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Robert Rotifer

ROBERT ROTIFER

Lost in 2023

Letzter Blick eines verkrachten Pazifisten auf den Krieg als das definierende Thema des sterbenden Jahres. Warum wir 2024 auch endlich wieder darüber reden werden müssen, wo eigentlich der Frieden herkommen soll.

Eine Kolumne von Robert Rotifer

Nichts an diesem Jahr hätte mich überraschen sollen. Die Saat für alles, was in seinen letzten circa 12 Wochen vorgefallen ist, war lange schon ausgebracht: Die rhetorischen Zuspitzungen der Online-Kommunikation, die selbstgerechte Arroganz, die Gnadenlosigkeit, das Tempo und die digital beschleunigte Dynamik der gegenseitigen Verdammungen, die Verhärtung der Blasen, in denen wir uns bewegen.

All das war schon wohlbekannt aus den sarkastischen Frühphasen der sogenannten Kulturkriege, in denen es noch um vergleichsweise gar nichts ging. Und natürlich aus den digitalen Glaubenskriegen der Covid-Periode, wo es bereits um Menschenleben ging, aber immerhin noch nicht unter Einsatz von Waffen.

Vor allem aber hatten wir uns ja bereits im Diskurs über den Ukraine-Krieg seit 2022 – erzwungen durch die Putinsche Aggression – vom bis dahin unter den „Verlierer“-Nationen des Zweiten Weltkriegs gepflegten, immer schon löchrigen, aber symbolisch wichtigen Konsens verabschiedet, Waffengewalt als schlechtestmögliches Mittel der Konfliktlösung tunlichst zu meiden.

Tut mir leid, dass ich diese alte, längst gegessen geglaubte Kartoffel hier wieder aufwärme, aber die wahre Reichweite jener (in Österreich eh nie angekommenen) Scholzschen „Zeitenwende“ vom Februar ’22 begann sich erst 2023 wirklich abzuzeichnen.

Ich sage das dezidiert wertfrei, will in meiner kleinen Kolumne nicht die Begründungen für diese Entscheidungen durchspielen. Unabhängig davon aber bleiben uns ihre aktuellen und künftigen Konsequenzen nicht erspart.

Aus der Distanz meiner Wahlheimat, in der Zweifel an der Idee eines gerechten Krieges im Bedarfsfall routinemäßig mit Hitler-Vergleichen ausgeräumt werden, sah ich mich immer wieder an das aus guten Gründen nicht gefeierte, diesjährige 20. Jubiläum der von Großbritannien und den USA angeführten Invasion in den Irak erinnert (damals mit Saddam Hussein als Hitler), und an die aktiv bremsende Rolle, die ein vergeblich aber hörbar friedliche Lösungen forderndes Deutschland damals gespielt hatte – ganz im Gegensatz zu heute (über den Kontext des österreichischen Standpunkts, im UN-Sicherheitsrat gegen einen Waffenstillstand in Gaza zu stimmen, hat mein Kollege Ali Cem Deniz hier vor zwei Wochen geschrieben).

Ich fürchte sehr, uns allen ist in der Zwischenzeit das dafür nötige Vokabular der Vermittlung verloren gegangen. Und der Sinn für ein Ende der Gewalt als Wert an und für sich.

So sehr wir es auch verdrängen, irgendwer wird im kommenden Jahr die 2023 unter Wiederholung hohler Entschlossenheitsparolen aufgeschobene Frage stellen müssen, wie wir je zum Frieden kommen.

In der Ukraine und in Gaza (d.h. nicht etwa nebenan in Ägypten, so wie Bezalel Smotrich sich das vorstellt). Aber ich fürchte sehr, uns allen ist in der Zwischenzeit das dafür nötige Vokabular der Vermittlung verloren gegangen. Und der Sinn für ein Ende der Gewalt als Wert an und für sich.

Ist schon wahr, das 20. Jahrhundert war selber scheiße, aber: Jene Gewissensgründe gegen den Gebrauch von Waffengewalt, die meine Generation österreichischer junger Männer einst in den Achtzigern vor einer Kommission aus Vertreter:innen militärischer, geistlicher und politischer Institutionen vorbringen musste, um statt dem Bundesheer Zivildienst leisten zu können, wären heutzutage politisch kaum mehr geduldet.

Brächte ich sie in Israel vor, hätte ich so wie der Refusenik Tal Mitnick mit 30 Tagen Haftstrafe zu rechnen.

Die schauderhaft zynische Standard-Fangfrage der Zivildienstkommission war damals: „Ein Mann vergewaltigt vor ihnen Ihre Freundin: Wie reagieren Sie darauf?“

Meine vorausblickend von der Zivildienstberatung gecoachte, taktische Antwort („Ich weiß nicht, ich war selbst noch nie in dieser Situation“) erscheint mir auch rückblickend noch wahrheitsgemäß, ja eigentlich sogar ziemlich weise. In der mechanistisch manichäischen Weltsicht der sozialen Medien würde sie heute vermutlich als feige Ausflucht verdammt. Und ich brauche wohl nicht zu erklären, um wie viel weltpolitisch brisanter sie in der Welt nach dem 7. Oktober klingt.

In der Welt nach den massenmörderischen und sexuellen Gewaltorgien und Geiselnahmen der Hamas und anderer palästinensischer Gruppen. Aber eben auch in der Welt nach bzw. während der seither als Reaktion durchgeführten israelischen Flächenbombardierung und Invasion von Gaza mit mittlerweile an die 22.000 gezählten Toten und an die 60.000 Verwundeten.

Es ist nicht nur Putins Ukraine-Krieg, der angesichts dieser alles übertönenden Krise eine Zeitlang beinahe in Vergessenheit geriet. Wer hat heuer schon wirklich genug über den Krieg im Sudan gehört? Oder von den türkischen Bombardements neulich in kurdischen Gebieten im Irak und Syrien?

Aber alle gerechtfertigten Beschwerden über die eingeschränkte Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit ändern nichts an der definierenden Bedeutung des Gaza-Kriegs in diesem historischen Moment, schon allein von seinem geopolitischen Eskalationspotenzial her.

Drastischer gesagt: Man lese sich einmal eine über Gazas Grenzen hinausblickende Analyse wie die im Guardian von Simon Tisdall durch (eine ultrarechte israelische Regierung mit persönlichen Interessen an endlosem Krieg, angegriffene Regimes im Iran, Libanon, die Huthis in Jemen, das Rote Meer, Syrien), man stelle sie in den Kontext anderer Krisenherde (Russland/Ukraine, China/Taiwan, das kommende amerikanische Wahljahr), und es sieht ohne Übertreibung so aus, als habe der Dritte Weltkrieg bereits begonnen.

Wegschauen, weil alles viel zu kompliziert, unerfreulich und überhaupt viel zu heikel ist, geht sich da nicht mehr aus. Einfach stur Kurs halten, basierend darauf, was man schon Anfang Oktober zu wissen glaubte, reicht allerdings auch nicht.

Und schon allein deshalb muss ich in meiner letzten Kolumne dieses Jahres nach der von Mitte Oktober, der von Anfang und der von Ende November ein viertes Mal darauf zu sprechen kommen.

Genauer: auf unsere jeweilige Sicht auf diesen Krieg. Denn die Bruchlinien zwischen diesen Standpunkten werden ihrerseits nicht nur die künftigen Beziehungen zwischen dem sogenannten Globalen Norden und Süden prägen (die vorgestrige Einleitung eines Genozid-Verfahrens gegen Israel durch Südafrika beim Internationalen Gerichtshof der UNO ist wohl nur ein Vorgeschmack), sondern auch jene zwischen ethnischen und religiösen Gruppen in unseren Ländern (etwa in Gestalt von Antisemitismus und Islamophobie), zwischen den Generationen (ich komme noch darauf zurück), zwischen den Lehrenden an Universitäten und deren Geldgeber:innen, aber auch zwischen sich für progressiv haltenden Autor:innen, Künstler:innen und Intellektuellen, die sich 2023 in unversöhnlich entgegengesetzten Lagern wiederfanden.

Kollege Thomas Edlinger hat letzteren Ersatzkonflikt der Stellungnahmen schon vor zwei Wochen in seinem Sumpf-Jahresrückblick eloquent dargestellt.

Aus meiner Sicht präsentiert sich dieser Konflikt - nicht nur durch meine geographische Lage, sondern auch durch meinen persönlichen familiengeschichtlichen Hintergrund - als himmelschreiende, bilinguale Dissonanz. Auch darüber habe ich in Kolumne 2 dieser unfreiwilligen Serie, Das blutige Kolosseum bereits ausführlich geschrieben, aber die damals festgestellten Gegensätze sind mittlerweile selbst Thema einer unübersehbaren Debatte geworden.

Die kritische Betrachtung der bedingungslosen deutschen Israel-Loyalität im Kontext der „Gedächtniskultur“ aus der Sicht progressiver angloamerikanischer, oft selbst jüdischer Autor:innen hat sich mittlerweile zu einem eigenen Genre ausgewachsen. Nicht selten treffen dabei deutsche Antisemitismusvorwürfe gegen Juden:Jüdinnen auf angloamerikanische Antisemitismusvorwürfe gegen deutsche Antiantisemit:innen (was insgesamt natürlich weiter zur gefährlichen Entwertung aller Antisemitismusvorwürfe beiträgt).

Ein vorläufiger Höhepunkt, den man einmal versuchen sollte, einer Zeitreisenden aus den Zehnerjahren zu erklären, war Naomi Kleins X-Tweet vom 14. Dezember 2023, und zwar mitsamt der beigefügten Community Notes: „At this rate, Germany is going to run out of Jewish intellectuals to ban“ („Wenn das so weitergeht, werden Deutschland die jüdischen Intellektuellen ausgehen, die es verbieten kann.“)

Sie bezog sich dabei auf Masha Gessens vieldiskutierten New-Yorker-Text „In the Shadow of the Holocaust“ und die davon ausgelöste, vorläufige Absage und spätere Verschiebung der Verleihung des Hannah-Arendt-Preises der Heinrich-Böll-Stiftung an Gessen.

In ihrem Guardian-Kommentar zur Affäre ging Arendt-Biographin Samantha Hill noch ein gutes Stück weiter als Gessen selbst: „Die größte Ironie der heutigen Realität“, schrieb sie, „ist vielleicht, dass die Rhetorik von Deutschlands ‚Antiantisemitismus‘ verwendet wird, um die Massenabschlachtung palästinensischer Menschen zu rechtfertigen, während sie tatsächlich den Effekt hat, Antisemitismus zu vergrößern und Jüd:innen überall weniger sicher zu machen.“

Im London Review of Books griff der indische Autor Pankaj Mishra am Ende seiner Doppel-Rezension von Esra Özyüreks im April erschienenen Buch „Subcontractors of Guilt: Holocaust Memory and Muslim Belonging in Postwar Germany“ und Andrew I. Ports „Never Again: Germans and Genocide after the Holocaust“ die deutsche „Staatsräson“ frontal an:

„Die einzige europäische Gesellschaft, die einen Versuch unternahm, von ihrer bösartigen Vergangenheit zu lernen, hat sichtlich Probleme damit, sich an deren Hauptlektion zu erinnern. Deutsche Politiker:innen und Meinungsmacher:innen versagen nicht nur darin, ihre nationale Verantwortung Israel gegenüber wahrzunehmen, indem sie Netanjahu, Smotrich, Gallant und Ben Gvir bedingungslose Solidarität entgegenbringen. Während der völkisch-autoritäre Rassismus zuhause ansteigt, versagt die deutsche Obrigkeit auch in ihrer Verantwortung gegenüber dem Rest der Welt: Nie wieder zu Kompliz:innen eines mörderischen Ethnonationalismus zu werden.“

Wer denkt, dass deutscher Moralismus manchmal zur Überschätzung der eigenen Bedeutung neigt: Es geht auch von der anderen Seite her.

Das US-Monatsmagazin The Nation brachte wiederum erst vorgestern ein lesenswertes Interview mit dem deutschen, jüdischen Autor Max Czollek, formal aus Anlass des Erscheinens von „De-Integrate“, der englischen Fassung seines Buchs „Desintegriert euch!“ (2018), aber natürlich kam dabei auch der Fall Gessen zur Sprache. Dabei erhielt Czollek immerhin die Gelegenheit, die amerikanische Leser:innenschaft über den für die laufenden Kontroversen nicht unwichtigen Aspekt der sehr unterschiedlichen Blickwinkel in Deutschland lebender Juden:Jüdinnen aus den USA und in Deutschland aufgewachsener Juden:Jüdinnen aufzuklären.

Die angloamerikanische Kritik an den Widersprüchen deutscher Gedächtniskultur ist jedenfalls von einer akademischen Spezialdebatte zum internationalen Tagesgespräch aufgestiegen. Jahrzehntelang aufgebautes, moralisches Kapital hat dabei zweifellos schweren Schaden genommen, aber auch jede Menge lange zurückgehaltener Deutschenfeindlichkeit kommt zum Vorschein (doch, die existiert, das müsst ihr mir jetzt einfach aus englischer Erfahrung glauben). Es entbehrt nicht der Ironie, in meiner englischsprachigen Timeline ihrerseits unbewusst chauvinistische Kommentare der Marke „Jaja, die Deutschen, immer für Völkermord, immer auf der falschen Seite der Geschichte“ zu lesen.

Aber während ich nun mit einem Bein auf beiden Seiten jener Entzweiung diese Entladungen der Empörung mitverfolge, frage ich mich auch, ob hier denn wirklich verschiedene Prinzipien aufeinanderprallen oder nicht vielmehr verschiedene Medienrealitäten, nicht nur zwischen Anglosphäre und Deutsch-Diskurs, sondern auch zwischen den Generationen.

Entgegen diverser Panikmeldungen meine ich damit nicht, dass jüngere Menschen ihre News ausschließlich von TikTok bezögen. Mein Eindruck ist vielmehr, dass sie grundsätzlich mehr internationale, by default englischsprachige Online-Medien frequentieren. Und wenn ich nun von meiner englischen Einschicht aus zwischendurch einen Kontrollblick in den von älteren Generationen konsumierten deutschsprachigen Medien-Mainstream werfe, habe auch ich oft den Eindruck, in eine Art Parallelwelt gestolpert zu sein.

Auch das habe ich vor zwei Monaten im „blutigen Kolosseum“ bereits besprochen, doch auch diese Divergenz ist seither noch um eine Stufe eklatanter geworden, also gebe ich euch hier zum Abschluss noch einen kleinen Eindruck davon, was man hier so hört und liest, das einem die mir aus deutschsprachigen Timelines entgegen wehende, fatalistische Teilnahmslosigkeit gegenüber der Bevölkerung von Gaza einfach menschlich unmöglich macht.

Zum Beispiel neulich im Radio-4-Mittagsjournal „World At One“ das erschütternde Interview mit dem derzeit freiwillig im Gaza European Hospital in Khan Younis stationierten britischen, orthopädischen Chirurgen Graeme Groom, der in bewusst knochentrockener Sprache von den Verletzungen bei lebendigem Leib unter den Trümmern begrabener Kinder, Hunger, Durst, nie zuvor gesehenem nacktem Zorn und „unglaublicher Traumatisierung“ unter der dauerbombardierten Bevölkerung berichtet. Von den 60 Toten in der Familie eines seiner palästinensischen Kollegen. Und seiner jahrzehntelangen, persönlichen Erfahrung mit anderen Krankenhäusern in Gaza, die israelischen Darstellungen einer Kollaboration von Ärzt:innen mit dort verborgenen Hamas-Kommandozentren deutlich widerspricht, auch wenn der NHS-Arzt dabei tunlichst seine Verpflichtung zur politischen Neutralität beteuert.

Ich sehe auf Channel 4 nach einem Bericht von der ständigen Demo am Hostage Square in Tel Aviv das um nichts weniger berührende Interview einer Angehörigen von drei von der Hamas am 7. Oktober ermorderten Menschen, deren Cousin immer noch als Geisel festgehalten wird, und höre, wie sie sagt, dass sie ihren Glauben an die eigene Regierung, aber auch an den Frieden verloren hat.

In einem BBC-Politik-Talk wiederum sehe ich die liberaldemokratische Unterhausabgeordnete Layla Moran, ihre Mutter ist eine palästinensische Christin, im Fernsehen von ihren in einer Kirche in Gaza festsitzenden Verwandten erzählen. In einer zurückhaltend vorgetragenen Rede im Unterhaus beschreibt sie deren Todesangst, die ständige Bedrohung durch Panzer und Scharfschützen.

Und während der BBC-Nahost-Veteran Jeremy Bowen sich wiederholt darüber beklagt, dass die IDF ihm den Zutritt zum Gaza-Streifen verweigert, verweist er auf die Eindrücke seines dort mit seiner Familie feststeckenden Kameramanns Jehad El-Mashhrawi, der auf der Suche nach einem halbwegs sicheren Ort zum Übernachten mit seinen Kindern durch den Gestank herumliegender Leichen läuft, an denen Vögel herumpicken, und dabei die Kinder anschreit, sie sollen zum Himmel aufschauen. Um ihnen das Trauma zu ersparen, die Toten zu sehen.

Ich höre und lese all das und frage mich: Würden die allen Schilderungen palästinensischen Leids gegenüber generalskeptischen Stimmen in der radikalisierten Mitte der deutschsprachigen Hälfte meiner Timelines tatsächlich vom Schreibtisch aus all diese Leute der Lüge bezichtigen, so wie sie das in ihrer (mir sichtbaren) Blase tagtäglich halten? Würden sie weiterhin, wie in den Tiefen meines österreichischen Facebook-Feeds gesehen, zynische Witzchen über an Diphtherie und Typhus erkrankte, palästinensische Kinder machen?

Würden sie auch die jüngste Guardian-Kolumne der Expertin im öffentlichen Gesundheitswesen Devi Sridhar, zu Pandemiezeiten die besonnene Koordinatorin der schottischen Covid-Bekämpfung, als pure Propaganda von der Hand weisen?

Übertreibt diese Wissenschafterin bloß, wenn sie darin warnt, „Wenn sich nicht bald was ändert, muss sich die Welt darauf gefasst machen, dass fast ein Viertel der Bevölkerung von Gaza - nahezu eine halbe Million Menschen - innerhalb eines Jahres sterben werden“?

Falls nicht, wie nimmt man solche Aussichten tatsächlich noch als akzeptabel hin?

Und selbst wenn man sie tatsächlich für akzeptabel hält (ich weiß, es gibt viele, die das tun): Wie kann man nicht sehen wollen, was das in unserer Welt noch auslösen wird. Was es bedeuten wird für den Stellenwert Israels und seiner Verbündeten in Europa und den USA in der vielbeschworenen internationalen Gemeinschaft?

Ich für meinen Teil habe dieses Jahr gelernt, wie viele da draußen mit wie viel Gewalt und Blutvergießen zu leben bereit sind, solange sie nur die anderen trifft. Und zwar auf beiden Seiten des Konflikts.

Und für wie viele da draußen es völlig okay zu sein scheint, dem eigenen standhaft festgezurrten Weltbild Institutionen zu opfern, auf deren zu verteidigende Integrität man sich bei aller Kritik und Frustration immer einigen musste. Einfach, weil man aus bitterer historischer Erfahrung wusste, dass es diese Institutionen braucht, um die Hoffnung auf sowas wie eine gemeinsame Humanität zu bewahren: Institutionen wie die UNO und ihre Unterorganisationen, Menschenrechtsorganisationen, das Rote Kreuz, Ärzt:innen ohne Grenzen.

Wer geschichtslos genug ist, zu glauben, der Westen könne sich folgenlos politisch isolieren, wer sich Kriege ohne Ende, eine Welt ohne ärgerliche Vereinte Nationen oder NGOs wünscht, wer die Frage danach, wo der Frieden herkommt, nicht hören will: Just be careful what you wish for. Hinter der nächsten Kurve wartet dann nämlich one hell of a Zeitenwende.

Also, wünsche noch guten Rutsch. Morgen ab 22 Uhr läuft meine erste Heartbeat-Sendung des Neuen Jahres, da geht’s nur um Musik.

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