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Veronika Franz und Severin Fiala

Radio FM4 / Christian Pausch

FM4 Filmgeschichten

FM4 Filmgeschichten mit Veronika Franz und Severin Fiala, Hollywoods next Top-Directors

Vor 6 Jahren wurde Hollywood auf das österreichische Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala aufmerksam. Seither können sich die beiden Filmemacher*innen kaum vor Angeboten aus der Traumfabrik retten.

Von Petra Erdmann

Veronika Franz’ und Severin Fialas exzellenter, reduzierter Horrorfilm „Ich seh, Ich seh“ wurde 2014 überraschend zum Darling einer internationalen Genrefilm-Gemeinde. Nun kommt ihr zweiter beklemmender Spielfilm in unsere Kinos. Er heißt „The Lodge“ und erzählt von Kindern, die mit der jungen Stiefmutter in spe in einer Hütte eingeschneit sind und mit einer großen Portion Grusel dort festsitzen.

Das ausführliche Gespräch mit Veronika Franz und Severin Fiala gibt es in den FM4 Filmgeschichten am Sonntag, 2.2. 2020 ab 16:00 zu hören und anschließend für sieben Tage im FM4 Player und 30 Tage als FM4 Podcast.

Anlässlich ihres ersten Hollywood-Films und der FM4 Kinopremiere von „The Lodge“ reden Veronika Franz und Severin Fiala über die künstlerischen Freiheiten im internationalen Filmbusiness, das Horror-Kino als Familienpolitik und ihre grandiose Hauptdarstellerin Riley Keough. Die Schauspielerin beeindruckte bereits im Mystery-Indie-Hit „Under the Silver Lake“ von Robert David Mitchell sowie in Steven Soderberghs Blue Color-Comedy „Logan Lucky“.

FM4 Filmgeschichten in Auszügen.

Petra Erdmann: Riley Keough ist die Enkelin von Elvis Presley. War das Thema in der Vorbereitung Eures Horrorfilms „The Lodge“?

Veronika Franz: Wir kannten Riley Keough aus ihren Filmen. Wir kannten aber nicht ihre Biografie, als wir zum ersten Mal mit ihr skypten. Wir fanden sie toll und waren beeindruckt, wie unprätentiös und uneitel sie war. Wir vereinbarten sofort ein Treffen in einem New Yorker Hotel mit ihr.

Severin Fiala: Dann haben wir mit Riley über das Hauptthema „Familie“ gesprochen, das sich durch „The Lodge“ zieht.“ Wir hatten zu dem Zeitpunkt keine Ahnung von ihren Familienverhältnissen. Zuerst erzählten Veronika und ich von unseren Müttern. Dann packte Riley mit ihren wilden Geschichten über ihre Mutter, Tante und Oma aus. Sie meinte, dass ihrer Mutter gerade das Sorgerecht über ihre jüngeren Geschwister bekommen solle und auch über viele Todes- und Missbrauchsfälle im engeren Kreis. Wir waren überrascht und erschüttert. Erst als wir nach dem Meeting Rileys Familie googelten, wurde uns klar, dass Elvis ihr Opa und Lisa Maria Presley ihre Mutter ist.

Euren ersten Hollywoodfilm „The Lodge“ hat Aaron Ryder produziert. Diese Aufgabe hat er bereits u.a. für „Memento“ von Christopher Nolan oder für Denis Villeneuves Sci-Fi-Hit „Arrival“ übernommen. Konntet ihr über die Besetzung in „The Lodge“ eigentlich frei und selbst bestimmen?

Veronika Franz: Ja, auch wenn man vielleicht nicht immer erfolgreich ist mit den Wünschen, die man hat. Zunächst bekamen wir eine Liste mit Schauspielerinnen, die wir uns angeschaut haben. Auf unsere Vorschläge bekamen wir dann entweder einschlägige Ab- oder Zusagen. Casten, im Sinne von einen Darsteller ausprobieren, wie wir das in Österreich machen, kann man in Hollywood nicht. Als wir zum ersten Mal mit Riley Keough skypten war sie unausgeschlafen und auch unseren ersten Horrorfilm „Ich seh, Ich seh“ hatte sie nicht gesehen. Wir waren sofort begeistert von ihrer fragilen Echtheit.

Szenenbild "The Lodge"

Constantin

Riley Keough in “The Lodge”

Severin Fiala: Bei der Besetzung eines Hollywood-Films mussten wir viel mehr auf unsere Instinkte vertrauen, weil wir eben die Schauspielerinnen nicht vorher testen konnten. Es war eine der schönsten Erfahrungen bei unserer ersten internationalen Dreherfahrung, dass wir tatsächlich unserer Intuition vertrauen können.

Das heißt ihr habt tatsächlich niemanden auf´s Aug´ gedrückt bekommen?

Veronika Franz: Natürlich mussten wir diskutieren. Wir hatten zumindest die Gelegenheit, die Kinder zu casten. Als wir uns für das Mädchen entschieden, das uns am besten gefallen hat, ganz zur Verblüffung unserer britischen Produzentin, wollte sie, dass wir unsere Wahl nochmals überdenken. Wir waren als deutschsprachige Menschen dann auch ziemlich verunsichert. Wir dachten, vielleicht hören wir etwas nicht gut genug aus dem Englischen heraus oder übersehen eine Nuance, wenn sie spielt. Letztlich aber haben wir darauf bestanden, dass Lia McHugh die Rolle bekommt.

Severin Fiala: Und dass Lia McHugh nach „The Lodge“ nun gerade die Marvel-Comic-Verfilmung „The Eternals“ als kindliche Superheldin mit Angelina Jolie und Salma Hayek dreht, hat uns obendrein bestätigt.

Filmstill aus "The Lodge"

Franz/Fiala

Lia McHugh in „The Lodge“

Ihr werdet euren nächsten Spielfilm „Des Teufels Bad“ wieder in Österreich drehen. Ist das nicht ein sehr krasser Gegensatz nach Eurem Einstand in Hollywood?

Veronika Franz: Ja, das ist ein sehr krasser Gegensatz, wenn wir nun im Mühl- und Waldviertel drehen werden.

Severin Fiala: Wir freuen uns schon auf eine größere Unabhängigkeit, die wir haben werden. „Des Teufels Bad“ ist ein historischer Spielfilm, der sehr grauslich über Depression und Melancholie im 18. Jahrhundert erzählt, den keiner sehen wollte und wir 2015, nach „Ich seh, Ich seh“ drehen wollten. Jetzt ist dieses lang ersehnte Projekt von uns endlich finanziert.

Veronika Franz: Ich kann es ein bisschen kecker formulieren. Es geht darum, dass Frauen Menschen umbringen, um in den Himmel zu kommen. Das klingt etwas knackiger als es geht um Melancholie und Depression. (lacht)

Severin Fiala: Du sagst immer, wir sind schlecht im Pitchen.

Veronika Franz: Ja ich habe es jetzt gelernt in Hollywood wie man die Dinge verkaufen muss.

Habt ihr schon ein nächstes internationales Filmprojekt in der Pipeline?

Severin Fiala: Wie wir in Hollywood gelernt haben, um dabei zu bleiben (lacht), braucht man immer relativ viele Eisen im Feuer, weil man nie weiß, welches etwas wird. Es funktioniert dort so, dass alles entweder ganz schnell gehen muss oder nie. Wir haben Drehbuchautoren in Großbritannien und den USA, die gerade für uns etwas schreiben. Auch Serien zu drehen, wäre möglich. Wir wissen gerade nichts Genaueres, aber es gibt genug, dass uns beschäftigt.

FM4 Filmgeschichten mit Veronika Franz und Severin Fiala komplett

Das ausführliche Gespräch mit Veronika Franz und Severin Fiala gibt es in den FM4 Filmgeschichten am Sonntag, 2.2. 2020 ab 16:00 zu hören und anschließend für sieben Tage im FM4 Player und 30 Tage als FM4 Podcast.

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