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Lil Wayne

Chris Allmeid (CC BY-SA 4.0)

fm4 tribe vibes

50 Jahre HipHop: Ab in den Süden, 2003-2013

FM4 Tribe-Vibes-Serie: Anlässlich des runden Geburtstags widmen wir uns in fünf Spezialsendungen jeweils einer Dekade der HipHop-Musik. In seinem vierten Jahrzehnt wurde deren Klangwelt von einer Region übernommen, die davor eher Peripherie war: Den Südstaaten.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

„The South got something to say!“ - die fünf Worte von Andre 3000 waren gar nicht prophetisch gemeint. Seine Gruppe Outkast aus Atlanta, Georgia, hatte gerade den Newcomer-Preis bei den konfliktreichen Source Awards 1995 gewonnen und wurde vom New Yorker Publikum ausgebuht. Der Rapper wollte eigentlich nur, dass man ihm und seinen Kollegen aus der damaligen Peripherie endlich einmal unvoreingenommen zuhört.

Die Geburtsstadt von HipHop hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt - mit der Ausnahme des sehr erfolgreichen Gangsta Rap von der Westküste - ihre kulturelle Dominanz über das Genre bewahrt. Künstler und Bands aus Südstaaten-Metropolen wie etwa aus Houston, New Orleans, Memphis oder Atlanta wurden - auch aufgrund ihres Akzentes - großteils verlacht. Das Duo Outkast hat diesen Außenseiter-Status in seinem Namen verewigt und im Laufe der 90er die Welt mit offengeistig organischen Klängen geradezu gezwungen, endlich zuzuhören. Und sie waren nur Teil der Vorhut.

Gegen Ende des zweiten Jahrtausends machten sich auch motivierte Rap-Unternehmer aus New Orleans daran, das Geschäft zu verändern. Master P mit No Limit sowie die Brüder Slim und Birdman mit Cash Money Records brachten eine Riege hungriger Artists (etwa auch einen sehr jungen Lil Wayne) und einen energiegeladenen Klang mit, der so gar nichts mit den jazzigen Samples des klassischen New Yorker 90er Jahre Rap zu tun hatte. Viele der regionalen HipHop-Bauarten im Süden waren um den wummernde Bass der 808 aufgebaut, der New Orleans Bounce speziell verwendete lange Zeit den Triggerman, eine obskure 80er Rap-Maxi als Blaupause.

In den frühen Nullerjahren schafften es immer mehr Künstler aus dem Süden auf den Mainstream-Radar: Ludacris, Lil Jon oder die Three 6 Mafia aus Memphis (die berühmterweise 2006 einen Oscar mit nachhause nehmen durften). Bald prägten sie den Sound, wenn etwa Crunk oder der sogenannte snap rap Sound von Bands wie D4L oder Dem Franchise Boyz quer durch die Szene kopiert wurde.

Der auf etwa 70 BPM entschleunigte, aber oft von einer sinistren Energie getriebene Trap-Sound machte die Dominanz von Atlanta als Rap-Zentrum um 2010 perfekt. Produzenten wie Lex Luger oder Mike Will Made It waren mit ihren monumentalen Beats vorne dabei, dank im Internet verbreiteter Packs mit ihren Schlagzeug-Samples klang Rap bald rund um die Welt so ähnlich. Künstler wie Lunice und Hudson Mohawke bauten daraus eine stadiontaugliche Mitgröl-Variante. Das ist auch Kanye West aufgefallen, einem der prägenden HipHop-Musiker dieses Jahrzehnts. Er hatte sich erst mit schneller abgespielten Soul-Samples einen Namen gemacht. 2012 klang das aber - übrigens unter Mitwirkung von Hudson Mohawke - schon ganz anders. Dazwischen hatte er mit Prog-Rap und Autotune-Balladen weitere sehr einflussreiche Impulse gesetzt.

Apropos Autotune: Die Stimmkorrektur-Software wurde Mitte der 2000er ins Rap-Repertoire aufgenommen und keine fünf Jahre schon wieder togesagt - wobei diese Prognose von Jay-Z wie wir heute wissen sehr weit daneben gelegen ist. Ganz im Gegenteil zu der Ansage des guten Andre 3000 vom Anfang. Wieviel der Süden zu sagen hat, haben die Jahre von 2003-13 auf jeden Fall eindrucksvoll gezeigt. Und der weltweite Einfluss von Atlanta, Memphis, Houston und New Orleans ist auch in den letzten Jahren nicht kleiner geworden - soviel darf schon gespoilert werden.

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