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Bachmannpreis 2023: Merch Tasche 2023

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Bachmannpreis 2023

Zum 47. Mal finden in Klagenfurt die Tage der deutschsprachigen Literatur statt - das Wettlesen um den Bachmannpreis. Warum, Wer, Wann, Wie und Wo.

Von Zita Bereuter

„Wenn alle Krüge zerspringen –
was bleibt von den Tränen im Krug?“

Mit diesem Zitat aus dem Gedicht „Scherbenhügel“ von Ingeborg Bachmann sind die violetten Liegestühle bedruckt, die in der Stadt Klagenfurt und vor allem beim ORF Landesstudio für die 47. Tage der deutschsprachigen Literatur (tddl), bzw. das Wettlesen um den Bachmannpreis werben. Es ist eine der wichtigsten – ganz sicher aber medienwirksamsten Literaturveranstaltung im deutschsprachigen Raum. Allen raunzenden Stimmen zum Trotz – die Veranstaltung verleiht Aufmerksamkeit: den Autorinnen und Autoren und der Literatur – ob man jetzt ein Wettlesen gut findet oder nicht.

Ablauf

Der Ablauf ist denkbar einfach und transparent: Die Jury besteht aus sieben Personen. Jede und jeder von denen hat zwei Autor*innen eingeladen. Die lesen ihre unveröffentlichten Texte. Zeitgleich mit der Lesung bekommt das Publikum die Texte (findet man auch unter bachmannpreis.orf.at). Nach der Lesung diskutiert die Jury über den jeweiligen Text. All das wird live übertragen. Auf 3sat und online auf bachmannpreis.orf.at. Und all das wird in social media kommentiert (#tddl). Das Publikum ist wichtig, schließlich vergibt es auch einen Preis, den Publikumspreis. Die anderen vier Preise ermittelt die Jury. (siehe unten)

Die (Wortlaut) Autor*innen

Heuer treten nur 12 Autor*innen an. Helena Adler (von ihr erschien zuletzt „Fretten“ und Robert Prosser (sein letzter Roman ist „Verschwinden in Lawinen“) mussten leider kurzfristig absagen.

Bleiben aus Österreich noch Anna Fellnhofer und Mario Wurmitzer. Beide hatten ihre ersten Schreiberfolge bei Wortlaut, dem FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb.

Anna Fellnhofer war 2018 unter den großen Zehn (auf FM4 wurde ihr Roman Schnittbild rezensiert).

Mario Wurmitzer war 2013 und 2016 unter den großen Zehn, sein Roman „Im Inneren des Klaviers“ basiert auf dem Wortlauttext von 2016.

Die lesenden Autor*innen

  • Yevgeniy Breyger (D)
  • Anna Felnhofer (A)
  • Anna Gien (D)
  • Valeria Gordeev (D)
  • Sophie Klieeisen (D)
  • Laura Leupi (CH)
  • Jacinta Nandi (GB/D)
  • Martin Piekar (D)
  • Jayrôme C. Robinet (FRA/D)
  • Andreas Stichmann (D)
  • Deniz Utlu (D)
  • Mario Wurmitzer (A)

Die Jury

  • Insa Wilke - Juryvorsitzende
  • Mara Delius
  • Klaus Kastberger
  • Mithu Sanyal (erstmals 2023)
  • Brigitte Schwens-Harrant
  • Thomas Strässle (erstmals 2023)
  • Philipp Tingler

Die Jury erhält die Texte bereits im Vorfeld. Meist ergeben sich schon nach den ersten Diskussionen Spannungsfelder in der Jury, die sich dann über die Tage verstärken oder verschieben. Im Grunde kann man viel über Literatur, aber auch über die Jury lernen. Manche glänzen durch scharfe Analysen und schlaue Beobachtungen, andere versuchen sich in witzigen Kommentaren und wieder andere sind einfach gern mal dagegen und widersprechen sich durchaus auch selbst.

Neu in der Jury sind heuer die Autorin, Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Mithu Sanjal (sie schreibt für u.a. für die Zeit oder das Missy Magazin und ist mit ihrem Roman „Identitti“ bekannt geworden.) und der Schweizer Germanist und Philosoph Thomas Strässle (er ist auch Mitherausgeber des beeindruckenden Briefwechsels zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch „Wir haben es nicht gut gemacht. Ingeborg Bachmann/Max Frisch: Der Briefwechsel“.)

Die Preise

Vier Preise werden am Sonntag von der Jury in dieser Reihenfolge vergeben:

  • Ingeborg-Bachmann-Preis (25.000 Euro)
  • Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro)
  • KELAG-Preis (10.000 Euro)
  • 3sat-Preis (7.500 Euro)

Den Publikumspreis (7.000 Euro und das Stadtschreiber*instipendium in Klagenfurt) wählt - wie der Name schon sagt - das Publikum. Am Samstag kann man zwischen 15 und 20 Uhr per E-mail voten. Manchmal gewinnt dieser Preis jemand, die oder der schon einen der vier Jurypreise gewonnen hat. Dennoch - nachdem nur 12 Autor*innen lesen, ist die Chance auf einen Preis heuer recht hoch.

Bachmannpreis 2023: Preis Skulptur Inge

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In den Vorjahren erhielten die Preisträger*innen leicht unförmige Glaskunstwerke. Heuer gibt es mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis eine Skulptur. (Inge wird Oscar der Literatur.)

Der Notar

Noch vor einigen Jahren war die Preisermittlung eine nicht enden wollende Punktejongliererei der Jury. Wieder und wieder wusste die Jury nicht, welchen Knopf sie drücken soll, musste der Notar die Punkte erneut zusammenzählen, kam es zu Stichwahlen.

Heuer soll es so sein, dass jede Jurorin und jeder Juror fünf Texte auszeichnen kann: Mit je einmal fünf, vier, drei, zwei und einem Punkt. Die eigenen Kandidaten dürfen keine Punkte bekommen. Mal sehen, ob dadurch Stichwahlen ausbleiben.

Ablauf

Am Mittwochabend ist die Eröffnung. Tanja Maljartschuk hält die Eröffnungsrede und anschließend ziehen die Autor*innen ihren Leseplatz.

Donnerstag, 29. Juni
10.00 Uhr: Jayrome C. Robinet
11.00 Uhr: Andreas Stichmann
12.30 Uhr: Valeria Gordeev
13.30 Uhr: Anna Gien

Freitag, 30. Juni
10.00 Uhr: Sophie Klieeisen
11.00 Uhr: Martin Piekar
12.00 Uhr: Jacinta Nandi
13.30 Uhr: Anna Felnhofer

Samstag, 1. Juli
10.00 Uhr: Yevgeniy Breyger
11.00 Uhr: Mario Wurmitzer
12.30 Uhr: Laura Leupi
13.30 Uhr: Deniz Utlu

Alle Lesungen und Diskussionen können auch auf bachmannpreis.orf.at nachgeschaut werden. Die Preisverleihung ist am Sonntag ab 11 Uhr.

Während im Vorjahr coronabedingt im Freien gelesen wurde, findet das heuer wieder im Studio statt. Dessen Wände zieren die Bachmannpreisträger*innen der letzten Jahre.

Christian Ankowitsch wird übrigens nicht mehr moderieren. Stattdessen führt der gebürtige Villacher Peter Fässlacher mit Cecile Schortmann durch den Wettbewerb.

Bachmannpreis und FM4

FM4 liebt den Bachmannpreis und ist wieder vor Ort. Es gibt tägliche Berichterstattung in der Morningshow und auch tagsüber. Roli Gratzer und Hannes Duscher senden die FM4 Passtshow am Donnerstag und Freitag aus Klagenfurt. Und Special Guest für FM4 ist Elias Hirschl – der hat im Vorjahr beim Wettlesen teilgenommen und den Publikumspreis gewonnen und ist folglich aktuell Stadtschreiber in Klagenfurt. Elias Hirschl wird auch auf unserer Website über seine Eindrücke schreiben.

Bachmannpreis 2023: Elias Hirschl

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Elias Hirschl ist übrigens auch live mit seinem Musikprojekt „Ein Gespenst“ zu hören – am Freitag, 30. Juni, 20.00 Uhr in Klagenfurt und am Samstag, 1. Juli im Kulturhof in Villach.

Ingeborg Bachmann

Was Ingeborg Bachmann zu einem Wettbewerb in dieser Form sagen würde, sei dahingestellt. Heuer jährt sich ihr tragischer Tod zum 50. Mal. Sie ist und bleibt eine der wichtigsten österreichischen Autor*innen, die nach wie vor Lesende beeindruckt und Schreibende beeinflusst. (Dazu gibt’s am Sonntag vor der Preisverleihung auf 3sat auch die Doku „Ingeborg Bachmann. Vom Unerhörten im Alltäglichen“.)

„Wenn alle Krüge zerspringen –
was bleibt von den Tränen im Krug?
(...)
O Aufgang der Wolken, der Worte,
dem Scherbenberg anvertraut.“

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