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Für mehr Spaß im Thug Life

Wie ein Video die FPÖ und den Boulevard aufregt. Ein Interview mit dem OG von Thug Life Austria, der sich eines wünscht: Es soll mehr gelacht werden.

Von Paul Pant

Am Anfang sei er verwundert gewesen, dann habe er sich gefreut, sagt der Gründer von Thug Life Austria. Es ist ihm egal, dass Herbert Kickl und die FPÖ sein Video für ihr politisches Programm verwenden. Wir sind am „gefährlichsten Ort in Wien“. Favoriten, Reumannplatz. Ich sitze auf einer Betonumrandung von ein bisschen Grün. Er steht vor mir, raucht. Gleich neben der U1-Station, wo wir uns getroffen haben, sind vor Silvester wegen Feuerwerk ein paar Sträucher abgebrannt. Auch ein Video von ihm, das viral ging. Von hier wollte die Thug-Life-Austria-Community mehr Content. Per Instagram-Voting wurde ein lustiges Video verlangt. Der Boulevard macht daraus wütende Schlagzeilen.

Das erste „Thug Life Austria“-Posting auf Youtube ist von einer Richard-Lugner-Demo vor dem ORF-Zentrum.

Ich bin überrascht. Ich bin mit der Hypothese zum Interview gekommen, dass ihn die Vereinnahmung seiner Videos durch die FPÖ abstößt. Weil er mit seinen Videos Menschen zeigt, die sicher nicht nur als Problem gesehen werden möchten. Menschen, die die Auswirkungen von ausgrenzender Politik spüren. Bei den Fragen danach weicht er aus. „Das ist viel zu viel.“ Während ich mich neu sortiere und überlege, über was wir dann eigentlich reden sollen, zeigt er auf den Boden hinter mir. „Gehört der Schlüssel dir?“ „Nicht meiner“, erwidere ich verwirrt. „Das ist ein Z-Schlüssel“, lacht er. Ein Zentralschlüssel für Gegensprechanlagen. Praktisch. „Schau, bringt das Interview doch was“, scherzt der OG.

Einfach nur Spaß?

Der Gründer von Thug Life Austria will nicht identifizierbar sein. Wegen der Lesbarkeit nenne ich ihn den OG, den ‚Original Gründer‘. Er wolle als Person im Artikel eigentlich gar nicht vorkommen, sagt der OG. Das sei schwierig, ist mein Einwand. Aber ich habe das Interview zugesagt unter der Voraussetzung, nicht zu viel zu verraten. Es ist das erste Interview seit 2015, das der OG gibt. Damals hat er dem VICE Magazin schriftlich eines gegeben. Meine Neugier nach seiner Person wischt er mit entwaffnender Ehrlichkeit weg: „Die Idee für so ein Video habe ich von deutschen Youtubern: Denizon und TomSprm."

„Ich will natürlich nicht Hass und Propaganda zeigen“, sagt der OG. Es gäbe keine verdeckte Agenda oder Kritik. „Thug Life Austria ist nicht politisch.“ Es werde gezeigt, was ist. Alles ist politisch, denke ich. In meiner Nachdenkpause kickt er eine Schlagzeile raus: „Bei Social-Media-Videos geht’s auch immer um Reactions“, von daher sei das mit der FPÖ auch gut. Ihm sei jedenfalls wichtig, neutral zu bleiben. Das ist gefährlich, überlege ich. "In Wirklichkeit ist es doch einfach nur Spaß“, erklärt der OG. Er will Videos machen, wie es sie nicht im Fernsehen gibt. Ich glaube ihm. Beim Abschweifen über Kameras, Videoschnitt und Influencer-Game merkt man seine Leidenschaft.

Seit 2015 postet Thug Life Austria lustige Memes und Videos auf Social Media. Ursprünglich wurde es von drei Freunden gestartet. Heute erstellt der „Original Gründer“ mit einem wechselnden Team aus Menschen der Community und Influencern die Videos.

Lachen als Ventil

Es sei in Österreich und im Leben eh oft nicht lustig, sagt der OG dann. Lachen und ein Ventil haben ist wichtig, stimme ich ihm zu. „Thug Life Austria ist einfach Unterhaltung.“ In Österreich würden viel zu wenig Alltagsgeschichten gezeigt, Toni Spiras Quotenhit, oder Mundl, ATV Saturday Night Fever; solche Sachen “feiere ich, das ist perfekt“, sagt er. Ich will ihn festnageln. „Aber worum geht’s dir abseits vom Spaß?“ Der große Begriff Selbstermächtigung schwirrt in meinen Gedanken herum. „Zeigen, was das Fernsehen nicht zeigt und bisserl auch die Leute näherbringen. Das echte Leben.“ Er wirkt nicht zufrieden, wenn er das formuliert. Nach einer Pause sagt der OG dann: „Wien ist kein Ghetto.“ Man merkt aber, er will nicht über Herkunft, Religion, Politik oder in irgendwelchen Kategorien diskutieren. „Wien ist eine schöne, sichere Stadt, in der wir Spaß haben können und nicht alles so ernst nehmen müssen.“ Der Satz beruhigt.

Am Schluss habe ich den Grund für die Interview-Anfrage fast vergessen. Ein Statement zu Herbert Kickls Interpretation des Favoriten-Videos wollte ich. Der OG sagt: „Schau, begeistert war ich nicht, dass die einfach mein ganzes Video fladern und bei sich posten. Dürfen die das? Zumindest die Quelle haben sie genannt, OK. Aber am Ende: es ist egal.“ Er könne das nicht beeinflussen, was die FPÖ daraus macht. Und damit hat er recht.

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