt er Lieder über Leute, die das tun. „Deine Freunde wollen alle nach Berlin. Du therapierst dich über einen Screen.“ Seine Songs sind das, was man von sich selber kennt. Da leben Charaktere, die sich gegenseitig alles recht machen wollen und deswegen nie sagen, was sie eigentlich wirklich denken oder, noch wichtiger, wollen. Es ist natürlich logisch und war auch in der Neujahrsansprache vom Bundespräsidenten: Menschen sollen mehr „miteinander“ reden.

Songs sind therapeutisch, da kommt dann raus, wie man sich fühlt. Macht öffentlich, was man nicht einmal den besten Freund:innen erzählen würde. „Das ist zwischenmenschlich unser Problem, momentan“, sagt fiio, dass Leute nicht miteinander sprechen und in einen ehrlichen, emotionalen Dialog treten. Das kommt natürlich nicht mit Zeigefinger in der Luft. Selber fällt das fiio auch schwer, er probiert, daran zu arbeiten.

fiio

Lana Cerha

Ehrlichkeit ist eine grundsympathische Eigenschaft, zu wissen, was man in Zukunft tun will auch. Am 27. Jänner spielt fiio am FM4 Geburtstagsfest in der Wiener Ottakringer Brauerei. Und dann wird groß gedacht: Am nächsten Album wird schon gearbeitet, die Idee ist New-York-Kunstuniband. Auch wenn da gleich The Strokes einfallen, passt das so. „Auch wenn das eine unglaublich singuläre Idee ist und die Gefahr groß ist, dass man das nachahmt. Allein, weil es das auf Deutsch so nicht gibt, waren wir so: Wir machen das jetzt einfach.“

Einfach einmal machen, das ist eine der schönsten Eigenschaften der klassischen Rock’n’Roll-Erzählung. Einfach ausprobieren, um näher an das ranzukommen, was man wirklich tun und sein will. fiio ist sehr nah dran. „Auf einmal stand ich da, trag Cowboyboots, hab ein Bandana in der Gürtelschnalle und trag nur noch eine Lederjacke und bin so: Jetzt ist es da, so bin ich.“

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