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APA/GEORG HOCHMUTH

Was ist vom heutigen Dieselgipfel zu erwarten?

Verkehrsminister Jörg Leichtfried trifft beim Österreichischen Dieselgipfel Vertreter_innen der Autoimporteure. Dass dort mehr als ein Software-Update beschlossen wird, wäre wünschenswert, so die Umweltschutzorganisation Global 2000.

Von Irmi Wutscher

Österreich ist ein Dieselland: 2,8 Millionen Dieselautos kurven auf Österreichs Straßen herum, das sind mehr als die Hälfte aller zugelassenen Autos. Bei diesen Autos gibt es nur ein Problem: sie blasen besonders viele Schadstoffe in die Luft und zwar auch deswegen, weil große deutsche Autobauer bei den Abgasmessungen geschummelt haben. Stichwort Dieselskandal.

In Deutschland gab es dazu einen so genannten Dieselgipfel, bei dem sich Politik und Autoindustrie getroffen haben, um über Konsequenzen für Konsument_innen und Umwelt zu beraten. Viel herausgekommen ist da nicht, außer, dass betroffene Autos ein Softwareupdate bekommen. Heute findet auch in Österreich so ein Dieselgipfel statt – der Österreichische Verkehrsminister Jörg Leichtfried trifft sich mit Vertreter_innen der Autoimporteure. Dabei soll eine Softwareumrüstung für ältere Fahrzeuge und eine Prämie für betroffene Dieselbesitzer_innen herauskommen. Zur Abgasreduktion ist ein eigenes Treffen im Verkehrsministerium geplant – erst im Herbst.

Wir haben Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global2000 ins FM4-Studio gebeten und gefragt, was vom heutigen Dieselgipfel zu erwarten ist.

Irmi Wutscher: Heute gibt es also den Österreichischen Dieselgipfel, was erwarten Sie sich davon?

Johannes Wahlmüller: Wir erwarten, dass mehr herauskommt als in Deutschland. Das Ergebnis dort haben wir enttäuschend empfunden. Einfach nur Softwareupdates zu machen, bei denen Gutachten sagen, die bringen ein Viertel Schadstoffreduktion, andere sagen sie bringen gar nichts, das sollte in Österreich nicht passieren. Ein sinnvolles Ergebnis wären technische Nachrüstungen, damit kann man Emissionen um 90 Prozent reduzieren und hätte substanzielle Umwelteffekte.

Mit technischen Nachrüstungen sind gemeint Abgas-Filter oder ähnliches?

Genau. Wenn heute beschlossen wird, dass neue Abgassysteme eingebaut werden, dann können Emissionen reduziert werden. Das würde die Luft von gesundheitsschädlichen Schadstoffen entlasten.

Stichwort Schadstoffe: Was ist denn das Problem mit Diesel?

Diesel hat sehr hohe Emissionen von Stickoxiden. Man glaubte, das Problem im Griff zu haben, aber in Wahrheit waren das Manipulationen durch die Hersteller. Stickoxide sind Luftschadstoffe, die die Lungenfunktion beeinträchtigen, sie können zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und zu Asthma. Besonders gefährdet sind Kinder. In Österreich sind Ballungsräume besonders betroffen.

Autofahrer_innen in Österreich sind jetzt besorgt, was ich verstehe. Laut einer ÖAMTC Studie sagen 58 Prozent, sie wollen ihr Auto fahren, so lang es geht und es auch weiterverkaufen dürfen. Sie haben Angst vor Fahrverboten. Wie ist das mit den Konsument_innen, die da ja betrogen wurden?

Auch die Autofahrer_innen hätten am liebsten ein Hardware-Update auf Kosten der Hersteller, sagt die Studie des ÖAMTC.

Das können wir gut verstehen. Wer sich ein Dieselauto gekauft hat, hat das vielleicht sogar getan, um etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Jetzt kommt man drauf, das ist alles nicht so – schuld daran sind die Hersteller.

Wenn diese Nachrüstungen kommen, dürfte es kein Problem geben mit Fahrverboten. Wenn die nicht kommen, heißt das schon, dass die Luftqualität in den Städten weiter darunter leidet, und dann müssen sich Städte lokal überlegen, wie sie damit umgehen. Die Gesundheit der Bevölkerung darf man nicht aufs Spiel setzen.

Ein eigenes Treffen zur Abgasreduktion ist auch geplant vom Verkehrsministerium, allerdings erst für Herbst. Was muss ihrer Meinung nach da noch getan werden?

Es gibt immer mehr Regierungen in Europa, die Maßnahmen ergreifen. Norwegen zum Beispiel sagt, ab dem Jahr 2025 wollen sie keine Fahrzeuge mehr zulassen, die rein auf Diesel und Benzinbasis betrieben werden, sondern nur noch Elektromobile oder Hybridfahrzeuge. Es gibt eine Vielzahl an Alternativen. Hier braucht es eine Strategie in Österreich für eine neue Mobilitätspolitik.

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