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Das bringt das neue Uni-Semester

Auch an den Universitäten und Fachhochschulen waren die vergangenen zwei Semester geprägt von der Pandemie. Nach einem Jahr Fernlehre und zu Beginn des neuen Semesters gibt es jetzt kleine Schritte zur Präsenzlehre. Wir haben mit der ÖH-Vorsitzenden Sabine Hanger gesprochen.

Von Lukas Lottersberger

Anfangs war die Umstellung auf Fernlehre etwas holprig, mittlerweile scheint alles recht gut zu funktionieren, sagt zumindest eine Umfrage des BMBWF. Doch natürlich haben sich während der Pandemie Veränderungen bemerkbar gemacht.

Wenig überraschend beklagen etwa fast 80 Prozent der Studierenden das eingeschränkte soziale Leben. Die Ungewissheit über Prüfungsmöglichkeiten plagt 60 Prozent der Studierenden, ein Drittel hat wenig Motivation, Lehrveranstaltungen vor dem Bildschirm zu verfolgen und ein Viertel findet den Lernaufwand aktuell zu groß.

Unbestritten ist, dass viele Menschen psychisch unter den Auswirkungen der Pandemie leiden. Die Psychologische Studierendenberatung bekommt deshalb demnächst 15 neue Vollzeitstellen, wo Studierende Hilfe finden können. „Die Beratung ist sehr niederschwellig“, sagt ÖH-Vorsitzende Sabine Hanger (Aktionsgemeinschaft, AG) und betont, dass man darüber reden und das Angebot auch nutzen solle, „egal ob man sich in der Studienwahl unsicher ist oder depressive Gedanken hat.“

Eintrittstests für Lehrveranstaltungen

Nach einem Jahr Fernlehre soll es ab Ostern wieder Präsenzunterricht in kleinem Ausmaß geben, haben Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), Universitätenkonferenz-Präsidentin Sabine Seidler und ÖH-Vorsitzende Sabine Hanger von der AG vergangenen Freitag bekanntgegeben.

Momentan werden gemeinsam mit Bildungsministerium und ÖH Empfehlungen für die Eintrittstests erarbeitet, an denen sich die Unis ab Ostern orientieren können. „Zum Beispiel, dass man kleinere Lehrveranstaltungen und die Erstsemestrigen priorisiert“, erklärt Sabine Hanger. Jene, die im letzten Wintersemester zu studieren begonnen haben, würden die Uni ja noch gar nicht von innen kennen.

Sabine Hanger

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Sabine Hanger (AG), ÖH-Bundesvorsitzende

Der Ablauf bei Teststraßen in Unis könnte sich aber von Hochschule zu Hochschule unterscheiden, sagt Hanger. Dennoch sollen bis Ostern für alle Einrichtungen Konzepte stehen und alle Studierenden wissen, wie und wo sie sich für welche Präsenzveranstaltungen testen und anmelden können.

„Neben Lehrveranstaltungen und Prüfungen war es uns auch wichtig, dass man auch die Infrastruktur wieder zur Verfügung stellt“, erklärt Sabine Hanger. Auch Bibliotheken und Lesesäle sollen wieder mit Eintrittstest betreten werden dürfen. „Das ermöglicht wieder ein bisschen ein Alltagsgefühl“, sagt Hanger und unterstreicht, dass niemand gezwungen werde, zurück an die Hochschulen in Präsenz zurückzukommen. Etwa, wenn man einer Risikogruppe angehört. Die Tests für Präsenzveranstaltungen sind nämlich wie an den Schulen freiwillig und die Unis müssen Alternativen zur Präsenzlehre anbieten.

Die umstrittene UG-Novelle

Seit langem gibt es Verhandlungen darüber, wie das Universitätsgesetz neugestaltet werden soll. Dabei gab und gibt es einige Streitpunkte. Kettenverträge etwa, die Anzahl von Prüfungsterminen oder Besetzung von Uni-Gremien.

Besonders die Studienmindestleistung war ein Zankapfel und ging vor allem den Studierendenvertreter*innen zu weit. Ursprünglich hätten Studierende innerhalb von zwei Semestern mindestens 24 ECTS vorweisen müssen, ansonsten wären sie für zehn Jahre für das Studium gesperrt gewesen. Hier wurde nach Verhandlungen ordentlich nachgebessert. Nun sind in vier Semestern 16 ECTS vorzuweisen, sonst wird man für zwei Jahre für das jeweilige Studium gesperrt.

ÖH-Vorsitzende Sabine Hanger sieht in der Lösung ein bisschen einen „österreichischen Kompromiss“. „Der Diskurs sollte darüber geführt werden, ob das Konzept der Mindeststudienleistung den Zweck erfüllt, den sie erfüllen soll“, meint Hanger. Bei dem Thema gehe es um Effizienz und Verbindlichkeit und es prallen sehr unterschiedliche Meinungen von Studierendenvertretern und Politik aufeinander.

„Jeder kennt jemanden, der zu studieren beginnt und sagt ‚Ich schau mal, ob es mir gefällt‘ und das ist auch okay so“, sagt Hanger. Wenn man über Effizienz rede, so wünscht sie sich etwa mehr und verpflichtende Angebote für Studieninteressierte noch vor Studienbeginn. „Die Studieneingangs- und Orientierungsphase ist auch ein Thema, das man meines Erachtens evaluieren sollte und schauen sollte, ob es so funktioniert, wie man sich das anfangs vorgestellt hat“, so die ÖH-Vorsitzende.

Gegen die Studienmindestleistung hatten im Jänner noch linke Studierendengruppen zu Protesten aufgerufen. Sabine Hanger kritisierte die Proteste als „unverantwortlich“ in der Pandemie. Heute erklärt sie: „Meine Kritik hat sich absolut nicht auf die Demonstration per se bezogen, sondern auf den Zeitpunkt.“ Damals sei man noch mitten in den Verhandlungen gewesen und man habe „gewusst, da ist noch einiges drin und wir können da als Studierendenvertretung noch einiges bewirken“, so Hanger. Als Jus-Studentin sehe sie das Demonstrationsrecht als hohes Gut und es sei nicht ihre Intention gewesen, dieses infrage zu stellen.

ÖH-Wahl in der Pandemie

Alle zwei Jahre findet die ÖH-Wahl statt, wo Studien-, Hochschul- und Bundesvertretung gewählt werden. Dieses Jahr ist es wieder soweit. Die Funktionsperiode der ÖH-Bundesvertretung war Ende 2020 geprägt von Zerwürfnissen. Im Oktober 2020 kam es zum Zusammenbruch der ursprünglichen Koalition zwischen den linken Fraktionen Grüne und Alternative Student_innen (GRAS), dem Verband sozialistischer Student_innen Österreichs (VSStÖ) und den Fachschaftslisten Österreichs (FLÖ). Adrijana Novakovic (GRAS) warf das Handtuch als Vorsitzende und kurz darauf wurde Sabine Hanger von der stimmenstärksten Fraktion AG als ÖH-Vorsitzende gewählt.

Der ÖH-Wahltermin steht schon fest: von 18. bis 20. Mai 2021 können Studierende ihre Stimmen abgeben. Briefwahl ist aber nur für die Bundes- und Hochschulvertretung möglich. Die Wahl für die Studierendenvertretungen wird in Präsenz stattfinden. Eines dürfte schon fix sein: Die jetzige ÖH-Vorsitzende Sabine Hanger wird für die AG als Spitzenkandidatin antreten.

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