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Wie viel Stimmung kommt bei Streaming-Konzerten auf?

Im World Wide Web gibt es eine tägliche Flut an Streaming-Konzerten, die mit Webcams live aus den eigenen vier Wänden der Künstler*innen gesendet werden. Doch wie viel Stimmung kommt bei den Fans zuhause wirklich auf?

Von Michaela Pichler

Wir alle vermissen sie: Live-Konzerte. Seit sieben Wochen finden in Österreich und mittlerweile fast auf der ganzen Welt keine Konzerte mehr statt, die Corona-Pandemie sorgt für leere Konzerthallen und hat auch dem Festivalsommer in vielen Ländern einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit Beginn der Quarantäne versuchen nun immer mehr Musiker*innen, online eine Bühne zu finden. Jeden Tag gibt es ein riesiges Angebot an privaten Home-Sessions zum Live-Streamen über diverse Social Media Kanäle und Websites. Die Liste der Streaming-Acts wird jeden Tag länger, von Popstars wie Billie Eilish, Lizzo, Lady Gaga, James Blake und Co, bis hin zu Rock-Urgesteinen wie den Rolling Stones oder Paul McCartney. Auch viele österreichische Acts haben ihre Webcams wiederentdeckt und präsentieren sich auf der virtuellen Bühne der Live-Streaming-Welt. Fans können sich also nicht über ein fehlendes Alternativ-Angebot beschweren – aber wie viel Stimmung kommt bei so einem Bildschirm-Konzert zuhause wirklich auf? Unsere Umfrage hat ergeben: Die Fans sind gespalten.

Eine Übersicht der Streaming-Highlights für diese Woche findest du hier.

Die Superfans

Achtung, gewagte These: Für jeden wirklichen Musiknerd gibt es mindestens einen Act, den man so sehr liebt, dass man für jede Art von audiovisuellem Output alles liegen und stehen lassen würde. Man ist ein Superfan und es ist einem in dem Augenblick total egal, dass man ein Konzert nur virtuell miterleben kann, dass man nicht Teil einer großen, schwitzenden Menge ist. Es geht um die Musik und für die ist man dankbar.

Anonym: „Mein Live-Stream-Konzert-Highlight war von Scooter – also die einzig wahren Scooter! Das war mein viertes Scooter Konzert, die ersten drei waren live und das jetzt eben on the line. Dieses Mal hat der Fish nichts gekostet, aber es war trotzdem mega hyper hyper!“

Die Skeptiker*innen

Den Skeptiker*innen kann man nichts vormachen. Natürlich kommt bei ihnen keine Konzertstimmung zuhause auf, wenn sie vor ihrem Bildschirm sitzen, aufs Handy starren und darauf warten, dass der Funke überspringt. Zu einem Live-Konzert gehört ja auch viel mehr als „nur“ die Musik! Sie vermissen nicht nur die Nähe zu den Artists und zur tatsächlichen Bühne, sie sind auch große Fans des sozialen Raumes, der sich bei Konzerten ergibt. Sie plaudern gerne mit bekannten Gesichtern, stellen sich gerne fürs Pinkeln an, manche Skeptiker*innen filmen am liebsten selbst alle Konzertmomente „für später“ mit ihren Smartphones mit und sind auch die letzten, die lange nach der Bühnenshow noch in der Konzertlocation chillen und sich noch ein Wegbier fürs Heimgehen holen.

Anonym: „Für mich kann ein Streaming-Konzert ein richtiges Konzert bei weitem nicht ersetzen. Ich gehe ja nicht nur wegen der Musik auf ein Konzert, sondern auch wegen dem ganzen Drumherum. Das Leute-Treffen, das dichte Gedränge, das Mitsingen und Mitklatschen in der Gruppe, aber auch das Angerempeltwerden und das Anstehen für ein Bier gehören für mich genauso zu einem Konzert. Und das alles kann ein Streaming-Konzert einfach nicht bieten.“

Anonym: „Mir persönlich bringen diese ganzen gestreamten Konzerte überhaupt nichts! Wenn ich ein Konzert besuche, dann brauche ich diese Menschenmenge, diesen Endorphinrausch, das Gänsehaut-Feeling, wenn alle zu einem Lied mitsingen! Das kann man zuhause mit seinen Bluetooth-Boxen nicht ganz erreichen.“

Die Optimist*innen

Die Optimist*innen sind den Superfans nicht ganz unähnlich. Sie sind in erster Linie zufrieden, dass es überhaupt diese Art von Konzertmöglichkeit gibt. Punkt. Natürlich wissen sie, dass man Birnen nicht mit Äpfel vergleichen sollte, aber sie können in jeder neuen Situation etwas Positives sehen. Dafür werden sie von den Skeptikern zwar komisch beäugt und manchmal auch als naiv abgestempelt, aber tief im Inneren jedes Skeptiker*innen-Herzens werden die Optimist*innen für ihre Einstellung gegenüber Streaming-Konzerten eigentlich doch bewundert.

Anonym: „Natürlich finde ich schon, dass Streaming-Konzerte was anderes sind als Live-Konzerte. Aber es ist immerhin etwas! Und es ist auch ganz witzig, einen fixen Punkt am Tag zu haben, wo man nicht einfach nur Musik hört, sondern jemand auch live an einem anderen Ort spielt. Und bisher fand ich das Konzert von Edwin cool, das hat auch Stimmung gemacht. Ich war mit meinen Mitbewohnern zusammen, wir haben dabei Abend gegessen und uns angetrunken und es war definitiv sehr nett!“

Anonym: „Ich habe mir vor ein paar Tagen den Live-Stream von Faber angehört und angesehen und ich fand das extrem cool! Man sieht den Musiker oder die Musikerin einmal von einer ganz anderen Seite, straight aus den Wohnzimmern, wahrscheinlich im Pyjama, das fand ich wirklich cool!“

Fazit

Egal ob Superfan, Skeptiker*in oder Optimist*in: Jede Person weiß, dass man via Live-Stream nicht genau dasselbe Gefühl einer echten Bühnenshow und eines kollektiven Erlebnisses nachempfinden kann. Aber trotzdem geben einem diese privaten Sessions nicht nur Einblick in den derzeitigen Alltag vieler Artists, sie trösten und verbinden – zwar auf virtuelle Weise, aber – um die Optimist*innenen zu zitieren – „das ist immerhin etwas“.

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