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Verschiedene Buchcover

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Bücher über Musik - Tipps für Weihnachten

Erinnerungen, Gesungenes, Ausgedachtes. Einige Bücher über Musik, die man gut verschenken kann: „Träume anderer Leute“, „Good Pop Bad Pop“, "These Girls, too“, „Ich hasse meine Freunde“ und „Stereo Total’s Party Anticonformiste“.

Von Zita Bereuter

Wer Musik liebt, interessiert sich auch für die Geschichten hinter und zu den Musiker:innen und Songs und für den Stil und Style, der dazu gehört.

Judith Holofernes Buch "Die Träume anderer Leute" Cover - psychedelische Farben

Kiepenheuer & Witsch

Judith Holofernes: „Träume anderer Leute“. Kiepenheuer & Witsch

Judith Holofernes: „Träume anderer Leute“

„Wir müssen nur wollen“, sang Judith Holofernes in der Band „Wir sind Helden“, auch noch, als sie sich längst nicht mehr als Heldin fühlte, sondern sich lieber weinend auf den Bühnenboden gelegt hätte. „Nach der Show, bei den ersten Schritten die Alutreppe hinter der Bühne hinab, schossen mir elektrische Blitze vom Knie bis in die Hüfte, mir wurde übel und meine Hände begannen zu zittern. Im Backstage ließ ich mich auf eins der klebrigen Ledersofas fallen, hob das Bein auf meinen Rucksack, schloss die Augen und versank in mir selbst. Dort, in meiner Brust, wartete eine vertraute Schwärze, in die ich seit Monaten eintauchen konnte. Nicht wirklich unangenehm, nur bodenlos, dunkel und kühl."
In ihrem autobiographischen Roman erzählt Judith Holofernes, wie man im Rock-Pop-Business älter wird, bis man dann alt genug für das Lebenswerk ist. „Alt sein ist auch wieder okay. Da kann man dann so grau und elegant in irgendwelchen Helmut-Lang-Blazern irgendwo rumstehen und sein Lebenswerkpreis bekommen.“ Sie erzählt die Entwicklung weg von den Helden hin zur Solokünstlerin und schließlich, wie sie mit und durch Amanda Palmer zur Plattform "Patrion“ gelangt ist. (Mehr dazu)

Buchcover mit Schrift "Good Pop Bad Pop"

Kiepenheuer & Witsch

Jarvis Cocker: „Good Pop Bad Pop“. Übersetzt von Harriet Fricke und Ingo Herzke. Kiepenheuer & Witsch

Jarvis Cocker: „Good Pop Bad Pop“

Jarvis Cocker wusste schon als Teenager, dass er eines Tages eine Band gründen würde. Und er wusste schon damals, wie die Band heißen würde: natürlich „Pulp“. Das Heft, in dem er das notiert hatte, fand Jarvis Cocker, als er seinen Dachboden aufräumte. „Es ist ein Schulheft (das dem Namen nach, der oben steht, ursprünglich meiner Mutter gehörte), in dem mein fünfzehnjähriges Ich seine Ideen über das Dasein in einer Band niederschrieb. Ich kann gar nicht fassen, dass ich das wiedergefunden habe. Dieses Heft dokumentiert einen meiner allerersten Versuche, meine Kreativität anzukurbeln. Das ist doch mal was.“ Und er skizzierte vorsichtshalber auch gleich das Outfit und die Style-Vorschriften der Band von der Frisur bis zu den Socken und Schuhen. „Zur Pulp-Moderevolution gehören: Dufflecoats (am besten blau oder schwarz): Meine Tante Bess hatte mir einen Dufflecoat gekauft. Spießiger geht’s kaum. Dufflecoats sind aus dickem Wollstoff, wären also mit Sicherheit kein praktisches Bühnen-Outfit.“

Jarvis Cocker öffnet eine Wunderkammer, denn er war bereits in jungen Jahren viel auf Flohmärkten - nicht zuletzt, weil er bzw. seine alleinerziehende Mutter kein Geld für neue Sachen hatten. Er sammelte viel - aber nicht alles - und schmiss wenig weg. So erzählt er etwa anhand einer Postkarte aus Ibiza, wie er zu seiner ersten Gitarre gekommen ist (von einem deutschen Tauchlehrer). Es geht um mehr als einige Objekte, die seine Vergangenheit ausmachen. Es ist ein Einblick in sein Leben, sein Denken, seine Entwicklung. (Mehr dazu)

Buchcover mit vielen Musikerinnen

Ventil Verlag

Juliane Streich (Hg.). „These Girls, Too - Feministische Musikgeschichten“. Ventil Verlag

„These Girls, Too - Feministische Musikgeschichten“

Bessie Smith. Nie gehört? Die Kaiserin des Blues. 1894 in Tenessee geboren, früh verwaist, in extremer Armut aufgewachsen, schließt sie sich in jungen Jahren einem Vaudevilletheater an, gelangt zu anderen Theatern und ist schließlich die erste Schwarze Frau, die als Künstlerin enorm erfolgreich wird. „Down Hearted Blues“ wird ihr erster Hit. Millionenfach verkauft. Mit ihr beginnt dieser sehnsüchtig erwartete zweite Band des feministischen Musiklexikons. „These Girls“ hieß der erste Band.

Von Billie Holiday zu Billie Eilish, von Joan Jett bis Amy Winehouse. Von Suzi Quatro zu Kae Tempest. Von den 1920ern in die Gegenwart, von Soul zu Rock zu Rap zu K-Pop. Über 100 bekannte wie vor allem auch weniger bekannte, coole und interessante Musiker:innen werden portraitiert. Gerade die bunte und diverse Mischung macht diesen zweiten Band aus. Geschichten über Musiker:innen, die Geschichte geschrieben haben. Hier findet man Rolemodels und kann Songs, Begebenheiten und Biografien historisch besser einordnen. Ein Schatzkästchen mit Hörtipps. Geschrieben von Fans, Musiker:innen und Journalist:innen, von Schüler:innen und Lehrenden wie Paula Irmschler, Franz Dobler, Linus Volkmann, Kersty und Sandra Grether und Juliane Streich, um nur einige zu nennen. (Mehr dazu)

Ich hasse meine Freunde

Kiwi Verlag

Gerald Hoffmann: „Ich hasse meine Freunde“, KiWi

Gerald „Gerard“ Hoffmann: „Ich hasse meine Freunde“

Gerald Hoffmann kennt man als den Rapper Gerard. In seinem Debütroman lässt er Julian Pichler, einen planlosen Jusstudenten, erzählen. „An der juristischen Fakultät hatte ich nie so recht Anschluss gefunden - oder besser gesagt: Ich wollte nicht so recht Anschluss finden. Da war etwa der Student aus dem Parallelkurs, der jedes Mal, wenn ich ihm über den Weg lief, fragte, bei welcher Prüfung ich denn gerade sei. Jedes verdammte Mal. Ausnahmslos. Nicht unbedingt Best-friend-Material also. Zum Glück brauchte ich auch keine neuen Freunde, solange ich zumindest außerhalb der Uni von den besten Menschen der Welt umgeben war.“

Julians beste Freunde sind Thilo und Sonny. Die drei haben mehrere Dinge gemein: eine Freundschaft aus Kindertagen, eine gemeinsame WG und keinen Plan, was sie und aus ihrem Leben machen sollen. Man kann sich ja Hilfe holen. „Eine kurze Google-Suche später landeten wir auf zahlreichen Hypnose- und Therapieseiten, die auffällig oft in blauem Ton gehalten waren und nicht selten mit Fotos von Wolken und Sonnenuntergängen unter der Menüleiste aufwarteten. Auf einer dieser Seiten stießen wir auf den Therapeuten, der jetzt hier seinen Daumen auf mein Handgelenk drückte. Außerdem entdeckten Laura und ich ihn in einem Bericht eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders, in dem er einem jungen Mädchen nach drei Sitzungen ihren Heuschnupfen weghypnotisiert hatte, und schnell waren wir uns einig: Der sollte es sein. Öffentlich-rechtliche Sendungen zeugten immerhin von Seriosität.“

Gerald Hoffmann hat mit „Ich hasse meine Freunde“ ein Generationenportrait geschaffen, das auch mit feinen Details überzeugt. (Mehr dazu)

Buchcover mit Francoise Cactus

Ventil Verlag

Gunther Buskies und Jonas Engelmann (Hg.). „Stereo Total’s Party Anticonformiste“. Ventil Verlag

„Stereo Total’s Party Anticonformiste“

Wie sehr vermissen wir die fantastische Françoise Cactus! „Obwohl sie mehrere Schulklassen übersprungen hat und schon mit neunzehn ihr Studium in französischer Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie abgeschlossen hatte, klingen die Erzählungen aus ihrer Studien- und Internatszeit wie eine einzige lange ausgelassene Party“, erinnert sich Brezel Göring im Vorwort. Gemeinsam haben die beiden Stereo Total gegründet. Ihr Ziel: „Popmusik jenseits von Virtuosität und unter Verwendung von Instrumenten unter 50 DM bei strikter Vermeidung des Zeitgeschmacks zu machen“. Ihr Ergebnis: hunderte grandiose Auftritte, 16 Alben mit großartigen Songs wie „Dactylo Rock“, „Liebe zu dritt“, „Schön von hinten“, „Ich bin nackt“, „Supergirl“, „Ich bin cool“ und und und.

Zehn Songs von Stereo Total wurden von unterschiedlichen Zeichner:innen illustriert. Zu jedem Song erklärt Brezel Göring dessen Entstehung und die Zeichner:innen (wie Milk und Wodka, Mia Oberländer, Päm oder Christopher Tauber) beschreiben ihren Zugang zu Stereo Total oder auch die Entwicklung des Comicstrips. Besonders entzückend gleich die erste Geschichte „Dactylo Rock“, in der die Beziehung von Françoise Cactus und Brezel Göring dargestellt wird.

Die ersten beiden Seiten von „Comicstripteasegirl“ hat Françoise Cactus selbst gezeichnet. Und auch am Ende des Buches gibt es noch Einblick in „Françoise’ geheimes Büchlein“. Was vermisst man diese Frau!

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