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Bipolar Feminin

Apollonia Theresa Bitzan

Amadeus Top 5

Auf der Suche nach dem richtigen Leben im falschen

Mit ihrem Debütalbum „Ein fragiles System“ und ihren mitreißenden Liveshows waren Bipolar Feminin eine DER Indie-Hype-Bands des letzten Jahres. Nun sind sie auch unter den Top 5 im Rennen um den FM4 Award beim Amadeus.

Von Katharina Seidler

Die Uneindeutigkeit der Dinge tragen sie schon im Namen: Der Begriff Femininität beinhaltet einen ganzen Strauß von Erwartungen (apropos, bitte keinen Blumenstrauß zum Frauentag verschenken), von Aussehen bis Benehmen, von Lebensplanung bis Aufopferungsbereitschaft und Arbeitsethos. Gleichzeitig ist darin auch die Möglichkeit einer Kinship, einer Schwesternschaft, eingeschrieben, die natürlich nicht mit dem biologischen Geschlecht einhergehen muss. Die Ambiguität dieses Begriffs haben Bipolar Feminin also zu ihrem Bandnamen erklärt.

Passend dazu räumten sie mit ihren ersten musikalischen Lebenszeichen mit ein paar weiteren gesellschaftlichen Toxinen auf. „Fett“ wütete auf der 2022 erschienenen, ersten Bipolar-EP „Piccolo Family“ selbstbewusst gegen angebliche Schönheitsideale, „Süß lächelnd“ wetzte das Messer gegen Mansplainer und Grapscher, „Zora“ zog gegen brutale Polizisten in die Straßenschlacht. Auch wenn sich viele dieser Motive auf dem im Mai 2023 veröffentlichten Debütalbum wiederfinden, erkundet das Quartett aus dem oberösterreichischen Ebensee darauf ruhigere Gefilde.

Der „Alles anzünden“-Ethos, den man für gewöhnlich der Jugend zuschreibt, weicht früher oder später einem reflektierteren Lebensmodell. Darin ist mehr Platz fürs Runterkommen nach der Konfrontation, fürs Überfordert- und Schwachsein und fürs Halt-Suchen:

„So viele Leute
Ich lern sie alle kennen
Ich vergleiche mich und ich stürze ab
Ich fühl so viel, ich lach so laut
Einiges hat sich angestaut"

("Kreis“)

Dass auch Humor eine Schlüsselrolle im Werk von Bipolar Feminin spielt, weiß nicht erst, wer Frontfrau Leni Ulrich einmal auf einer Bühne oder im Gespräch begegnet ist. „Fick dich ins Knie, Elbphilharmonie“, singt sie vielbeachtet in „Herr Arne“, der wundervollsten und komischerweise bisher einzigen Hymne auf den sympathischsten aller deutschen Rock-Schlagzeuger, Arne Zank, of Tocotronic Fame, der den Song in seiner unveröffentlichten Version natürlich persönlich abgesegnet hat.

Es spricht umso mehr für Bipolar Feminin, dass sie sich bisher nicht getraut haben, die musikalischen Helden ihrer Jugend Tocotronic nach einem Konzert einmal anzusprechen. Lieber sich weiterhin musikalisch annähern: „Hab schon lange nichts mehr verbrannt / Reich mir die Hand, oh Arne Zank“.

Albumcover Bipolar Feminin "Ein fragiles System"

Adriana Zohner

Hier unsere Rezension von „Ein fragiles System“ von Bipolar Feminin.

Was ist der rote Faden, der die Fans von Bipolar Feminin miteinander verbindet? Ein gewisser Hang zum Ausleben der Emotionalität, sagt Leni auf diese Frage lachend und fügt hinzu, es sei außerdem „auf jeden Fall eine Frage der Haltung“.

Haltung meint in diesem Fall: Ankämpfen gegen Leistungsdruck und andere kapitalistische Lügenversprechen, Einstehen für die unbedingte Suche nach einem Miteinander. Aushalten von Uneindeutigkeiten jenseits zweidimensionaler Konstrukte wie feminin und maskulin. Mut zu gelegentlichem Kleinsein, sich dabei aber nie klein machen lassen. Einander die Hand reichen, an Freundschaften arbeiten, sich Raum nehmen, sich für das Gute einsetzen, im unmittelbaren Umfeld ebenso wie in größeren gesellschaftlichen Kontexten. Eine Stimme für Bipolar Feminin beim FM4 Amadeus Award ist insofern auch eine Stimme für diese Haltung.

Wer soll den FM4 Award beim Amadeus 2023 gewinnen?

Ihr alleine entscheidet, wer heuer den begehrten FM4 Award bekommen soll! Im Finale stehen Anda Morts, Bibiza, Bipolar Feminin, Eli Preiss und Leftovers. Hier geht’s zum Voting!

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