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Steve Carell als General Mark Naird in Space Force

Netflix

Das komödiantische Potenzial von „Space Force“ verpufft leider

Die neue Netflix-Serie „Space Force“ parodiert einen twitterliebenden US-Präsidenten und seine Allmachtsfantasien im Weltall. Das ist für eine Politsatire zu wenig.

Von Philipp Emberger

Der Präsident in der Serie „Space Force“ liebt Twitter als offiziellen Ankündigungskanal für seine Politik. Im Laufe der Serie bleibt das nicht die einzige Anspielung auf Donald Trump, denn die Serie versucht Trump und seine neu gegründete „United States Space Force“ aufs Korn zu nehmen. Die Serienschöpfer Steve Carell und Greg Daniels imaginieren in zehn Episoden, wie es wohl in der Chefetage der Weltallstreitkraft zugehen könnte.

„Boobs on the Moon“

Mit den geschichtsträchtigen Worten “Boobs on the moon” kündigte der Serienpräsident die Weltallmission an. Seine Generäle gehen vorsichtshalber von einem Tippfehler aus (oder?) und erklären „boots on the moon“ zum Motto. Jedenfalls ist das Ziel, die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten im Weltall zu unterstreichen.

Verantwortlich für diese Operation ist der auf Pannen und Pleiten spezialisierte Vier-Sterne-General Mark Naird (Steve Carell). Von seinem Job hat er nicht wirklich Ahnung und das einzige, was vielleicht noch glückloser als sein Job ist, ist sein Privatleben. Die Frau (Lisa Kudrow) sitzt aus nicht näher erläuterten Gründen im Gefängnis, die Tochter langweilt sich in der Wüste Colorados und datet ausgerechnet einen vermeintlichen russischen Spion.

John Malkovich und Steve Carell in Space Force

Netflix

An Nairds Seite steht der wissenschaftliche Berater Dr. Adrian Mallory (John Malkovich) und muss als wissenschaftliches Gewissen den Gegenpart zu Naird geben. In dieser Kombination könnten die beiden als das bislang schwierige Verhältnis Trumps zu Fakten gedeutet werden. Während der hitzköpfige General Naird einem Schimpansen einen Orden für seine Leistungen verleihen will, muss Dr. Mallory einen Funken Rationalität in die Angelegenheit bringen.

Von Pennsylvania nach Colorado

Die beiden Serienschöpfer, Steve Carell und Greg Daniels, haben bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet. Sie waren für die US-Adaption der britischen Mockumentary „The Office“ verantwortlich und Carell und Daniels behalten den Arbeitsplatz-Fokus auch in „Space Force“ bei. Anstelle der Papierfirma in Pennsylvania ist der Schauplatz nun die geheime Basis der Space Force in der Wüste Colorados, gut getarnt hinter einem Bergmassiv.

Plakat von Space Force

Netflix

Die ersten zehn Folgen von „Space Force“ sind seit 29. Mai auf Netflix zu sehen.

In der Late-Show mit Stephen Colbert beantwortete Steve Carell die Frage, wie es zur Serie gekommen ist. In einem Meeting mit Netflix hielt einer der Produzenten den Namen „Space Force“ für einen guten Serientitel. Carell hat daraufhin „based on nothing“ zugesagt, eine Serie rund um den Namen zu entwickeln. Carell holt Greg Daniels, dessen Serie „Upload“ vor kurzem auf Prime gelandet ist, an Board und gemeinsam entwickeln sie aus den zwei Wörtern eine Serie. Und ehrlicherweise: You can tell. Handlungstechnisch gelingt der Serie nicht der große Wurf und die Grundidee, Trumps Space Force zu parodieren, ist zu wenig.

Realer Hintergrund

Die Schaffung der “Space Force” hat einen realen Hintergrund. Im Juni 2018 verkündete US-Präsident Donald Trump eine sechste Teilstreitkraft zu gründen – die United States Space Force (USSF). Knapp 1 ½ Jahre später, im Dezember 2019, wurde die USSF offiziell gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war die erste Staffel der Serie bereits abgedreht. Carell und Daniels waren schneller als die Realität.

Ben Schwartz in "Space Force"

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Ben Schwartz als Social Media Manager der Space Force

Die Serie zeigt einige absurd-unterhaltsame Ideen wie etwa den Schimpansen Marcus, einen „Schimpansonauten“. Eigentlich sollte er mit seinem vierbeinigen Begleiter, dem Hund Theodore, für süße Bilder auf der Erde sorgen. Nun wird der Schimpanse von General Naird abkommandiert und muss den wichtigen Satelliten reparieren, um die Weltraummission zu retten. Das sind die wenigen Momente, in denen die Serie brilliert. Als Zuseher*in fragt man sich für einen kurzen Moment: „Könnte das in der Realität auch passieren?“ Die Antwort ist traurigerweise in vielen Fällen: Ja, möglich wäre es. Leider kommt die Serie aber nicht über diese kurzen Momente hinaus und das komödiantische Potenzial verpufft. Zu einer ernstzunehmenden Politsatire á la Veep schafft es „Space Force“ nicht. Da kann auch das sichtlich große Budget mit blockbusterreifen Spezialeffekten nicht helfen. Immerhin bescheren Steve Carell und John Malkovich unterhaltsame Momente.

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