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Stefanie Millinger hängt frei an einer Stange über einem See, Beine im Spagat

Stefanie Millinger

Pros & Profiles

Knapp eine Million Follower:innen: Extremakrobatin Stefanie Millinger

Sie macht Handstände auf Felsklippen in schwindelerregenden Höhen. Sie macht Klimmzüge an ihren Haaren. Sie verbiegt sich wie sogenannte Schlangenmenschen. Die Salzburgerin Stefanie Millinger ist Extremakrobatin und nennt sich Free Solo Artistin. 11 Weltrekorde mit 31 Jahren, das hat sie schon geschafft. Ihre Videos gehen auf Social Media weltweit viral.

Von Eva Liebentritt

„Je höher, weiter, schneller desto besser. Ich liebe die Höhe und alles, was extrem ist“, so begrüßt mich Stefanie Millinger. Wir treffen uns in ihrem Lieblingsfitnessstudio sportsupport in Salzburg. Täglich trainiert sie hier sieben bis zehn Stunden. „Das ist wie mein zu Hause hier, mein vergrößertes Wohnzimmer kann man sagen“, so Stefanie Millinger. Gleich nach meiner Ankunft sehe ich, dass sie eben alles liebt, was extrem ist. „Soll ich gleich da rauf kraxln?“, fragt sie mich und klettert auf ein etwa sieben Meter hohes Metallgerüst im Freien. Oben angekommen macht sie Handstände, verbiegt sich in die Brücke, balanciert auf ihren Händen. Ungesichert. „Empfindest du das schon als Höhe?“, fragt sie mich und lacht. „Also das sind jetzt vielleicht sieben Meter, das ist gar nichts für mich. Immer wenn ich irgendwo bin, auf Urlaub zum Beispiel, kann ich gar nicht normal durch die Stadt gehen. Mein Blick ist automatisch nach oben gerichtet und ich schau immer, wo ich rauf kraxeln könnte.“

„Ich bin überhaupt nicht beweglich geboren.“

Stefanie Millinger ist eine Spätberufene. Erst mit etwa 20 Jahren entdeckt sie ihre Leidenschaft zur Extremakrobatik. In ihrer frühen Kindheit macht sie Kampfsport, bevor sie mit 13 Jahren zu voltigieren beginnt. Voltigieren, also Akrobatik am Pferd, hat Stefanie Millinger leistungsmäßig betrieben, bis sie 25 Jahre alt ist. „Ganz viele Leute denken, dass ich so geboren bin, dass ich so ein Talent habe, aber ich bin überhaupt nicht beweglich geboren. Also bei mir ist das wirklich alles antrainiert“, sagt Stefanie Millinger.

Weil es in Österreich schwierig ist mit Voltigieren Geld zu verdienen, ist Stefanie Millinger zur Extremakrobatik gekommen. Vor allem Handstände waren schon immer ihre Stärke. Heute wird sie etwa für Stunts und Shows gebucht. Und sie knackt einen Weltrekord nach dem anderen. „Der Rekord auf den ich am meisten stolz bin, ist der Schweizer Handstand. Das ist ein Handstand, den man nur aus Muskelkraft hoch presst. Immer wieder hoch in den geschlossenen Handstand, sodass die Fersen nie den Boden berühren und immer in der Luft sind. Das habe ich 406 Mal am Stück gemacht, das hat fast eine Stunde gedauert“, erzählt Stefanie Millinger.

Content entsteht spontan

Ihre Stunts lassen nicht nur mich staunen. Auf Instagram werden ihre Videos zum Teil millionenfach geklickt. Knapp 700.000 Menschen folgen ihr. Wie sie einhändig am Trapez über Schluchten hängt, sich verrenkt, verbiegt oder Gewichte stemmt, während sie einen Spagat macht. „Ich habe die verrücktesten Ideen, ich weiß selbst oft nicht, wie ich auf diese Ideen komme. Aber ich habe eigentlich keinen Plan, das entsteht alles spontan, wie es gerade so aus meiner Seele kommt. Ich bin eine sehr kreative Person, meine Ideen sind grenzenlos. Ich nehme jeden Tag ungelogen zehn Videos auf. Also ich könnte für die nächsten 20 Jahre nichts machen und ich hätte noch immer für die nächsten 20 Jahre Content, wenn ich jeden Tag etwas hochladen würde. Ich habe auf meinem Handy mehr 45.000 Medien“, lacht Stefanie Millinger.

FM4 Draußen: Pros & Profiles - Sportler*innen auf Social Media

Auf Social Media aktiv zu sein ist für Sportler*innen Teil ihres Alltags geworden. Sie müssen nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern sich und ihre Erfolge auch verkaufen können. Unseren Timelines bringt das jede Menge Super-Content, Hochglanzbilder, Actionvideos, Inspirationen. Was aber bedeutet das für die Sportler*innen und ihre Sportart? Empfinden sie Social Media mehr als Chance oder als Belastung? Diesen und anderen Fragen spürt FM4 Draußen in der Porträtserie: „Pros & Profiles – Sportler*innen auf Social Media“ nach.

Einen Social Media Plan hat die Akrobatin nicht und ihren Content produziert sie zum Großteil allein. „Meistens filme ich mich auch allein. Stativ und ich sind die besten Freunde. Es hat ewig gedauert, bis ich überhaupt ein Stativ hatte. Früher habe ich mir immer aus einem Schuh ein Stativ gebastelt.“

Tik Tok löscht ihren Account

Die größte Community hat das Akrobatik-Ass auf Instagram. Hier postet sie fast täglich Storys, Reels oder Postings. Auf YouTube hat sie einmal pro Monat ein Extrem-Workout zum Mittrainieren hochgeladen. „Bei mir sind die Trainingsvideos halt extremer. Aber jetzt habe ich leider schon seit einem halben Jahr nichts mehr auf YouTube hochgeladen, weil ich es zeitlich einfach nicht schaffe. Also falls irgendwer mit mir einen YouTube Kanal machen will, gerne“, sagt Stefanie Millinger und lacht. Auch auf Tik Tok war die Akrobatin, aber ihr Content war zu extrem für die Plattform, wie sie selbst sagt: „Tik Tok ist da irgendwie strenger, da kann man nicht so arge Videos hochladen. Ich hab das ein paar Mal gemacht und jetzt haben sie mir meinen Account gelöscht, weil ich immer gegen die Guidelines verstoßen habe. Sorry.“

Kein Geld mit Social Media, keine Werbeaufträge, keine Sponsoren

Geld verdient die 31-Jährige mit Social Media nicht. Sie nimmt weder Werbeaufträge für Social Media an, noch hat sie Sponsoren. „Ich bin generell so ein bisschen ein Sturkopf und dann hast du halt immer so Vorgaben. Ich mag das nicht, wenn das dann so unauthentisch ist“, sagt Stefanie Millinger.

Sie selbst bezeichnet sich gar nicht als Influencerin. Für sie hat Social Media keine Priorität. Mit ihrem Kanal möchte sie einfach das sharen, was sie eben gerne macht. „Ich will den Leuten einfach Freude damit machen, oder ein Lächeln ins Gesicht zaubern, oder vielleicht auch ein bisschen erschrecken, weil ich so arge Sachen mache“, lacht die Extremsportlerin. Obwohl sie kein Geld mit ihrem Account verdient, verspürt sie dennoch einen gewissen Druck. „Also in meinem Kopf sind so viele Ideen, die gehen mir nie aus, aber man denkt sich dann trotzdem immer so: Was habe ich noch nicht gemacht, was könnte ich noch machen? Also es ist schon irgendwie mit einem Druck verbunden. Ich muss zwar nicht abliefern und mache es freiwillig, aber ich denke mir dann ich muss es immer besser machen als vorher“, erzählt Stefanie Millinger.

„Coolster Content nur für mich und meine Familie“

Die Salzburgerin verbringt jeden Tag mehrere Stunden auf Instagram. Mittlerweile hat sie ihren Konsum aber stark eingeschränkt, weil es ihr nicht gut tue, „mein Selbstbewusstsein hat sehr darunter gelitten und ich habe gemerkt, dass Social Media Mitschuld war.“ Den Content, den sie selbst am besten findet, lädt sie aber nicht auf Instagram hoch, „verurteilts mich jetzt bitte nicht dafür, aber alles was ich auf Social Media hochlade ist eher so B und C Ware. Die richtig coolen Sachen, die ich mega feire, die lade ich nicht hoch, weil die sind nur für mich bestimmt und für meine engsten Freunde und Familie“, gibt Stefanie Millinger zu.

Neben Bewunderung bekommt die Extremsportlerin aber auch oft zu hören, warum sie ihre Leben riskiere. „Bei mir ist das halt kalkuliertes Risiko. Ich kann das halt einfach. Ich trainiere jeden Tag so viel dafür, das ist für mich wie für andere Autofahren. Also ich schmeiß mein Leben nicht weg. Ganz im Gegenteil: ich liebe mein Leben.“

Stefanie Millingers Follow-Empfehlungen

"acrojames: Also Leute, wenn ihr sowas mögt dann folgt ihm. Er ist next Level. Diese Person inspiriert mich so. Er ist wirklich ein Vorbild. Er ist einer der unverkennbarsten Akrobaten, die es gibt. Ich konnte mit ihm zum ersten Mal zusammen trainieren. Das war so eine große Ehre und die schönste Zeit meines Lebens, die vier Tage mit ihm zu trainieren. Er macht einfach so sein eigenes Ding. Sein Ziel ist es, dass Akrobatik Mainstream wird. Er will, dass die ganze Welt weiß was gemeint ist, wenn man Akrobatik sagt. Er hat sogar eine Welttournee gemacht, durch 60 Städte und hat überall Akrobatik Workshops gegeben.“

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