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Earl Mobley

Matthias Aschauer

Earl Mobley ist unser FM4 Soundpark Act des Monats

Es ist Oktober und der Soundtrack zum Herbst ist die EP „For You To Hide“ des Wiener Musikers Earl Mobley. Ein Rückzugsort für introvertierte Gemüter.

Von Christian Pausch

Man kennt ihn schon von Gruppen wie Vague oder Sluff, den Musiker Konstantin Heidler, der nun als Earl Mobley seine erste EP veröffentlicht hat. Am Cover der Platte sieht man ein Fort aus Leintüchern und Decken. Ein fragiler, aber komfortabler Raum, den Earl Mobley da für uns geschaffen hat: „For You To Hide“ heißt die EP.

Sieben Songs befinden sich darauf, die eigentlich kaum zusammenpassen und gerade deshalb ein stimmiges Bild der musikalischen Bildung von Earl Mobley abgeben. Ganz klar aus der Gitarren-Richtung kommend, probiert er sich auch gerne mal an Beats und HipHop-Elementen, streut Jazz, Funk und Soul ein. Die Instrumentierung reicht von Hammond-Orgel bis hin zu Saxophon, das vor allem im einzigen Instrumental-Track „It’s always snowing around me“ tonangebend ist.

Earl Mobley

Matthias Aschauer

Das Pseudonym, das Konstantin Heidler gewählt hat, stammt aus einem Helge-Schneider-Film und der ist ja nicht nur ein begabter Komiker, sondern zuallererst auch begnadeter Musiker und genau wie Earl Mobley zuhause in allen Gassen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz im Schaffen Heidlers. Im Song „The Barrell“ wird Beethovens Fünfte zitiert, inspiriert aber nicht direkt vom Original, sondern von einer Szene aus den Simpsons, in der Nelson die vier epischen Töne lacht: ha ha ha ha.

Earl Mobley

Earl Mobley

„For You To Hide“ von Earl Mobley ist beim Wiener Label Siluh Records erschienen.

Kuscheln als Droge

In der Single „The night’s alright“ beobachtet das lyrische Ich - das sich zu einem Großteil mit Heidler überschneidet -, wie der öffentliche Raum nachts zum Experimentierfeld wird. Teilnahme ist nebensächlich, es ist ein Song für introvertierte Gemüter, die sich treiben lassen im Party-Sog, auf den Tanzflächen und Straßen der Stadt.

Die Nacht ist auch ein Ort, aus dem Earl Mobley Inspiration schöpft, und es war traurig für ihn, als das Nachtleben in diesem Jahr fast zum Erliegen kam. Livemusik zu genießen und zu spielen, das fehlt dem jungen Musiker. Aber es gab alte Hobbies neu zu entdecken: das Spazierengehen, manchmal freiwillig, manchmal, um negative Gefühle abzubauen, wie er im Song „Walk it off“ beschreibt.

Und wenn man dann nach langen Spaziergängen wieder zuhause ist, kommt das letzte Lied gerade recht: „Cuddle Me“ mit Sound und Mood wie von Velvet Underground. „Body heat - I feel complete“, heißt es da. So kriegt man auch den Pandemie-Herbst über die Runden.

Earl Mobley

Matthias Aschauer

Musizieren des Musizierens Willen

Earl Mobley interessiert das Musikmachen aus Karrieregründen nicht. Es muss sich organisch ergeben, nur dann bleibt auch die Freude an der Sache erhalten, sagt er. Auch davon, einen neuen Release über Monate hinweg auf Social Media anzuteasen, hält Earl Mobley nichts. Wo bliebe da die Überraschung, der Moment des Entdeckens, das Besondere.

Einen ausgetüftelten Plan, wann es neue Musik von Earl Mobley geben wird, gibt es nicht und soll es auch nicht geben. Und wenn eine weitere EP oder ein Album dann doch das Licht der Welt erblickt, dann sei das hoffentlich „wie wenn man einen schönen Stein findet“, den man sich einsteckt und mit nachhause nimmt, ins Matratzen-Fort.

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