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Die Sünderinnen vom Höllfall

Ulrich Seidl Filmproduktion

film

Diagonale 2019: Was das heimische Kino alles kann

Eröffnet wird das Festival des österreichischen Films mit Marie Kreutzers „Der Boden unter den Füßen“. Dann wird nicht zuletzt das Genrekino hochleben. Tag und Nacht zieht uns die Diagonale von 19. bis 24. März ins Kino. Und: Birgit Minichmayr und RoseMcGowan kommen auch nach Graz!

Von Maria Motter

Diagonale - Festival des österreichischen Films

19. bis 24. März 2019, Graz.

Der Vorverkauf startet am 13. März.

„Bilder sind schon immer Konstruktionen und als solche Doppelagenten“, schickt das Intendantenduo Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber dem kommenden Festival des österreichischen Films voraus. „Es reicht nicht, die Leinwand als Spiegel zu begreifen. Vielmehr müssen wir durch den Spiegel gehen, wie die Band Tocotronic singt“. Also auf nach Graz, hinein ins Kino, ins Gewühl der Foyers und auf zu all den Gesprächen, die diesen Bildern folgen werden! Es wird viel Neues zu entdecken geben. 112 Filme aller Genres sind im Programm.

Wie das Genrekino lebt und bebt

„The Dark“ um ein Zombiemädchen namens Mina und einen entführten Alex mit verätzten Augenlidern, die auf Karl Markovics als den wahren Bösen treffen, ist im Jahresrückblick zu sehen. Der Grazer David Lapuch ließ sich von H.P. Lovecrafts gleichnamiger Erzählung „Das Bild im Haus“ zu seinem Film inspirieren.

Die Kurzspielfilmprogramme der Diagonale fungieren als Trampolin für junge Filmschaffende. Doch auch renommierte RegisseurInnen reizt die zeitliche Begrenzung. Während Veronika Franz und Severin Fiala mit ihrem neuen Langspielfilm und Stiefmutter-Psychothriller „The Lodge“ diesen Februar beim Sundance Festival in Utah eingeladen waren („A slow-burning freakshow“, „an atmospheric chiller“), läuft auf der Diagonale ihr 22-Minüter „Die Sünderinnen vom Höllfall“, der beim SXSW erstmals gezeigt wurde. Bildmeister Martin Gschlacht fing Licht, Schatten und unheimliche Wesen ein. Es spielen Marlene Hauser, Luzia Oppermann und Birgit Minichmayr.

Tiere Filmstill Minichmayr

Coop99 Filmproduktion

Birgit Minichmayr in „Tiere“. Für „Die Sünderinnen vom Höllfall“ siehe Titelbild dieser Story

Birgit Minichmayr feiern

Die großartige Birgit Minichmayr bekommt den Großen Diagonale-Schauspielpreis 2019 bei der Eröffnung für ihr „immerzu präzises und unvergleichlich virtuos-nahbares Spiel“ und sie wird in Graz sein. Auf der letztjährigen Diagonale zeigte sie im Gaslighting-Drama „Tiere“ wunderbar, wie einen jemand mit verbaler Manipulation in die komplette Verzweiflung treiben kann.

Heuer ist die Romy-Schneider-Hommage „3 Tage in Quiberon“ mit Marie Bäumer als Romy Schneider auf der Diagonale zu sehen – für alle, die den Film im Kino versäumt haben. In Referenz zeigt die Diagonale „Romy – Porträt eines Gesichts“ aus dem Jahr 1967.

Die "Geister des Kapitalismus“ und die "Geister der Vergangenheit“

Eröffnet wird das Festival des österreichischen Films mit Marie Kreutzers Drama „Der Boden unter den Füßen" mit den tollen Performances von Valerie Pachner, Mavie Hörbiger und Pia Hierzegger. Darin gerät die Unternehmensberaterin Lola zwischen drängenden Projekten und dringenden Anrufen ihrer psychisch kranken Schwester zunehmend in Bedrängnis. „Die Geister des Kapitalismus suchen sie heim“, formuliert es Sebastian Höglinger treffend, ohne zuviel vorwegnehmen zu wollen. Bei der Berlinale uraufgeführt, wurde „Der Boden unter den Füßen“ für sein Schauspiel gewürdigt und als weiterer Aspekt im Werk Marie Kreutzers anerkannt.

Szenenbild "Der Boden unter den Füßen"

Juhani Zebra / Novotnyfilm

„Der Boden unter den Füßen“

Nach einer Vorstellung des Stummfilms „Die Kinder der Toten“ vom Nature Theater of Oklahoma, dem steirischen Herbst und der Ulrich Seidl Filmproduktion konnte und wollte ein junger Mann seine Begeisterung nicht verbergen. Das wäre jetzt aber richtig grandios gewesen, so richtig Berlinale, sagte er euphorisch zu seiner Begleitung, die ihm eher verhaltend zustimmte. Das Nature Theater of Oklahoma war angetreten, in der Obersteiermark Elfriede Jelineks gleichnamigen 666-seitigen Anti-Heimat-Roman mit LaiendarstellerInnen zu verfilmen. Der FIPRESCI-Preis der internationalen Kritiker ging in Berlin an den eigenwilligen, an vielen Stellen bitterbösen und zugleich herrlich komischen Film. „Den Geistern der Vergangenheit vermag die Erinnerungsmaschine treffsicher nachzuspüren“, sagt Sebastian Höglinger, der mit Peter Schernhuber die Diagonale leitet.

Im Wettbewerb

FM4 bei der Diagonale:

  • Tägliche Diagonale Berichterstattung On Air,
  • Homebase Spezial am 20.3.
  • Diagonale Awards Party – presented by FM4/In Kooperation mit sound:frame, Sa, 23.3., ab 23.00, Orpheum, Graz

Eintritt frei: Live: Lylit (Wien), DJs: Sounds of Blackness (Wien), DJ-Kollektiv grrrls (Graz)

Heimat und Kapitalismus, das sind auch zwei Pole in Sebastian Brameshubers Wettbewerbs-Film „Bewegungen eines nahen Bergs“: Unweit des Erzbergs zerlegen gebürtige Nigerianer alte Autos, um die Teile nach Afrika zu verschiffen. Ein Film, der für das Kino gemacht ist, denn die Tonebene nimmt auch eine zentrale Rolle ein.

Österreich-Premiere haben auch Elena Tikhonovas „Kaviar“, Gregor Schmidingers „Nevrland“, „Schauspielerin“ von Tobias Hermeling“ und „To the Night“ von Peter Brunner sowie „Garten“ von Peter Schreiner. Sehr toll ist auch, dass mit „Styx“ einer der besten österreichischen Spielfilme jetzt auf der Diagonale ankommt und im Wettbewerb läuft. Eine gute Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen.

Bewegungen eines nahen Bergs

Mischief Films / Panama Film

„Bewegungen eines nahen Bergs“

Mit einer Laufzeit von 65 Minuten sprengt Deniz Cooper beinahe ein Kurzfilmprogramm, in dem sein „Fisch lernt fliegen“ zu sehen sein wird. Tim Oppermann ist der jüngste Regisseur der diesjährigen Diagonale. Er hat schon beim Youki Filme gezeigt, bei der Diagonale immer wieder Arbeiten eingereicht und diesmal hat es mit „Durch die Nacht mit“ geklappt.

Rihaction Diagonale

Youtube

„Rihaction“

Aus Vorstellungen des Wettbewerbs innovatives Programm, die immer ein Must sind, kommt man dieses Jahr wohl mit einem Songhit im Kopf. In Neil Youngs (nein, nicht der Musiker, sondern der in Wien lebende Filmemacher) „Rihaction“ spielt sich ein Lip Sync Battle ab. Für „Italy“ sprang die Wassersportlerin Talisa Lilli Lemke 14 Mal in ein Wasserloch, um von mehreren Kameraperspektiven gefilmt zu werden. Animationen, Experimentalfilm und Musikvideos machen den Programmpunkt zu einem garantierten Highlight.

Exploring von Hans Hass

Hans Hass Institut

„Exploring“ von Hans Hass

Im Wettbewerb Dokumentarfilm durchmessen wir ZuschauerInnen-Welten. Von Nikolaus Geyrhalters neuem Werk „Erde“ über die Minenindustrie, die Menschen versklavt, über das persönliche Beziehungsporträt „Szenen meiner Ehe“ von Katrin Schlösser geht es auch unter Wasser mit „Exploring Hans Hass“. Der Biologiestudent Oliver Bruck recherchierte historische Aufnahmen seines Vorbilds Hans Hass. Er hat teils unveröffentlichte 16mm- und 35mm-Filme gesichtet und er nimmt uns mit auf diese außergewöhnliche Expedition.

Rose McGowan zu Gast in Graz

Rose McGowan

Claire Rothstein

Das historische Special widmet sich Weiblichkeitsbildern im österreichischen Film. Für das Programm haben Persönlichkeiten wie Anja F. Plaschg und Stefan Ruzowitzky die Filmauswahl getroffen. Stefan Ruzowitzky antwortete binnen 30 min auf Anfrage nach Beitrag zum Programm „Projizierte Weiblichkeit(en)“ mit Filmwunsch „In 3 Tagen bist du tot“ und einem fertigen Programmtext. Um den Essay von Michelle Koch und Alexandria Zawia zulesen, der das Programm begleitet, braucht man wenige Minuten.

Und indirekt haben wir diesem Programm den Besuch eines internationalen Stars zu verdanken: Rose McGowan wird zur Diagonale kommen! Die Schauspielerin („Charmed“!), Regisseurin, Unternehmerin und Musikerin hat mit ihrem Mut, öffentlich Anklage gegen den Filmproduzenten Weinstein zu erheben, auch das Sprechen weit über den Hashtag #metoo befördert. Die FAZ nennt sie „Die Jeanne d’Arc der #MeToo-Bewegung“. Ihre Autobiografie „Brave“ wird Anfang April auf Deutsch erscheinen.

Erneut auf einer Diagonale gezeigt wird Paul Poets aufwühlender, auch verstörender Dokumentarfilm „My talk with Florence“, in der Florence Burnier Bauer von all dem Missbrauch berichtet, dem sie lange Zeit ihres Lebens ausgesetzt war. Alec Empire wird das Screening live musikalisch begleiten.

Hanno Pöschl Tribut zollen

Einer, der sich aus der Filmbranche zurückgezogen hat und sich der Gastronomie widmet, ist Hanno Pöschl. Er hat mit Hans Moser und Helmut Qualtinger ebenso gespielt wie zuletzt in Götz Spielmanns „Revanche“. Ausgewählte Werke werden zu sehen sein und Hanno Pöschl wird sämtliche Vorstellungen persönlich begleiten.

Revanche Filmstill Diagonale

Lukas Beck

Hanno Pöschl mit Johannes Krisch und Irina Potapenko in „Revanche“

Regisseur Ludwig Wüst probt gerade noch mit Julia Franz Richter, die in „L’Animale“ die Hauptrolle hatte, und mit Margarethe Tiesel das Theaterstück „Fräulein Julie“ am Schauspielhaus Graz. Premiere dieser Kooperation mit dem Festival des österreichischen Films ist am 21. März. Ludwig Wüst ist gelernter Tischler und gibt auch einen Holzworkshop, zu dem du dich noch anmelden kannst.

Tag und Nacht auf der Diagonale

Es gibt einfach soviel zu erleben in der Diagonale-Woche! Das Festivaldistrikt rund um das Grazer Kunsthaus wird abends zum Treffpunkt. Und neu ist der Club Diagonale im p.p.c. und wer früh genug auf ist, schaut beim Frühstücksclub von Cinema Next vorbei. Dann eilen wir in die erste Vorstellung!

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