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Buchtipps zu Wald und Pflanzen

Bücher über den Wald, Biodiversität und Pflanzen: „Biodiversität“, „Bäume - Leben und Bedeutung“, „Böse Bäume“, „Es werde Wald!“ und „Kat Menschiks und des Psychiaters Doctor medicinae Jakob Hein Illustrirtes Kompendium der psychoaktiven Pflanzen“.

Von Zita Bereuter

Dass Waldbaden glücklich macht, wissen wir schon lange. Irgendwie hat auch das Blättern in Büchern über den Wald eine ähnliche Wirkung. Hier jedenfalls einige Bücher zu Pflanzen und Bäumen.

Jasmin Schreiber: „Biodiversität“

Buchcover mit Schnecke

Reclam

Jasmin Schreiber: „Biodiversität“. Reclam

Kann sich noch jemand an die Schnecke Georg erinnern? Eine hawaiianische Baumschnecke (Achatinella apexfulva für die Profis). In freier Wildbahn wird man die Schnecke nicht finden. Denn Georg war der Letzte seiner Art. Ein Endling. Er „lebte in einer Forschungsstation, in der sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit Jahren darum bemüht hatten, einen Paarungspartner für George zu finden, um die Art doch noch zu retten – vergeblich. Während die Welt ins neue Jahr hineinfeierte und die Korken knallen ließ, starb er am Neujahrstag 2019 im Alter von 14 Jahren allein in seinem Terrarium.“

Ihm widmet Jasmin Schreiber ihr Buch. Je mehr Arten verschwinden – und scheinen sie auf den ersten Blick auch noch so unbedeutsam – desto schlechter für die Umwelt. Biodiversität ist das Stichwort. Gegenwärtig wird es viel verwendet.

„Die Begriffe Biodiversität, Artenvielfalt und biologische Vielfalt werden im alltäglichen Sprachgebrauch gern als Synonyme verwendet, was jedoch nicht ganz richtig ist.“ Jasmin Schreiber erklärt den Begriff kompakt und verständlich auf 100 Seiten. Von der genetischen Diversität über die Diversität der Organismen (die Artenvielfalt: 1,8 Millionen Arten sind bekannt) zur Diversität der Ökosysteme und Landschaften.

Die Autorin erläutert Biodiversität im Wandel der Zeit und wodurch Biodiversität bedroht wird, erzählt von invasiven Arten, Zucht und Endlingen. Von Umweltverschmutzung und Klimawandel und schließlich vom sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte. „Die Biodiversität nimmt ab, und wir steuern in diesem Bereich noch schneller auf einen Crash zu als beim Klimawandel – und jener Katastrophe nähern wir uns ja auch schon recht flott.“

Lustig ist das nur an wenigen Stellen. Vielmehr erinnert das manchmal an ein Schulbuch. Aber hey, will man etwas verstehen oder nur faken? Eben. Damit Georgs Schicksal nicht zu häufig wird.

Paul Smith: „Bäume - Leben und Bedeutung“

Buchcover mit Blatt

Dumont

Paul Smith: „Bäume“. Übersetzt von Tobias Rothenbücher. DuMont

Man kann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Das kann passieren. Vor allem, nachdem man dieses Buch gelesen hat. Denn dann sieht man Bäume erstmal mit ganz anderen Augen. Hier werden Bäume umfassend dargestellt. Samen, Blätter, Form, Rinde, Holz, Blüten, Früchte, Symbiosen, Bäume und der Mensch. Ob Muster oder Textur der Blätter oder die ältesten lebenden Arten (die langlebige Kiefer in Kalifornien, sie lebt seit 2833 vor Christus). Färbemittel, die aus Baumrinden hergestellt werden oder die Bedeutung der Baumrinde in der Medizin. Die Frucht, die am meisten Vögel und Insekten ernährt – nämlich über 1.200 Vogel- und Säugetierarten? Genau, die Feige.

All das liest man in diesem Buch und kommt aus den Blättern und dem Blättern nicht mehr heraus (schlechter Wortwitz). Die beiden Autoren zeigen aber nicht nur die biologischen Aspekte von Bäumen, sondern vielmehr auch die Auswirkungen und das Zusammenspiel in der jeweiligen Kultur. Und auch, welche Rolle Bäume und ihre Bestandteile als Vorbilder in der Architektur spielen – bis hin zu Holzhäusern weltweit. Das alles mit beeindruckenden Bildern und verständlichen Illustrationen und Darstellungen. Mehr als ein coffee table book.

Markus Bennemann: „Böse Bäume“

Buchcover mit Baum

Goldmann

Markus Bennemann: „Böse Bäume". Goldmann.

Nicht der Gärtner, der Baum ist der Täter. Stehlen, Würgen, Verstümmeln, Töten. Ein Überlebenskampf im Wald. Dass der Baum nicht nur Freund sein kann, beschreibt Markus Bennemann. Stichwort Feige. Eben noch (siehe oben) wurde die Feige als die Frucht für die meisten Vögel und Insekten beschrieben. Jetzt wird die Würgefeige tödlich für andere Bäume. Wie der Name sagt, umschlingt sie andere Bäume und erwürgt sie quasi. Interessant die Bestäubung dieser Feige. „Dabei kriechen winzige Wespen in unreife Feigen, die innen hohl und mit blütenartigen Gebilden ausgekleidet sind. Die Wespe bestäubt diese Blüten, legt in einigen aber auch ihre Eier ab (und stirbt dann, weil sie auf dem Weg in die Feige Flügel und Fühler verloren hat). Die aus den Eiern hervorgehende Wespenbrut paart sich in der Feige“, und die Weibchen fliegen dann mit dem Blütenstaub zum Teil kilometerweit, um wieder in eine unreife Feige zu kriechen. Etwas für den Smalltalk beim Kletzenbrot Essen.

Die Würgefeige ist nur einer von zwölf Bäumen, die Markus Bennemann beschreibt. Auch von der Walnuss, der Akazie, dem Götterbaum und der Eibe weiß er „Böses“ zu berichten.

Rina Singh: „Es werde Wald!“

Buchcover mit einem Menschen im Wald

NordSüd

Ishita Jain und Rina Singh: „Es werde Wald!“ Übersetzt von Anna Schaub. NordSüdVerlag

Die Flussinsel Majuli ist die weltweit größte Flussinsel. Sie befindet sich in Assam im Nordosten Indiens und liegt auf dem Brahmaputra, der ihr und den vielen umliegenden kleinen Inseln das Land entzieht. Auf einer dieser kleinen Inseln begann 1979 ein 16-jähriger Indigener mit einem mutigen Projekt. Allein und heimlich pflanzte Jadav „Molai“ Payeng täglich einen Baum - auf dem von der Forstverwaltung als unfruchtbar bezeichneten Boden. Unbeirrbar pflegte und hegte er die Bäume und züchtete anfangs auch rote Ameisen.

Über 30 Jahre blieb der so entstandene Wald unbemerkt. Heute ist der Wald größer als der Central Park in New York und Heimat von vielen Tieren – unter anderem von Elefanten. Klingt wie ein Märchen, ist aber wahr. 2012 erhielt Jadav „Molai“ Payeng den Titel Forest Man of India. Rina Singh erzählt das in einem schmalen Bilderbuch, mit stimmigen Aquarellbildern von Ishita Jain. Beide Frauen sind in Indien geboren. Ein schönes Bilderbuch über Visionen und Träume, die sich erfüllen können, wenn man Geduld und Ausdauer hat.

„Kat Menschiks und des Psychiaters Doctor medicinae Jakob Hein Illustrirtes Kompendium der psychoaktiven Pflanzen“

Buchcover mit verschiedenen Pflanzen

Galiani Berlin

Kat Menschik und Jakob Hein: „Kat Menschiks und des Psychiaters Doctor medicinae Jakob Hein Illustrirtes Kompendium der psychoaktiven Pflanzen“. Galliani Berlin

Ursprünglich wollte der Schriftsteller und Psychiater Jakob Hein ein Buch „gegen die Natur“ schreiben (als Reaktion auf „Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben“). „Mein Vorschlag war ein möglichst schlimmes Buch über Pflanzen – schreckliche Verrisse von Brennnesseln, schlimme Rezensionen der Wicke, Verächtlichmachungen von Rosen, Kritik an der unverschämten Invasivität des Drüsigen Springkrauts“, erklärt Jakob Hein im Vorwort.

Stattdessen wurde es ein Buch über psychoaktive Pflanzen. Nicht die üblichen Verdächtigen, sondern diejenigen, „die uns umgeben, wie Tee, Kakao, Lavendel und Johanniskraut. Und natürlich müssten auch Kapitel über den Tabak, den Salbei und den Absinth hinein.“ Einige andere folgten auch noch. Über 500 Pflanzen werden schließlich erwähnt. Mal sind es die Blüten, mal die Blätter oder auch die Rinde, mal wird es gekaut, mal daran gerochen, mal ein Tee daraus zubereitet. Manches findet man auf Wiesen, manches kennt man aus dem Gewürzregal, manches aus dem Blumenladen. Interessant ist es allemal. Ob das alles rauschig wirkt, sei dahingestellt. Von vielem wird ausdrücklich gewarnt.

Einen prächtigen Farbrausch bietet jedenfalls das Buch als solches. Die Illustratorin Kat Menschik hat geradezu leuchtende Kunstwerke geschaffen.

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